Sieht man sich die Liste der Sportangebote auf den Internetseiten des Hochschulsports der Uni Trier an, trifft man neben dem Standardprogramm auf allerlei Exotisches. Wer und auch wie viel Aufwand dahinter steckt, hat 5vier.de bei einem Blick hinter die Kulissen erfahren.
48 Sportarten und Disziplinen, 94 verschiedene Kursangebote, zwischen 164 und 186 Übungseinheiten und bis zu 3500 Teilnehmer pro Semester. Diese Zahlen sind beeindruckend und die Vielfalt des Angebotes im Rahmen des Hochschulsports der Universität Trier wird umso deutlicher, wenn man bedenkt, dass bei olympischen Spielen lediglich 37 Disziplinen vertreten sind. So ist es wenig verwundernd, dass ähnlich wie bei Olympia verwaltungstechnisch fachkundige Köpfe und Hände von Nöten sind, um diese Aufgabe zu überblicken. Unter der Leitung von Frau Dr. Elisabeth Reis, ehemalige Hochleistungsruderin und promovierte Sportwissenschaftlerin, ist dieser Sachverstand garantiert. Seit 1996 ist sie für die Koordinierung des Unisports in Trier zuständig.
Quantität und Qualität
„Es ist für mich selbstverständlich, dass Sportwissenschaftler die Organisation des Unisports leiten, denn allein angesichts der Quantität und auch der notwendigen politischen Arbeit macht es Sinn, dass man in ökonomischen, soziologischen und medizinischen Aspekten des Sports geschult ist. So müssen, um der fachlichen Aufsicht gerecht zu werden, die Übungsleiter auf ihre Tauglichkeit geprüft werden, weshalb man letzten Endes auch für die Qualität verantwortlich ist“, fasst Reis ihre Aufgaben zusammen. Besonders reizvoll am Hochschulsport finde sie die junge Zielgruppe. Jung heiße allerdings nicht unbedingt gesünder, wie bei älteren Menschen stellten sich auch unter den Studis spezifische Problemlagen mit Krankheitsbildern dar, an denen es das Sportangebot auszurichten gelte. Vor allem Atemwegserkrankungen wie Asthma seien weit verbreitet. Man könne den Hochschulsport in diesem Kontext als chronologische Fortsetzung des Schulsportprogrammes sehen. Schwerpunkt und Ziel seien vor allem Breitensport und die Gesundheit und Fitness der Studierenden.
Darum haben sich die deutschen Hochschulen gesetzlich verpflichtet, neben kulturellen auch sportliche Aktivitäten anzubieten. Den größten Erfolg des Trierer Unisports sieht Frau Dr. Reis weniger im Wettkampfsport, hochrangige Erfolge und Vertretungen gebe es dort aus Trier eher nicht, dazu fehlten die Fördermittel. Vielmehr sind es ihrer Meinung nach die gute Zusammenarbeit mit einigen Vereinen aus Trier und das sehr reichhaltige Angebot, das man auf die Beine gestellt hat, was man als Erfolg werten könne. Von den allseits bekannten Klassikern wie Fußball, Tennis, Handball, Volleyball über Tanz- und Kampfsportarten, Reiten, Segeln, Badminton, bis hin zu eher ungewöhnlichen Sportarten wie Lacrosse und Intercross müsste sich für jeden etwas Passendes finden lassen. Die neuesten Disziplinen seien Headis und Capoera. Selbst Aerobic und Yoga muss man nicht missen. Besonders bei sportlichen Aktivitäten wie letzteren, die nicht in Mannschaften organisiert sind, sei es wichtig, dass sie gegenüber dem sich aus Studierenden zusammensetzenden AK Sport Lobbyarbeit leiste, weil diese oft keine Obleute für das Gremium abstellen. Schließlich soll Gleichberechtigung gewahrt bleiben. Darüber hinaus steht Frau Dr. Reis aber auch für Fragen bezüglich bestimmter Erkrankungen und individuelle Trainingsberatung zur Verfügung.
Rugby: international, traditionsreich, kontaktvoll
Eine der Sportarten, die unseren Breiten eher weniger stark anzutreffen ist, im Sportprogramm der Uni Trier aber überaus erfolgreich vertreten ist, ist Rugby. Schon seit den 70er Jahren wird im Umfeld der Uni Rugby gespielt, in der jetzigen Form als 15er-Rugby seit 1997, die Teams sind eingegliedert in die Vereinsstruktur des FSV Trier-Tarforst. Ein kurzes Interview mit Johannes Jackson, dem Trainer der Herrenmannschaft, verschafft einen ersten Eindruck.
