Am 8. April feierte das Stück „Die Geschichte der Zukunft“ in heimischen Theaterhallen Premiere. 5vier.de-Redakteurin Stefanie Braun hat sich’s einmal angesehen.
„Geschichte der Zukunft“ klingt erstmal verwirrend und nach einem Fallbeispiel für ein komplexes rhetorisches Mittel, wie man es nur in sperrigen Gedichten findet. Dieser Gedanke hat sehr wohl Ähnlichkeiten mit der neuen Schauspiel-Inszenierung am Theater Trier. Denn Christian Lollikes Stück ist in der Tat keine leichte Kost. Ganz im Gegenteil. Und das auch noch mit Absicht. Denn es soll auf Misstände in unserer Gesellschaft hinweisen und ethische Lücken im Globalisierungssystem ins grelle Scheinwerferlicht ziehen – es soll auf die zeigen, mit denen es das Schicksal nicht gut gemeint hat und Salz in offene Wunden des gesellschaftlichen Gewissens reiben.

Jan Brunhoeber, Marc Baum, Vanessa Daun, Klaus-Michael Nix in "Die Geschichte der Zukunft". Foto: Theater Trier/Friedemann Vetter
Um dies zu bewerkstelligen schlüpfen die Schauspieler Vanessa Daun, Brigitte Urhausen, Jan Brunhoeber, Klaus- Michael Nix und Marc Baum von Szene zu Szene in verschiedene Rollen und kreiden so Themen wie Kinderarbeit, Ausbeutung, Globalisierung, die Ignoranz des Otto- Normal- Verbrauchers und vieles mehr an.
Das Bühnenbild von Anouk Schlitz hilft ihnen durch seine vielfältige Nutzbarkeit dabei. Ziel des Ganzen ist es das notorisch schlechte Gewissen des westlich geprägten Wohlstandsmenschen anzustacheln und ihn dann mit der Frage zu konfrontieren, wie man nun damit umgehen soll. Sollte man durch Wohltätigkeitsaktionen wie sie uns im Fernsehen so oft dargeboten werden versuchen ein Bewusstsein bei den Menschen zu schaffen?
Oder ist dies bereits beim nächsten Werbespot vergessen? Nutzt es am Schluss nicht bloß der eigenen Berühmtheit? Vielleicht sollte man einfach versuchen aus dem Leben, was man hat das beste zu machen. Die Verbesserung des eigenen Lebens als Weltverbesserung. Aber bei wem klappt das schon? Die fünf Akteure versuchen über verschiedene Lösungswege ihren humanen Platz in der ungerechten Welt zu finden und scheitern. Am Schluss bleibt nur die Radikalität.
Die Geschichte der Taxifahrerin (Vanessa Daun) bildet dabei den Dreh- und Angelpunkt. Dies ist auch gut so, damit der Zuschauer bei den vielen Töpfen, die aufgemacht werden den Faden nicht verliert. In der Tat gibt es etwas zu viele Parolen und Gewissensbisse, die dem Zuschauer hier serviert werden, sodass man in dem rasanten Spiel kaum Zeit hat sich näher mit einem Gedanken zu befassen. Ein Stück mit Nachwehen, die einen am nächsten Morgen im eigenen Bett erwarten.
Insgesamt hätte Anne Simons Inszenierung eine kleine Kürzung gut getan, denn nach eineinhalb Stunden und mehreren möglichen Lösungen fragt man sich ob das Ende nicht schon zehn Minuten früher hätte sein können.
Ein Stück zum Nachdenken, dass das Sitzfleisch etwas beansprucht. Wer das will, fragen Sie? Hoffentlich einige, denn obwohl die Premiere etwas mager gefüllt war, waren die Resonanzen aus dem Publikum positiv. Eine verspielte und gut gespielte Inszenierung, die ans Hirnschmalz will um dort die Frage zurück zu lassen, wie man selber mit der Ungerechtigkeit auf der Welt umgehen möchte. Also radikal oder angepasst? Ökologisch kaufen oder doch lieber die preiswerten Klamotten aus der Großkette? Heimchen am Herd oder Anführer der Rebellen? Es bleibt ihre Entscheidung.
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