Von Kim Henningsen (Text)
„Manchmal, da spinnen sich Fäden aus mir und ich fange an zu klettern.“ – Black. Mit diesen Worten verschwindet die Darstellerin Elke Becker ins Dunkel, bevor sie erneut auftritt, diesmal allerdings nicht als die Frau, die in ihren Flitterwochen von Spiderman aus dem brennenden Hotel gerettet wurde. Diesmal beispielsweise als Putzfrau, die in Trierer Slang dem Publikum ihr Entsetzen angesichts sechs Richtiger im Lotto nahe bringt.
5vier.de-Mitarbeiterin Kim Henningsen sprach mit Regisseurin Barbara Ullmann, Darstellerin Elke Becker und Musiker Eugene Bozzetti über das Stück „Lebenszeichen“, die Inszenierung und außergewöhnliche, alltägliche Gefühle.
15 Shortcuts – 15 Momentaufnahmen aus den Leben von 15 verschiedenen Frauen. Das ist der Inhalt des Stückes „Lebenszeichen“ von Jane Martin, das derzeit von Barbara Ullmann inszeniert und am 30. September in der TuFa Premiere feiern wird. Die sehr unterschiedlichen Charaktere werden allesamt von Elke Becker gespielt und die Stimmung des Stückes von Eugene Bozzetti am Akkordeon begleitet. Dass die Wahl auf dieses Stück fiel, war kein Zufall. Becker und Ullmann verbindet schon lange eine tiefe Bekanntschaft und sie standen in „Mutter Courage“ auch bereits gemeinsam auf der Bühne. „Wir hatten schon länger den Wunsch, ein gemeinsames Projekt auf die Beine zu stellen“, erklärt Ullmann das bewusste Suchen nach einem Stück für nur eine Darstellerin. Seit April werde nun an dem Projekt „Lebenszeichen“ gearbeitet. Allerdings unregelmäßig und sporadisch, da Ullmanns Alltag von den Proben und Aufführungen des „Sommernachtstraum“ bestimmt war und Becker ihrer Tätigkeit an der Hochschule nachkommen musste. „Das Theater ist aber mein Herzblut“, gesteht Becker.
Mit viel Herzblut und Spaß wurden auch die Proben gestaltet und das Stück inszeniert. Am Anfang hätten nur das Stück und die 15 Frauengeschichten vor ihnen gelegen, äußert Ullmann und führt aus: „Das ist ja das Spannende am Inszenieren – zu schauen, was man mit dem Text machen kann.“ In diesem Sinne seien sie stark in die Tiefe gegangen und hätten hinter dem Text und zwischen den Zeilen gelesen, um die Persönlichkeiten zu erkennen und zu entwickeln. „Für jede Frau haben wir Details herausgefiltert, die sie auszeichnet und sie für den Zuschauer identifizierbar macht.“
Mittlerweile seien alle Szenen „geknackt“, so die Regisseurin. Die Figuren und die Szenen ständen, die Endprobenzeit diene nun dem Feilen an einzelnen Szenen und dafür, Sicherheit und Routine in den Ablauf zu bekommen. Letzteres ist nicht nur für Elke Becker von großer Wichtigkeit, sondern auch für Eugene Bozzetti, der mit seinem Akkordeon die Übergänge zwischen den einzelnen Shortcuts gestaltet. Der Musiker aus Luxemburg, der zum Teil selber auf der Bühne erscheint, trägt die Stimmungen aus den Szenen weiter und lässt mal lautere, mal leisere, schnellere oder langsamere Melodien erklingen. Bozzetti sei ein „Supermusiker“ und ein „Füllhorn an Musik“, lobt Ullmann den Luxemburger, der schon oft an Theaterproduktion beteiligt war. Sie hätte ihm nur einen roten Faden und die Stimmung nennen müssen und Bozzetti hätte ihre Ideen improvisatorisch verwirklicht. Dass der Virtuose sein Können ausschließlich auf dem Akkordeon präsentieren darf, hat inszenatorische Gründe: „Wir haben uns für ein Instrument entschieden, damit das Stück nicht zerrupft wird“, erläutert Ullmann. Die Szenen seien einzelne „Blitzlichter“ und den Fluss solle die Musik schaffen.
Das Erschaffen einer Einheit ist bei diesem „außergewöhnlichen Stück“, wie Ullmann „Lebenszeichen“ tituliert, von hoher Relevanz. Die einzelnen Geschichten ständen für sich und hätten keine direkten Verknüpfungspunkte, äußert Ullmann. Der Zuschauer habe dennoch die Möglichkeit Verknüpfungslinien zu erkennen, da die übergreifenden Themen Sehnsucht und Beziehung, alle Persönlichkeiten beschäftige. Das Leben sei wie eine Achterbahn, erklärt die Regisseurin, das Leben habe Hochs und Tiefs und diese Extremsituationen im Leben verbinde die Figuren. Trotz der Darstellung von ausgefallenen Hoch- und Tiefpunkten und aller Skurrilität, seien die Themen und Gefühle der Frauen sehr alltäglich und menschlich. „Wir haben den Wunsch, dass der Zuschauer mitgehen kann“ betont Becker und stellt die Aktualität der Themen heraus, die ihr im eigenen Leben begegnen. Die Gefühle kenne jeder und trotz der Tatsache, dass dies ein Stück aus Frauenmonologen sei, dürfen sich Männer ebenso angesprochen fühlen: „Jeder zieht andere Details aus dem Stück und bildet eigene Assoziationen.“
Das Stück sei sehr vielfältig, man könne es nicht in eine Schublade pressen, wie Elke Becker veranschaulicht. Es gäbe Momente, in denen einem das Lachen im Halse stecken bleibe, aber auch sehr traurige Szenen, die einen doch zum Lachen bringen. Oft machen die Shortcuts auch zwei Seiten einer Medaille sichtbar und dem Zuschauer werden in nur vier Minuten gegensätzlichste Charakterzüge einer Persönlichkeit gezeigt. Dass dies auch für die Schauspielerin eine Herausforderung darstellt, steht außer Frage. Aber dennoch mache ihr das Projekt „unheimlich viel Spaß“, wie sie betont. Diesen Spaß strahlen die Darstellerin und auch Barbara Ullmann sowie Eugene Bozetti aus – Fazit: Der Zuschauer darf sich auf eine gelungene Inszenierung und viel Spaß und Unterhaltung freuen.
„Lebenszeichen“:
- Ein Theaterstück von Jane Martin
- Regie: Barbara Ullmann; Darstellerin: Elke Becker; Musik: Eugene Bozzetti
- Premiere: Sonntag, 30. September, 20 Uhr sowie: 3./8./14./17. und 18. Oktober
- TUFA, Kleiner Saal
- Eintritt: 9/14 Euro; Tickets erhältlich bei allen Ticket-Regional-VVK-Stellen und unter: www.ticket-regional.de
- weitere Informationen unter: http://lebenszeichenjanemartin.wordpress.com
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