Macklemore hat im vergangenen Jahr sein erstes kommerzielles Solo-Album „Gemini“ veröffentlicht. Darauf bewies er, dass er auch ohne Produzent Ryan Lewis Hits für den Weltmarkt aufnehmen kann. Somit war es auch keine Überraschung, dass sein von den Atlier organisierten Auftritt in der Rockhal restlos ausverkauft war.
Esch-sur-Alzette. Bevor der Rapper aus Seattle auf die Bühne kommt, lässt er seinem Kollegen Dave B den Vortritt. Durch Sprech- und Gesang, was eine gewisse Ähnlichkeit zu Künstler im Stile eines J. Coles hat, zeigt er durch sympathisches Selbstbewusstsein seine angenehme Bühnenpräsenz. Viel Zeit hat er nicht, um sein Repertoire vollständig darzubieten, er beschränkt sich auf die eher smootheren Lieder. So richtig zum Tanz verleitet seine Musik an dem Abend nicht.
Macklemore reizt alle Sinne
Das ändert sich dann mit der Ankunft des Stars des Abends. Genauer genommen mit den Videos auf der riesigen Leinwand. Viele Lieder werden dort visuell unterstützt, mal mit atemberaubenden Naturaufnahmen, mal mit dem Konterfei berühmter Musikerkollegen, mal durch Animationen. Nicht dass seine Musik so etwas nötig hätte, doch untermalen diese Effekte seinen Auftritt auf passende Art und Weise.

Macklemore liebt es zur eigenen Musik zu tanzen. Foto: Carl Neyroud / den Atelier
Bevor der Mack selber die Bühne betritt, erscheinen die Tänzerinnen, der Posaunist und Gitarrist in Personalunion, die Trompeterin, ein DJ und der Trommler. Außerdem Sänger Eric Nally, Mitglied von Foxy Shazam, bekannt aus dem gemeinsamen Song „Downtown“, der erst wieder zur Zugabe reaktiviert wird. Eigentlich schade, sind seine Stimme und Bühnenpräsenz doch eine weitere Bereicherung des Abends.
Nach dem Intro startet Macklemore seine Charmeoffensive, erzählt persönliche Geschichten, um eine Beziehung zu den sechstausend Menschen aufzubauen. Er schwärmt vom luxemburgischen Krankenhaus, das seinen Knieschmerzen auf den Grund kommen wollte. Obwohl der Arzt empfahl die Tour abzubrechen, entschied er sich dagegen. Diese Opferbereitschaft kommt natürlich gut beim Publikum an. Genauso wie die große Veränderung in seinem Privatleben, denn seine zweieinhalbjährige Tochter hat kürzlich eine kleine Schwester bekommen. Sie sei traurig, dass der Papa ohne sie die Burgen in Luxemburg besichtigen gefahren sei. Eine Runde Mitleid bekommt er somit noch obendrauf. Und ein paar kühle Worte über Donald Trump dürfen auch nicht fehlen.
Reihenweise Welthits
Schon recht früh greift der nun zweifache Vater zu dem Welthit „Thrift Shop“, der ihn zu seinem Ruhm führte. Man hat den Eindruck, dass jeder den Song mitsingt und -rappt und man fragt sich, wie das noch getoppt werden soll. Es folgen ein paar ruhigere Lieder, die teilweise zur Sicherheit mit Playback hinterlegt werden, da manche tiefe Stimmlage live wohl schwierig zu performen sein dürfte. Dafür beweist der Superstar seine Fähigkeiten als MC, als er im Double-Time-Tempo ins Mikro rappt.

Macklemore in der ausverkauften Rockhal. Foto: Carl Neyroud / den Atelier
Auch als Tänzer steht er seinen Mann. Nicht nur zu „And we danced“, wo er in die Rolle seines betrunkenen Onkels schlüpft, steigt er zur Choreografie seiner zwei Tänzerinnen ein. Und um neue Inspirationen zu bekommen, lädt er zwei Fans zu sich hoch, die zum entsprechenden Lied ein „Dance Off“ veranstalten sollen, was hervorragend zur Belustigung aller gelingt.
Als später „Can’t hold us“ aus den Boxen ertönt, bebt die Rockhal erneut. Und das unterstützt durch die vorige Ansage, dass man sich im Jahre 1979 befindet und somit alle Handys non-existent sind. Natürlich hält sich nicht jeder daran, aber alles in allem folgen viele dem Aufruf. Während der Zugabe erhalten alle Smartphone-Freunde dann auch offiziell die Erlaubnis des Künstlers, die Halle während „These Days“ zu beleuchten. Zu allerletzt spielt Macklemore „Glorious“, das er für seine hundertjährige Oma geschrieben hat und ihr mit dem dazugehörigen Video ein traumhaftes Geschenk gemacht hat. Ein Familienmensch eben.
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