Wenn sich die TBB Trier heute auf den Weg nach Bremerhaven macht um morgen um 15 Uhr dort zu spielen, wird es möglicherweise ein Spiel auf Messers Schneide. Denn die Eisbären sind es gewohnt, dass ihre Partien erst am Ende entschieden werden, gerne auch mit der Schlusssirene. So passiert in Bamberg und Hagen oder zu Hause gegen Ulm. Auch in ihrem letzten Spiel führten sie im letzten Viertel – gegen den Topclub aus Oldenburg – ehe der Einbruch stattfand. Aus Sicht der Gastgeber ist ein Ende der Niederlagenserie mehr als hinfällig. Ob die Trierer da der ideale Gegner für ist, darf nach dem Sieg gegen die Bayern aber bezweifelt werden.
Trier/Bremerhaven. In dieser Liga kann jeder jeden schlagen. Das hört man häufig, seitdem es keine Abo-Meister mehr gibt. So bewiesen am vergangenen Sonntag, als ein vermeintlicher Abstiegskandidat den deutschen Meister besiegte. Doch wenn man die Aussagen der Verantwortlichen aus Bremerhaven hört, scheint sie das kalt zu lassen. Manager Jan Rathjen spricht trotz der negativen Serie über fünf Spiele nach wie vor von den Playoffs. Und das nicht ganz zu Unrecht, schließlich waren die drei letzten Niederlagen gegen vermeintliche Top-6-Kandidaten. Wenn man aber die Endrunde nicht aus den Augen verlieren möchte, sollte gegen die Moselaner gepunktet werden.
Um das zu erreichen, stehen Trainer Calvin Oldham einige gute Spieler zu Verfügung. Zunächst sei der Chef im Ring genannt: Point Guard Lorenzo Williams spielt zum dritten Mal in Deutschland, zuletzt 2010 für Gießen. Niemand steht länger auf dem Feld, er legt fast sechs Assists im Schnitt auf, punktet aber auch selber mehr als ordentlich (12,7 Punkte pro Spiel), ist zudem mit 1,7 Steals das Gegenteil eines offensiven Schönspielers. Er strahlt zu jedem Zeitpunkt Souveränität auf, als wüsste er immer, was zu tun ist.
Bremerhavener Kader noch unausgeglichen
Mit Topscorer Moses Ehambe (fast 15 Punkte) und der Zonendominanz Devin Searcy (Zehn Punkte / 9 Rebounds) hat Williams schlagkräftige Kollegen an seiner Seite. Doch man sieht auch schnell, wo sich die Baustellen des Kaders befinden. In Sachen Turnover und Trefferquote steht man weit unten in der Liga. Zwei Beispiele dafür sind der größte BBL-Spieler Nick Schneiders (trotz 2,21 Metern nur 41 % aus dem Feld) und Liga-Dino Sven Schultze, der nach seinem Edelreservisten-Dasein in Berlin nochmal in einer größeren Rolle spielen wollte. Diese erfüllt er aber derzeit nicht, nur 30 % trifft er (vergangenes Jahr fast doppelt so gut) und verliert zudem 2,2 Mal den Ball. Sollten sich deren Formkurven nicht verbessern, wird der Traum von den Playoffs einer bleiben.
Dem Gefälle im Eisbären-Kader wird Trainer Henrik wohl erneut mit Kollektivität begegnen. Alle müssen mithelfen, die entscheidenden Akteure der Bremerhavener aus dem Spiel zu nehmen, dann wäre ein Sieg wahrscheinlich. Sollte man Williams und Co. nicht kontrollieren können, wären die Grün-Weißen der erwünschte Aufbaugegner. So sind einmal mehr die Herren von der Bank im Fokus, zum Beispiel ein Tony Canty, der in seinen Minuten gegen Bo McCalebb defensiv wichtige Arbeit verrichtete. Auch im Kampf um den Rebound bewies die Mannschaft Herz, erntete in Gemeinschaftsarbeit das Fallobst ein. Das wird gegen die stark reboundende Eisbären-Mannschaft wieder vonnöten sein.
Ein richtungsweisendes Spiel – auch das hört man häufig. Für beide Bundesligisten gilt: Ein Sieg wäre wichtig, eine Niederlage zwar kein Drama, aber doch eine gehörige Dämpfung. Wer von den ehemaligen Trainer-Kollegen am Sonntag mit einem Lächeln die Stadthalle Bremerhaven verlassen wird, ist bis zum Sprungball – und wie so oft bei den Blau-Weißen in dieser Saison vielleicht auch bis zur Schlusssirene – völlig offen.
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