Fehlzeiten im Beruf sind in den letzten Jahren immer häufiger auf Erkrankungen des Bewegungs-apparates zurückzuführen. Während der Coronajahre sind die Zahlen laut AOK noch einmal gestiegen. Rückenschmerzen, Schulterläsionen und Bandscheibenschäden haben enorme Fehlzeiten zur Folge. Experten führen die Probleme auf eine unpassende Ausstattung des Arbeitsplatzes zurück.
Ergonomische Büromöbel könnten die Erkrankungen in vielen Fällen vermeiden. Trotzdem sind die meisten Unternehmen einheitlich ausgestattet, starre Tische und einfache Stühle bestimmen das Bild. Die Erkrankungen des Muskel-Skelett-Apparates nahmen gegenüber 2020 zu, die AOK verzeichnete 2021 allein für Rheinland und Hamburg 6,3 Prozent mehr als im Vorjahr. Im Homeoffice sieht es häufig noch schlimmer aus als im Unternehmen. Dabei ist die passende Ausstattung des Arbeitsplatzes zu Hause Sache des Chefs, der Arbeitnehmer muss für den Arbeitsschutz sorgen.
Richtlinien für Arbeitgeber und -geberinnen
Wenn wir Ergonomie am Büroarbeitsplatz als präventiven Arbeitsschutz bezeichnen, ist das keine selbst gewählte Formulierung: Ergonomie-Richtlinien befassen sich damit, die Arbeitgeber und -geberinnen sind zur Einhaltung per Gesetz verpflichtet. Die Berufsgenossenschaften fordern immer wieder dazu auf, Arbeitsplätze ergonomisch zu gestalten. Diese Vorgaben befassen sich mit der Ergonomie am Arbeitsplatz und insbesondere am Büroarbeitsplatz:
- die Arbeitsstättenverordnung, kurz ArbStättV
- das Arbeitsschutzgesetz, kurz ArbSchG
- Die Bildschirmarbeitsverordnung, kurz BildscharbV
- die DIN EN ISO 9241 und die DIN EN ISO 10075
Kurz zusammengefasst fordern die Verordnungen, dass Bürostuhl, Schreibtisch und Bildschirm aufeinander abgestimmt sind. Alle drei Komponenten müssen zudem auf die Körpergröße und -formen des Arbeitnehmers oder der Arbeitnehmerin abgestimmt sein, sodass man bei aufrechter Haltung gerade auf den Bildschirm schaut. Da Unternehmen nicht jeden Schreibtisch und jeden Stuhl nach Maß herstellen lassen, bedeutet das: Die Möbel müssen verstellbar sein, idealerweise gibt es neben Sitzarbeitsplätzen auch Steharbeitsplätze.
Diese Vorgaben gelten nicht nur am Arbeitsplatz im Unternehmen, sondern auch im Homeoffice. Hier ist es besonders schwierig, optisch und vom Platz her in die Wohnung passende Möbel zu finden. Trotzdem stehen individuell konfigurierbare, ergonomische Arbeitsplatzlösungen zur Verfügung.
Wie genau sieht ein ergonomischer Arbeitsplatz aus?
Drei Komponenten sind am Arbeitsplatz besonders wichtig: Bildschirm, Tisch und Stuhl. Bei ITlern kommen noch Tastatur und Maus hinzu. Außerdem spielt die Umgebung eine wichtige Rolle. Das Arbeitsumfeld sollte geräuscharm und ruhig sein, von Tageslicht durchflutet und im Idealfall schallgedämmt. Luftfeuchtigkeit und Temperatur sollten im Wohlfühlbereich liegen, gefordert werden in der Regel etwa 20 bis 22 Grad Celsius bei 40 bis 60 Prozent Luftfeuchtigkeit.
Bildschirm und Ergonomie
Der Bildschirm sollte wenigstens eine Größe von 22 Zoll haben. Studien haben ergeben, dass Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen langsamer arbeiten, wenn die Monitore kleiner sind. Zudem strengt es die Augen mehr an, die Konzentration lässt schneller nach. Die Bildschirmoberkante sollte sich bei geradem Sitzen etwa auf Augenhöhe befinden.
Schreibtisch: Hoch und niedrig im Wechsel
Idealerweise wechseln Büroangestellte zwischen Sitzschreibtisch und Stehschreibtisch. Bei beiden sollte der Arm einen Winkel von etwa 90 Grad bilden, die Handgelenke sollten gerade bleiben, wenn getippt wird. Im Sitzen müssen die Füße fest auf dem Boden stehen, im Knie und in der Hüfte sollte der Winkel jeweils bei etwa 90 Grad liegen. Der Schreibtisch muss tief genug sein, dass der Bildschirm etwa eine Armlänge vom Gesicht entfernt steht. In der Regel werden dafür 80 Zentimeter Tiefe angegeben. Unter dem Tisch ist Ordnung wichtig: Die Beine müssen in Bewegung bleiben, ohne sich in Kabeln zu verfangen oder gegen Rollcontainer zu stoßen.
Bürostuhl: Besser zappeln und lümmeln
Eine starre, gerade Sitzhaltung ist Gift für die Wirbel. Wer lange sitzt, muss von einer Haltung in die andere wechseln können. Dabei sollte die Wirbelsäule im Bereich der Lendenwirbel immer gut gestützt werden. Ansonsten ist alles erlaubt, sogar knien auf dem Stuhl oder das Lümmeln mit dem Oberkörper auf der Lehne bei umgedrehtem Stuhl. Solange der Rücken immer wieder in Bewegung gebracht wird, verkrampft nichts. Für gesundes Sitzen sollten die Fußsohlen gerade und fest auf dem Boden stehen können, wenn die Beine um etwa 90 Grad angewinkelt sind. Die Sitzfläche muss breit genug sein. Die Kniekehlen dürfen etwa zwei Fingerbreit über die Sitzvorderkante ragen. Weniger Sitzfläche wird auf die Dauer anstrengend, mehr engt ein.
Andere Branche, höhere Anforderungen
Zwar arbeiten heutzutage alle irgendwie im Büro, aber die Anforderungen sind doch andere. Während Kreative häufig noch zu Stift und Papier greifen, benötigen ITler zwei oder mehr Monitore. Manche Menschen benötigen auf dem Schreibtisch Platz für mehrere Laptops, während andere zahlreiche Peripherie-Geräte nutzen. Schreibtische sind so vielfältig wie die Berufe, in denen sie benötigt werden. Da gibt es einfach keine Lösung von der Stange. Umso wichtiger ist es, dass die Tische individuell und stufenlos einstellbar sind.
Dietrich meint
Das ist ein sehr interessanter Artikel zur Ergonomie am Arbeitsplatz gewesen. Ich habe mir bereits einige Beiträge dazu durchgelesen. Vielen Dank, jetzt habe ich genug Wissen zu diesem Thema gesammelt.