Von Andreas Gniffke
Am kommenden Mittwoch (15 Uhr) gibt es im Konzer Saar-Mosel-Stadion Länderspielatmosphäre zu schnuppern, wenn die U19-Frauenteams aus Schweden und Deutschland aufeinandertreffen. Vom 24. bis 27. Oktober bestreiten die U19 und U20 Auswahlmannschaften des DFB ein gemeinsames Trainingslager mit der U20 aus Belgien und der U19 aus Schweden in der Sportschule Bitburg. Bereits am Dienstag, 25. Oktober um 15 Uhr kommt es dort zum Aufeinandertreffen der U20-Mannschaften aus Deutschland und Belgien. Im Vorfeld der Begegnungen sprach 5vier-Redakteur Andreas Gniffke mit Maren Meinert, die als Nationaltrainerin für beide Mannschaften zuständig ist.
Trotz des vorzeitigen Ausscheidens der deutschen Damen bei der WM im eigenen Land hat sich gezeigt, dass der Frauenfußball in der Gesellschaft endgültig angekommen ist. Volle Stadien und eine prächtige Stimmung auch bei Spielen, an denen die deutsche Mannschaft nicht beteiligt war, belegen dies. Doch auch die Nachwuchsmannschaften feierten in den vergangenen Jahren große Erfolge. So wurde die U19 in diesem Jahr souverän Europameister, die U20 im Vorjahr sogar Weltmeister. Trainerin Maren Meinert, selbst Weltmeisterin 2003 und dreifache Europameisterin, muss nun beim Lehrgang in Bitburg den Grundstein für eine Fortsetzung legen, denn in der U19 steht ein neuer Jahrgang bereit. „Im aktuellen Kader sind viele Spielerinnen aus dem Jahrgang 94, die zuletzt noch in der U17 gespielt haben. Der Sprung in die U19 ist schon recht groß und wir beginnen erst uns zu finden. Das Spiel gegen Schweden ist ein erster Test, danach wird man vielleicht schon klarer sehen, wie das Leistungsvermögen aussieht.“ In die Sportschule Bitburg kommen die Nachwuchsteams des DFB ausgesprochen gerne, wie Meinert berichtet: „Wir finden in der Sportschule beste Bedingungen vor und fühlen uns immer sehr wohl. Neben unseren beiden Nachwuchsmannschaften sind auch die Teams aus Belgien und Schweden vor Ort und das ergibt eine sehr angenehme, internationale Atmosphäre.“
Der Test der U19 gegen Schweden dürfte eine echte Bewährungsprobe werden, denn die Mannschaften aus dem Norden sind für hervorragende Jugendarbeit bekannt. Maren Meinert beendete ihre Karriere in der US-Profiliga, in einem Land, in dem der Frauenfußball noch einmal eine ungleich höhere Bedeutung hat als in Europa. Doch man hat aufgeholt, besonders in Deutschland, wie die Trainerin betont: „Es hat sich auf jeden Fall vieles verbessert und in Europa und Deutschland haben wir im Nachwuchsbereich mittlerweile auch eine sehr gute Förderung. Insgesamt ist Frauenfußball gesellschaftsfähig geworden, aber der entscheidende Schritt war, den Sport in die Schule und in die Lehrpläne zu bringen.“ Frühzeitig werden Talente zu Sichtungslehrgängen eingeladen und die Besten erhalten vom DFB eine optimale Förderung in den Jugendauswahlmannschaften. Hier ist der Schlüssel zum Erfolg des deutschen Frauenfußballs auf Nationalmannschaftsebene zu suchen, wobei die Arbeit, die in den Vereinen geleistet wird, nicht unterschätzt werden darf. Die WM-Niederlage gegen Japan und die damit verbundene verpasste Olympiaqualifikation für London 2012 sollte die Fortschritte nicht abbremsen und auch für die Motivation der Nachwuchsspielerinnen, hat dies, wenn überhaupt, nur eine untergeordnete Bedeutung. „Letztendlich ist das Ziel für unsere jungen Spielerinnen, irgendwann einmal in der Nationalmannschaft spielen zu können. Die Mädchen wissen, dass Niederlagen zum Fußball dazugehören, und können das Ergebnis einordnen. Was aber den Anreiz angeht, so bewerte ich die WM absolut positiv, denn allein die vollen Stadien und die tolle Atmosphäre motivieren junge Spielerinnen sicherlich dahin gehend, dies auch einmal erleben zu wollen.“
Bislang ist es nicht gelungen, die Begeisterung für die Frauen-Nationalmannschaft, auch in die Bundesliga zu tragen, auch wenn sich dort ebenfalls einiges zum Positiven verändert hat: „Wenn ich da an meine aktive Zeit zurückdenke, ist heute schon vieles besser geworden. Es kommen häufig mehr als tausend Zuschauer und auch die Rahmenbedingungen haben sich entwickelt, immerhin gibt es jetzt ja auch einige richtige Stadien, in denen gespielt wird. Das größte Problem der Liga ist das starke Leistungsgefälle. Fußball lebt nun einmal von der Spannung und die ist im Moment nicht immer gegeben. Man darf da auch nicht zu viel und vor allem zu schnell erwarten, ich denke solange es vorangeht, ist es gut. Wir vom DFB suchen die Nähe zu den Vereinen und tun unser Möglichstes, zur positiven Entwicklung beizutragen und professionelle Strukturen zu etablieren.“
Volle Stadien bei den Länderspielen, eine tolle Atmosphäre und für die ein oder andere Spielerin lukrative Werbeverträge. Beneidet Maren Meinert die heutige Spielerinnengeneration? „Beneiden ist der falsche Begriff, denn auch wir hatten eine sehr schöne und erfolgreiche Zeit. Ich bin glücklich und zufrieden, dass ich weiterhin in meinem Sport arbeiten kann. Wenn ich allerdings die ausverkauften Stadien der WM sehe, muss ich schon sagen, dass ich das auch mal gerne erlebt hätte.“
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