Von Andreas Gniffke (Text und Fotos)
Der 1:0-Erfolg im Heimspiel gegen Red Bull Salzburg war eine Sensation, doch F91 Düdelingen setzte in Salzburg noch einen darauf. Zum ersten Mal zog eine luxemburgische Mannschaft in die dritte Qualifikationsrunde zur Champions League ein und bewies, dass Geld im Fußball zum Glück noch nicht alles ist. Nun geht es wie im Vorjahr gegen NK Maribor aus Slowenien.
Thierry Steinmetz und Aurelién Joachim trugen sich mit ihren Toren am 24. Juli 2012 in die Fußballgeschichtsbücher des Herzogtums Luxemburg ein. Zwar verlor man in Salzburg mit 4:3, doch die erzielten Auswärtstore gaben bei einem 4:4 in der Addition beider Ergebnisse den Ausschlag für die Luxemburger. Der Erfolg über die vom Brausegiganten üppig ausgestatteten Bullen aus Salzburg war dabei durchaus verdient, in beiden Spielen war Düdelingen stark und der befürchtete Klassenunterschied nicht erkennbar. Konnte Salzburg die 0:1-Niederlage in Düdelingen in der Vorwoche noch als Betriebsunfall verbuchen (5vier.de berichtete), stellte die Leistung im Rückspiel ein Armutszeugnis dar. Ganz anders der Underdog aus Luxemburg, der sich die besseren Torchancen erarbeitete und gleich dreimal eiskalt abschloss. In beiden Spielen zeigte Düdelingen eine unfassbare kämpferische Einstellung.
Von Beginn an demonstrierte F91, dass man sich nicht 90 Minuten in der Defensive einmauern würde, dies wäre wohl auch gehörig nach hinten losgegangen. Immer wieder spielte man blitzschnelle Konter in die Spitze und so war es auch gar nicht unverdient, als Aurelién Joachim nach einem katastrophalen Fehlpass von Salzburgs Mendes durchstartete und den freistehenden Thierry Steinmetz bediente, der Torwart Alex Walke zur überraschenden Führung überwinden konnte (26.). Doch die Freude währte nicht lange, denn nur zwei Minuten später kam ein Abpraller im Strafraum von F91 zu Jantscher, der den Ball platziert neben den Pfosten setzte und Salzburg wieder ins Spiel brachte.
Der österreichische Meister drängte nun auf den zweiten Treffer und hatte Erfolg, wenn auch wiederum etwas glücklich. Eine Hereingabe sprang Hinteregger vom Arm an die Hand und von dort ins Tor, doch der Treffer zählte trotz aller Proteste (37.). Dass Salzburg nicht noch vor der Pause das 3:1 gelang, war Stürmer Stefan Maierhofer zu verdanken, der kurz vor dem Ende der Halbzeit eine riesige Chance vor dem leeren Tor kläglich verstolperte (44.). Somit war nach drei von vier gespielten Halbzeiten immer noch der Underdog eine Runde weiter.
Und der märchenhafte Abend setzte sich nach dem Seitenwechsel fort. Die Bullen-Defensive befand sich weiterhin im Tiefschlaf und so konnte Aurelién Joachim mit einem Traumtor in den linken Winkel bereits in der 48. Minute den Ausgleich erzielen. Salzburg war nun völlig von der Rolle und Düdelingen spielte weiter beherzt auf Konter. Einen davon nutzte in der 57. Minute erneut Thierry Steinmetz zur 3:2-Führung. Die Sensation nahm Gestalt an. Der österreichische Kommentator sprach bereits von „schrecklicher Stümperei“ der Bullen, Clubchef Mateschitz saß gut gebräunt doch kreidebleich auf der Tribüne.
Dass es doch noch einmal spannend wurde, lag an einer Gelb-Roten Karte für Sofian Benzouien, der wegen Ballwegschlagens nach einer Abseitssituation in der 74. Spielminute des Feldes verwiesen wurde. Und es wurde nicht nur spannend, sondern dramatisch. Zehn Minuten vor dem Ende bekam Salzburg einen berechtigten Strafstoß zugesprochen, den Cristiano vehement unter die Latte hämmerte. Nur eine Minute später erhöhte Zarate auf 4:3, es wurde eine lange Schlussphase für die dezimierten und aufopferungsvoll kämpfenden Düdelinger, vom frustrierten österreichischen Kommentator am Ende „Düdel-irgendwas“ getauft. Mit Glück und Geschick überstand F91 auch die üppigen fünf Minuten Nachspielzeit und zog am Ende nach einer grandiosen Leistung in die dritte Qualifikationsrunde ein.
Bereits in der kommenden Woche heißt der Gegner NK Maribor, gegen die man bereits im Vorjahr ausgeschieden war (5vier.de berichtete). Das Hinspiel wird voraussichtlich am kommenden Mittwoch (1. August) um 19 Uhr in Maribor ausgetragen. Würde man erneut verlieren, könnte man aber immerhin noch in der Play-off-Runde zur Europa League antreten. Die Gegner dort sind durchaus nicht uninteressant und könnten FC Liverpool, VfB Stuttgart, ZSKA Moskau oder Lazio Rom heißen… Bei einem Sieg über Maribor wäre F91 nur noch einen Schritt von der Champions League entfernt und hätte sich bereits für die Europa League Gruppenphase qualifiziert.
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