Am Freitag, den 2. September wurde die neue Ausstellung der Gruppe „PhotoCreativ“ in der Sparkasse am Viehmarkt eröffnet. Grund genug sich einmal mit der Gesellschaft hinter den Kameralinsen zu beschäftigen: Die Fotografische Gesellschaft Trier.
Fotografieren ist kein seltenes Hobby. Nahezu jeder hat mindestens ein Fotoalbum im heimischen Bücherregal, gefüllt mit kostbaren Erinnerungen, unvergesslichen Momenten und peinlichen Schnappschüssen. Auf Facebook und Konsorten kursieren Fotos der wochenendlichen Party- Fauxpas, alte Grundschul- Klassenfotos und Arbeitergeber- geprüfte Urlaubsbilder. Eines haben diese Bilder gemeinsam: Kunst ist das höchstwahrscheinlich nicht.
Richard Krings, erster Vorsitzender des Vereins Fotografische Gesellschaft Trier, traf sich mit 5vier.de zu einem Gespräch, um den Unterschied zwischen Partyknipserei und künstlerisch reizvoller Fotografie zu erklären und etwas zum Verein an sich zu erzählen: „Gegründet wurde er im Herbst 1999 von ca. 20 Mitgliedern, die sich sowohl aus Berufs- wie auch Hobbyfotografen zusammengesetzt haben.“ erklärt er. Wie in jeder Stadt gibt und gab es damals auch in Trier viele Leute, die die Fotografie zu ihrem Hobby auserkoren hatten, allerdings fehlte Trier etwas was andere Städte hatten: ein Fotoclub, wo man sich treffen und austauschen konnte. „Es bestand einfach ein Bedarf.“
Zu Entstehungszeiten des Vereins bestand dieser Austausch meist aus Erfahrungen der einzelnen Fotografen mit verschiedenen Entwicklern und verschiedenen Fotopapieren. War damals doch noch die analoge Fotografie vorherrschend. „Viele der Fotografen haben zuhause eigene Dunkelkammern in denen sie die Bilder selbst entwickelten.“ Jeden ersten Montag im Monat kommt man zusammen zu einem öffentlichen Vereinstreffen, bei dem Vorträge gehalten werden, wie etwa über Siebdruck, Fotografen von auswärts anreisen um von ihren Erfahrungen zu berichten oder auch Bilder vorgestellt werden. Neben diesem monatlichen Clubabend gibt es noch verschiedene kleinere Arbeitsgruppen, wie etwa eine Mulitivisionsgruppe, Gruppen, die sich vorwiegend mit Bildgestaltung oder mit Techniken beschäftigt und PhotoCreativ, die in ihren Anfängen noch „Digitale Fotografie“- Gruppe hieß und sich mit ebensolcher beschäftigte. Als die digitale Fotografie dann mehr und mehr Raum für sich beanspruchte, musste auch die Fotografische Gesellschaft auf dieses neue Medium reagieren. „Erst wurde das Digitale als Spielerei und Knipserei abgetan, die analoge Fotografie war eben das womit man wirklich Kunst gemacht hat. Als die Technik dann immer weiter voranschritt, erkannte man, dass auch mit digitaler Fotografie wirklich hervorragende Bilder gemacht werden können.“ Es entstand eine Basis des gegenseitigen Respekts: Der digitalen Fotografie klebte nicht länger das Etikett des „Billigen“ an und die analoge Fotografie behielt ihre ehrfurchtgebietende Stellung als besonders künstlerische Art zu arbeiten.
