Informationsveranstaltung des Forstamtes Trier-Quint zum Thema „Arbeitssicherheit“ fand großes Interesse – Kreiswaldbauverein Trier-Saarburg ruft Privatwaldbesitzer zur Schulung der Mitarbeiter auf.
In 2018 gab es bundesweit 928 tödliche Forstunfälle
Trier – Der Wald steht für Erholung und Regeneration. Doch es gibt auch eine weitere, weniger schöne Facette: Die Arbeitssicherheit bei der Waldarbeit. Eine Unfallstatistik der Sozialversicherung für Landwirtschaft, Forsten und Gartenbau (SVLFG) weist aus, dass es bundesweit in 2018 exakt 5461 meldepflichtige Forstunfälle gab, davon etwa 928 mit tödlichem Ausgang. Eine Zahl, die laut Arnd Spahn, Vorstandsvorsitzender der SVLFG, weiter ansteigt: Bereits im ersten Halbjahr 2019 habe es bundesweit so viele tödliche Unfälle im Wald gegeben wie im gesamten Jahr 2018. Für Gundolf Bartmann, den Leiter des Forstamtes Trier bei „Landesforsten Rheinland-Pfalz“, sind das erschreckende Zahlen. Deshalb hatte das Forstamt Trier Praktiker, Waldbauern und interessierte Bürger erstmals zu einer Informationsveranstaltung in das Quinter Forstamt eingeladen. Und war damit auf ein großes Interesse gestoßen: Gut 40 Besucher leisteten dieser Einladung Folge.
Der Alltag, die Praxis, verleitet zu Fehlern
Der Föhrener Gerd Mattes liebt den Wald schon alleine aus einem ganz praktischen Grund: Hier kauft er sein Brennholz für den privaten Bedarf. Was mit Arbeit verbunden ist, denn das Holz muss mit Motorsägen erst aufgearbeitet werden. Eine keinesfalls gefahrlose Betätigung, für die ein Motorsägen-Schein erforderlich ist. Etwa zwei bis drei Monate verbringt Mattes mit dem Einbringen von Holz im Wald. Unfälle hatte er dabei noch keine, allerdings weiß er um die Gefahr: „Veranstaltungen wie diese sind wichtig, um das eigene Handeln kritisch zu hinterfragen“, weiß er. Und Alfred Kandels aus Bescheid/Eifel, Land- und Forstwirt mit 30 Jahren Berufserfahrung, ergänzt: „Der Alltag, die Praxis, verleitet zu Fehlern.“
Unfallzahlen steigen trotz Schulungen
Dem kann Gundolf Bartmann nur zustimmen: „Jeder, der im Wald arbeitet, kennt das Regelwerk zur Unfallvermeidung. Die dazu gehörenden Seminare sind bestens besucht. Und trotzdem kommt es immer wieder zu Unfällen.“ Eine Erklärung dafür hat Karl-Heinz Lehnert aus Paschel: „Gewisse Vorsichtsmaßnahmen, die man früher einmal erlernt hatte, vergisst man einfach“, sagt der Privatwaldbesitzer, der dem durch seine Teilnahme aktiv entgegenwirken will. Und er nennt noch einen zweiten Grund: „Alles entwickelt sich weiter, vor allem die Technik. Ich habe heute hier den hydraulischen Fäll-Keil gesehen. Den gab es vor vielen Jahren noch nicht. Damals hatten wir nur Kunststoffkeile und den Hammer.“
Eine Melone ist von der Stabilität her durchaus mit dem menschlichen Kopf vergleichbar
Zu den Hilfsmitteln, die sich weiterentwickelt haben, zählt auch die obligatorisch sein sollte Persönliche Schutzausrüstung (PSA), die Kleidung und Schuhe mit Schnittschutzmaterialien beinhaltet wie auch den im Wald unverzichtbaren Helm mit Gehörschutz und Kunststoffvisier. Stefan Arenz von der SVLFG veranschaulicht an seinem Informationsstand mit einer Wassermelone den Nutzen eines Schutzhelms. „Eine Melone ist von der Stabilität her durchaus mit dem menschlichen Kopf vergleichbar“, weiß er. Und lässt aus einigen Metern Höhe ein etwa drei Pfund schweres Holzstück auf die durch den Helm geschützte Melone fallen. Nichts passiert. Anders dagegen der Versuch ohne schützenden Helm: „Die Menschen sind immer wieder geschockt, wenn sie mit eigenen Augen sehen, wie die Melone zerplatzt und das rote Fruchtfleisch wegspritzt“, beobachtet er immer wieder. Dass dem ersten Schock eine tiefe Nachdenklichkeit folgt, freut ihn. Denn gerade bei den Forstwirten, die mit der Waldarbeit ihr Geld verdienen, habe sich die Akzeptanz zum Tragen von Schutzkleidung durchgesetzt. Handlungsbedarf gebe es dagegen vor allem bei den Privatwaldbesitzern.
Das bestätigt auch sein Kollege Stefan Maxein, der an diesem Tag das Innenleben und die Wirkungsweise von Arbeitskleidung mit Schnittschutz anhand einer Motorsäge anschaulich aufzeigt. Mindestens so eindrucksvoll aber ist auch sein Versuchsaufbau der zeigt, was passiert, wenn eine Kettensäge falsch angesetzt wird und dann auf den Arbeiter zurückschlägt.
Jeder dritte Waldarbeiter hat jährlich einen Arbeitsunfall
An Beispielen für die richtige Arbeitsweise mangelt es bei dieser Veranstaltung, die das Forstamt in Kooperation mit der SVLFG, der Regionalgruppe PEFC Rheinland-Pfalz und dem Kreiswaldbauverein Trier-Saarburg durchführt, nicht. Wie groß das Interesse ist, machen die zahlreichen Fragen deutlich, die von den Sicherheitsfachkräften ausführlich und geduldig beantwortet werden. Winfried Manns, Vorsitzender des Kreiswaldbauvereins Trier-Saarburg, zeigt sich erfreut über die positive Resonanz und das starke Interesse. Der langjährige Geschäftsführer des rheinlandpfälzischen Gemeinde- und Städtebundes sowie frühere Bürgermeister der Verbandsgemeinde Konz, kennt sich aus in der Waldarbeit. Manns gehört ebenfalls zu den Privatwaldbesitzern, hatte als Sohn eines Waldbauers schon den Umgang mit der Motorsäge erlernt, bevor er das Abitur hatte. Auch er beklagt die hohe Zahl an Unfällen im Forst: „Jeder dritte Waldarbeiter hat jährlich einen Arbeitsunfall.“ Die enge Zusammenarbeit des Kreiswaldbauvereins mit Landesforsten Rheinland-Pfalz sieht er als ideale Plattform zur Prävention. Gerade die Privatwaldbesitzer seien hier in besonderem Maße aufgerufen, Angebote wie solche Veranstaltungen zu nutzen und dadurch ihre Mitarbeiter zu sensibilisieren.
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