5vier.de: Hallo Johannes! Rugby ist ja eine eher weniger verbreitete Sportart in Deutschland, wie bist du dazu gekommen?
Jackson: Als Sohn eines Walisers habe ich mich schon als Kind viel mit Rugby beschäftigt, wir haben uns oft Spiele im Fernsehen angesehen. Weil es in Norddeutschland, wo ich aufwuchs, aber kein Rugby gab, habe ich vor allem Fußball gespielt. Als ich zur Ausbildung dann nach Trier kam, war ich sehr froh, hier die Möglichkeit zum Rugbyspielen gefunden zu haben und es war klar, dass ich hauptsächlich deshalb auch hierbleiben werde, weil sich darüber fast mein kompletter Freundeskreis gebildet hat.
5vier.de: Kameradschaft spielt eine wichtige Rolle im Rugby, doch was macht die Faszination „Rugby“ für dich aus?
Jackson: Eigentlich ist es genau das, die Teamfähigkeit, die Kameradschaft, die notwendige Kommunikation im Spiel. Aber auch generell, dass man extrem schnell in diese Community reinkommt und dass man die Fähigkeit erlernt, mit Härte umzugehen.
5vier.de: Rugby ist landläufig ja als ziemlich brutal verschrieen, ist das ein Vorurteil?
Jackson: Brutal ist meiner Meinung nach das falsche Wort. Es ist keine Brutalität, die das Spiel ausmacht, sondern viel eher eine erwartete Härte, die nun mal dazugehört, denn Rugby ist ein Kontaktsport. Man muss im Spiel leichte Schmerzen definitiv aushalten können, ohne sich auf dem Boden zu rollen. Man geht ganz anders mit Verletzungen um, es sind auch meist leichte Dinge wie durch stumpfe Schläge entstehende Prellungen, aber auch Knochenbrüche gibt es. Fußverletzungen an zum Beispiel Bändern sind eher selten. Brutaler als andere Sportarten ist Rugby definitiv nicht, man weiß, was man tut, und auch beim Fußball kann man sich die Nase brechen, wenn man einen Ball oder Ellenbogen ins Gesicht bekommt.
5vier.de: Welche Voraussetzungen sollte man mitbringen, wenn man sich für den Sport interessiert und wem würdest du grundsätzlich davon abraten?
Jackson: Körperliche Voraussetzungen gibt es keine, denn für jede Statur gibt es eine passende Position. Man sollte lediglich keine Angst vor Körperkontakt haben und team- und kommunikationsfähig sein. Grundsätzlich abraten würde ich also keinem, einfach ausprobieren!
Der 5vier.de-Selbsttest: Rugby-Training
Die von Johannes Jackson vermittelten Eindrücke kann ich nach dem Selbstversuch im Training nur voll bestätigen. Anfänger und Neulinge werden herzlich empfangen und an das Spiel in Crash-Kursen herangeführt. Passtechniken, Laufwege und auch die Kontaktaufnahme mit dem Gegen- sowie Mitspieler werden erklärt und geübt. Angst vor der Härte muss im Training auch niemand haben. Zwar wird in der zweiten Hälfte mit den alten Hasen trainiert und auch gegeneinander gespielt, jedoch lediglich in der kontaktarmen „Touch“-Variante. Extrem sympathisch ist dabei, wie auch die erfahrenen Spieler immer wieder beteuern, dass sie selbst erst seit ein bis drei Jahren dabei sind. Eine weitere Besonderheit: die starke Internationalität. Neben Trierern und Studenten aus ganz Deutschland kommen die Spieler aus Großbritannien, Frankreich, der Ukraine, den Vereinigten Staaten und Simbabwe. Jackson erinnert sich, dass der Höhepunkt vor einigen Jahren bei 22 verschiedenen Nationalitäten lag. Kommandos der Trainer und Spieler erfolgen daher meist auf Englisch und auf Deutsch. Das tut den Traditionen wie der auch aus anderen Sportarten bekannten „dritten Halbzeit“ und der Pflege des Rugby-Sangesguts jedoch keinen Abbruch. Wer jetzt denkt „echter Männersport“, wird eines Besseren belehrt. Falls unter allen, die jetzt mehr erfahren wollen, auch weibliche Zeitgenossinnen weilen: Auch eine Damenmannschaft besteht. Für die Interessierten beider Geschlechter gibt es hier alle weiteren notwendigen Infos.
Bildnachweise: Offizielles Logo des Hochschulsports der Universität Trier; Fotos der Spielszenen, Quelle: www.rugby-trier.de, Fotograf: Christian Berndt
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