„Die Maxime blieb weiterhin ein gutes Foto zu machen, wie ist egal.“ Auch Krings selbst arbeitet schon seit langem mit einer Digitalkamera. Der ehemalige Gymnasiallehrer für Deutsch, Geschichte und Politik hat in seiner Lehrer- Vergangenheit auch Schülerzeitungen betreut und die Onlinepräsentation der Schule gestaltet. Von daher hat er sich schon früh mit Computer auseinandergesetzt. Der Weg in die Digitalfotografie war da ganz natürlich. „Ich hatte früher auch eine analoge Kamera, aber nie eine eigene Dunkelkammer zum entwickeln. Am PC kann ich dasselbe Hochgefühl haben wenn ich ein Bild aus dem Drucker nehme, wie ein analoger Fotograf, der sein Bild aus dem Wasserbad zieht.“ Ist die Arbeit mit einer digitalen Kamera denn nicht wesentlich günstiger als mit einer analogen, kann man fragen. Krings kann da nicht so recht zustimmen: „Wenn man die Kosten zusammenrechnet, also erstmal eine gute Digitalkamera an sich, dann einen ordentlichen Drucker, das Papier natürlich und ein gutes Programm für den Computer, kommen auch schon recht hohe Kosten zusammen.“
Vielleicht sind die hohen Kosten mit ein Grund warum der Verein über zu wenig junge Mitglieder klagt. Zwar hat man viele Leute, die im Beruf stehen und noch mehr die bereits pensioniert sind, aber nur wenige Jugendliche finden ihren Weg in den Club. „Wir bemühen uns immer um eine Zusammenarbeit mit jungen Leuten, sei es in der Schule oder an Fachhochschule und Universität. Das Interesse bei den jungen Leuten ist immer groß. Nur meist verläuft es sich auch recht schnell wieder im Sande.“ Die meisten jungen Leute, erklärt Krings, müssen (und wollen) ihr Interesse meist erst auf andere Gebiete verteilen. Sie haben einfach nicht so viel Zeit sich eingehend mit dem Hobby der Fotografie zu beschäftigen, da sind die eventuellen Kosten meist eher Nebensache. „Überhaupt bieten wir oft günstige, sehr gute Geräte an. Wenn eines unserer Mitglieder sein Equipment wechselt, kann es sein „altes“ auf der Website zum Verkauf anbieten. Das wäre auch etwas für junge Leute. Außerdem kann man auch sehr gute Fotos mit sehr günstigen Geräten machen. Wie Helmut Newton sagte: Ein guter Koch kann ja auch in schlechten Töpfen kochen.“ Schade findet Krings, dass viele junge Menschen ihr fotografisches Talent meist nur in die Aufnahme von Partyfotos stecken und sie ansonsten eher brach liegen lassen. Doch ihm selbst ging es zu Schulzeiten nicht anders: „In dieser Zeit ist das Interesse meist verschoben, ich habe das Fotografieren erst während meines Studiums wiederentdeckt.“ Damals machte er mit einer befreundeten Gruppe Fotoexkursionen, etwas was auch die Fotogesellschaft Trier macht, beispielsweise zu den Partnerstädten Triers, dieses Jahr nach Pula, Triers kroatischer Partnerstadt. Mit einem Pulaner Fotoclub entwarf man dann eine gemeinsame Ausstellung mit Fotos von Pula, die auf dieser Exkursion entstanden: „Zum Festakt der 40jährigen Partnerschaft kamen dann mit der Delegation der Partnerstadt zwei Pulaner Fotografen nach Trier. Es ist angedacht die Ausstellung, die in der TUFA im Juli zu sehen waren, auch in Pula zu zeigen.“
Für den Verein wünscht er sich, dass man in Zukunft noch mehr Leute für die Fotografie begeistert und ihnen zeigen kann, dass es mehr gibt als Urlaubsfotos und Party- Schnappschüsse: „Ein gutes Bild zeigt einem mehr als man mit dem bloßen Auge sieht, es deutet auf eine Geschichte hin, die hinter dem Foto steckt. Zeigt Dinge aus einem anderen Blickwinkel und lässt einen so Neues im Alten entdecken. Das sieht auch ein Laie.“
Zur Website der Fotografischen Gesellschaft gehts hier:
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