Der Flughafen Hahn ist nicht erst seit dem gescheiterten Verkauf an einen dubiosen chinesischen Investor finanziell am straucheln. War im Juli 2016 noch die Rede davon, die Liquidität bereits ab September über Haushaltsmittel des Landes sicherstellen zu müssen, spricht der Aufsichtsratsvorsitzender der Flughafen Hahn GmbH, Salvatore Barbaro nun von Ende November.
Trier / Hahn-Flughafen. Den stellvertretenden Vorsitzenden der CDU-Landtagsfraktion, Alexander Licht, stimmt diese Information skeptisch: „Das ist eine wundersame Geldvermehrung am Hahn. Dieses Verwirrspiel passt zu den chaotischen Abläufen beim peinlich gescheiterten Versuch der Landesregierung, den Flughafen Hahn zu verkaufen.“ Er vermutet eine gezielte Taktik, um das aktuell laufende zweite Verkaufsverfahren nicht zu gefährden.
Dabei ist die finanzielle Achterbahnfahrt des angeschlagenen Flughafens alles andere als neu. Schon im September wurde durch Aufsichtsratchef Barbaro mitgeteilt, dass die liquiden Mittel nun doch bis Ende Oktober reichen würden. Begründet wurde dies mit Mehreinnahmen durch Militärtransporte sowie aufgeschobene Investitionen. Hinzu kommt, dass sich die Luftfahrtindustrie nicht nur am Hunsrück-Airport im stetigen Wandel befindet. Ein Blick auf die aktuell veröffentlichten Passagierzahlen am Hahn untermauert das stetige Auf und Ab. Obwohl im Vergleich zum Vorjahreszeitraum 0,9 Prozent weniger Passagiere den Flughafen nutzten, überzeugte 2015 mit einer ungewöhnlichen Zunahme von 8,8 Prozent.
Nimmt man die Tatsache hinzu, dass Hahn-Hauptkunde Ryanair im diesjährigen Sommerflugplan eine Verbindung weniger anbot, wird aus dem Abwärtstrend gar beinahe ein Status quo. Deutlich wird dadurch aber auch, wie abhängig der Hahn von dem irischen Billigflieger ist. Mit seiner Hauptbasis in London-Stansted empfindlich vom Brexit getroffen, bleibt er ein höchst undurchsichtiges Aushängeschild, welches mit der kommenden Eröffnung neuer Strecken zum nahe gelegenen Luxemburger Flughafen den Hahn weiter untergräbt.
Im Frachtgeschäft spiegelt das Minus von rund 15 Prozent einerseits die weltweite Flaute der Branche wieder, mit der Flughäfen, Frachtunternehmen und Flugzeughersteller weltweit zu kämpfen haben, aber zeigt auch den empfindlichen Verlust durch den Weggang der Fracht-Airline Yangtze River Express. Der chinesische Fracht-Gigant hatte sich im vergangenen Jahr zum Umzug an den deutlich größeren Standort München entschieden und damit eine klaffende Lücke im Hunsrück hinterlassen.
Alexander Licht findet es „wenig glaubwürdig, dass die Regierung von Frau Dreyer nicht schon vor Monaten relativ präzise definieren konnte, wie lange die Eigenmittel am Hahn noch reichen.“ Die Transparenz, die Ministerpräsidentin Dreyer nach dem gescheiterten Verkauf versprach, ist offensichtlich gar nicht so einfach zu gewährleisten. Angesichts der unüberschaubaren Zahl an Faktoren, die über die Liquidität und Zukunft des Flughafen Hahns entscheiden, hat dies aber weniger mit der Inkompetenz der Regierung als viel mehr mit einer sprunghaften Branche und den undurchschaubaren Strategien der ansässigen Airlines zu tun. Nicht von der Hand zu weisen ist, dass auch dies hausgemachte Probleme sind, die allerdings schon lange vor Ministerpräsidentin Dreyer beschlossen wurden.
Wie es mit dem Flughafen Hahn nun weitergeht, wird sich voraussichtlich am 28. Oktober 2016 entscheiden. An diesem Datum läuft die Frist für konkrete Angebote zum Kauf ab, für den es derzeit 13 Interessenten gibt. Als aussichtsreichste Bewerber gelten die chinesische HNA Group, zu der auch mehrere Fluggesellschaften (u.a. die Fracht-Airline Yangtze River Express) gehören, als auch das Trierer Immobilienunternehmen Triwo, welches bereits einige Flughäfen in Gewerbegebiete umgewandelt hat.
In den kommenden Wochen wird sich also entscheiden, ob der Hahn auch in Zukunft noch „ready for take off“ bleibt.
Bilder: Flughafen Frankfurt-Hahn / CDU Landtagsfraktion
Schreibe einen Kommentar