Von Andreas Gniffke
Manchmal schaffen es im Fußball doch die Kleinen, den vermeintlich Großen des Geschäfts gehörig in die Brause zu spucken. Einem solchen Moment wohnten die 1567 Zuschauer am gestrigen Dienstag im Stade Jos Nosbaum zu Düdelingen bei, als F91 den großen Favoriten Red Bull Salzburg sensationell mit 1:0 besiegte. Und das sogar hochverdient!
Man rieb sich verwundert die Augen: Der luxemburgische Meister F91 Düdelingen gewann gegen den Titelträger aus Österreich und muss sich am Ende lediglich vorwerfen lassen, sogar noch einige gute Chancen liegengelassen zu haben. F91 war dem 2:0 wesentlich näher als die Betriebsmannschaft des Brauseimperiums dem Ausgleich. Red Bull präsentierte sich überraschend schwach und lethargisch und kam gegen aufopferungsvoll kämpfende Düdelinger zu fast keiner Torchance. Ganz anders die Gastgeber. Nach einer kurzen Phase des Abtastens spielte F91 beherzt nach vorne, wirkte dabei aber häufig etwas überhastet. Salzburg versuchte das Spiel zu beruhigen und setzte ganz auf die eigene technische und taktische Überlegenheit. Ein Trugschluss.
Die ersten Qualifikationsrunden zu den Europapokalen gehörten traditionell den kleineren Verbänden der UEFA-Welt. Das gilt leider nicht nur für die Mannschaften, sondern auch für die Schiedsrichter. Diesmal schickte man Anar Salmanov aus Aserbaidschan mit seinem Team ins beschauliche Luxemburg und dieser zog sich schnell den Zorn der Zuschauer zu. Eine extrem kleinliche Regelauslegung führte zu zahlreichen Unterbrechungen und in der 24. Minute versagte er F91 einen glasklaren Elfmeter, als Aurélien Joachim im Strafraum von Ibrahim Sekagya gelegt wurde. Der Favorit kam nur durch einige Freistöße zum Abschluss, Gefahr brachten diese aber kaum. Jonathan Joubert im Tor von F91 verlebte eine erstaunlich entspannte erste Halbzeit.
Wer nun dachte, dass Red Bull nach einer Standpauke stärker aus der Kabine kommen würde, sah sich getäuscht. Düdelingen übernahm wieder die Initiative, ohne allerdings zu großen Torchancen zu kommen. Lediglich ein Distanzschuss von Thierry Steinmetz musste von Alex Walke im Tor der Österreicher pariert werden. Nach einer Stunde bekam man allerdings ein wenig das Gefühl, dass Düdelingen dem hohen Tempo Tribut zollen musste. Die Angriffe wurden nun immer halbherziger ausgespielt, viele leichte Fehler im Spielaufbau schlichen sich ein. Red Bull war aber weit davon entfernt, diese Schwächephase auszunutzen. Und es war tatsächlich nur eine Phase und Sturmtank Aurélien Joachim sorgte für die zweite Luft. Im Mittelfeld schnappte er sich eine Viertelstunde vor dem Abpfiff einen verlorenen Ball der Salzburger, trug diesen ungestört von den Verteidigern in Richtung Tor und hämmerte den Ball aus gut 20 Metern unhaltbar für Walke ins Tor.
F91 glaubte nun an den greifbar nahen Erfolg und kämpfte gegen zunehmend frustrierte Österreicher fulminant gegen den Ausgleich. Wenn einmal einer der nun stark nach vorne drängenden Salzburger zum Abschluss kam, warf sich mindestens ein Luxemburger ohne Rücksicht auf Verluste in den Schuss. Und die leidenschaftliche Abwehrschlacht wäre sogar noch gekrönt worden, wenn Sofian Benzouien kurz vor dem Ende allein vor Alex Walke die Nerven behalten und den Ball ins Tor und nicht in die Arme des Torwarts geschossen hätte. Aber den Sieg ließen sich die Luxemburger nicht mehr nehmen und feierten nach dem Abpfiff euphorisch den unerwarteten Sieg.
Im Rückspiel in der kommenden Woche sind die Voraussetzungen also gar nicht einmal schlecht. Doch Salzburg dürfte nicht noch einmal so einen rabenschwarzen Tag erleben und Düdelingen sicher nicht noch einmal derartig unterschätzen. Doch wenn tatsächlich ein Auswärtstor gelingen würde…… Träumen ist erlaubt!
STATISTIK
Tore:
1:0 Aurélien Joachim (75.)
Schiedsrichter: Anar Salmanov (Aserbaidschan)
Besondere Vorkommnisse:
Gelb-Rote-Karte Jonathan Soriano (RB Salzburg, Schwalbe, 90.)
Kommentar verfassen