Fortuna Köln greift nach einigen Jahren in der Versenkung wieder nach den Sternen. Das Spiel des Traditionsvereins bei Eintracht Trier am Samstag (14 Uhr) wurde abgesagt.
Ein Fest wie Karneval geht natürlich auch an Fortuna Köln nicht spurlos vorüber. Am Altweiber-Donnerstag war es ein Novum, dass die Regionalliga-Fußballer überhaupt auf dem Trainingsplatz arbeiten durften. „An dem Tag findet man in Köln nur selten jemanden, der arbeitet und uns die Tür unseres städtischen Stadions aufschließt“, lacht Uwe Koschinat. Und als der Trainer seine taktischen Übungen vorgab, drang laute Party-Musik bis auf den Rasen vor. „50 Meter von unserem Gelände am Südstadion stand ein Zelt mit einem der größten Karnevalsfeste mit 5000 Leuten und TV-Übertragungen.“
Nach den „Höhnern“ und Kostümen war der Aschermittwoch für Fortuna Köln aber wieder das Startsignal in der Vorbereitung auf das Spiel bei Eintracht Trier am Samstag (14 Uhr). Am Freitag wurde die Begegnung aber abgesagt, weil der Platz im Moselstadion unbespielbar ist. Dabei hatte sich Uwe Koschinat schon auf den Auftritt gefreut.
„In Trier kann auch Unruhe aufkommen“
„Das ist eins der besonderen Spiele in der Regionalliga, die Atmosphäre in Trier ist drittligareif“, schwärmt der Fußballlehrer, für den der Traditionsverein vom Dom die erste Trainerstation im Seniorenbereich ist. Auch die Ausgangsposition schmeckte ihm ursprünglich. Zwar hatte sich die 0:1-Heimpleite von Eintracht Trier gegen den SC Idar-Oberstein auch bis Köln rumgesprochen, was Koschinat vermuten ließ, dass die Elf von Roland Seitz „von der ersten Sekunde an bedingungslos auf Sieg spielen wird“. Doch da die Eintracht einen Erfolg dringend benötigt hätte, um ihre Chancen im Aufstiegsrennen zu wahren, witterte der Fortuna-Coach ebenfalls Chancen. „Ich habe das Publikum als sehr enthusiastisch kennengelernt, bei Misserfolg kann die Stimmung aber auch ins Gegenteil umschlagen. Unruhe wäre unser Vorteil. Von daher müssen wir versuchen, das Spiel zum Stehen zu bringen und gegen Trier mannhaft dagegen halten.“
Fortuna Köln empfahl sich zuletzt mit einem 1:0-Erfolg bei Bayer Leverkusen II. Es war der erste Sieg im dritten Ligaspiel 2012. Wo Koschinat nach der 1:4-Niederlage gegen den VfL Bochum II noch schockiert war über einen desolaten Auftritt, konnte er mit der Reaktion beim 0:1 in Wuppertal schon gut leben. Für viele Experten gilt die Fortuna noch für die Rückrunde als Geheimfavorit auf eine gute Rolle, schon nach den ersten 18 Spielen stand der Aufsteiger auf dem vierten Platz. Investoren binden sich wieder verstärkt ein bei dem Traditionsverein, der 26 Jahre in der 2. Bundesliga spielte, unter dem mittlerweile verstorbenen Mäzen Jean Löring seine glorreichste Zeit erlebte und zwischenzeitlich für einige Jahre in der Versenkung verschwand. Als Koschinat im vergangenen Jahr unterschrieb, stellte er sich noch auf die NRW-Liga ein. Doch nach dem Rückzug des etatmäßigen Aufsteigers Germania Windeck zog die Fortuna das Glückslos und stieg nachträglich auf.
Fortuna Köln peilt die 3. Liga an
Der Weg soll damit aber noch nicht beendet sein. Obwohl es die meisten Fußballfans in Köln weiterhin eher zum großen Nachbarn mit dem Geißbock in die Bundesliga zieht, peilt die Fortuna die 3. Liga an. Mit Michael Lejan und Christian Pospischil kamen im Winter zwei hoffnungsvolle Verstärkungen. Es sind die ersten Indizien für die neuen Möglichkeiten in der Domstadt. Massimo Cannizzaro, der eine Verletzung auskuriert, soll spätestens in der neuen Saison der erhoffte Torjäger sein, den Koschinat bislang vermisst. Mit Silvio Pagano spielt der gefährlichste Mann mit acht Treffern derzeit auf dem offensiven Flügel. „Wir haben einen Drei-Jahres-Plan aufgestellt, in dem der Aufstieg gelingen soll“, so der Trainer, der darum weiß, sich in der reformierten Regionalliga West aufstrebender Konkurrenz stellen zu müssen. „Mit Viktoria Köln steigt ein ambitionierter Klub auf, Rot-Weiss Essen und der Wuppertaler SV werden wieder einiges auf die Beine stellen, dazu gibt es wieder einige Absteiger und dadurch mehr Wettbewerb als in diesem Jahr.“
Für den ehrgeizigen Trainer wäre der Sprung dennoch ein echter Traum, der in Erfüllung geht. Obwohl Karneval nie auf ein Saisonende im Fußball fällt, würde nicht weit entfernt vom Südstadion dann bestimmt groß gefeiert werden.
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