Die junge Joana (Bárbara Goenaga) kann sehen und hören, ihre Augen und Ohren sind gesund. Ihr Gehirn ist es nicht. Sie leidet an der seltenen Wahrnehmungsstörung Agnosie, die es ihrem Gehirn unmöglich macht, Reize richtig einzuordnen – ein Umstand, der den Feinden ihrer Familie sehr gelegen kommt.
Pyrenäen, 1892: Ausgerechnet bei der großen Präsentation der Erfindung ihres Vaters Arthur (Sergi Mateu) bricht Joana Parts zusammen. Die Erfindung, das erste echte Zielfernrohr, könnte die Welt verändern – zunächst ändert dieser Tag jedoch das Leben des Industriellen und seiner Tochter. Das Zielfernrohr wird niemals produziert, sehr zum Ärger seiner Konkurrentin, Prevert (Martina Gedeck), einer Waffenfabrikantin, die das perfekte Scharfschützengewehr vermarkten möchte.
Barcelona 1899: Joanas Hochzeit mit ihrem Verlobten Carlos (Eduardo Noriega), einem Freund aus Kindertagen, steht kurz bevor. Ihre Krankheit bestimmt weiterhin ihr Leben, doch immerhin hat ihr der sie behandelnde Arzt vor kurzem die Aussicht auf Heilung versprochen. Sein Plan: Da die Agnosie Joanas Sinne permanent überreizt wird die junge Erbin drei Tage in einem schallisolierten und dunklen Raum verbringen, um durch diese Ruhephase die Sinneseindrücke besser verarbeiten zu können.
Dann jedoch stirbt ihr Vater und Prevert vermutet das Geheimnis um dessen große Erfindung bei seiner Tochter und schickt den Diener Vincent (Félix Gómez) ins Haus…
Regisseur Eugenio Mira machte sich als Produzent der Filme „Pans Labyrinth“ und „Das Waisenhaus“ einen Namen. Mit „Agnosia – Das dunkle Geheimnis“ visualisiert er in grandiosen Bildern die schreckliche Vorstellung, den eigenen Augen nicht trauen zu können.
Während die Aufmachung der DVD und die ersten Minuten des Films noch einen Horrorfilm erahnen lassen, zeigt sich schon rasch, dass es sich hier nicht um schlichten Grusel handelt. Ganz im Gegenteil, erzählt der grandios besetzte Film doch viel eher die Geschichte eines Unternehmers mit Gewissen und den ausgefeilten Industriespionageplänen seiner Konkurrentin.
Diesen klassischen Kriminalfall setzt Mira meisterhaft um. Stimmungsvolle, düstere Bilder, zwar seltene aber um so beeindruckendere Kamerafahrten und der immer wieder verstörende Wechsel in die Perspektive der Protagonistin machen den Film zu einem Erlebnis.
Im Kino wird man Agnosia hierzulande nicht zu Gesicht bekommen, ab heute ist der Film jedoch auf DVD und BluRay im Handel.
Bine meint
Den Film wollte ich mir auf jeden Fall ausleihen, da ich diese Art Kino sehr schätze. Schade, dass er es nicht auf die große Leinwand geschafft hat – schön, dass ihr euch seiner annehmt. 🙂