Am 25./26. Februar fand in Trier und Region der jährliche Weltgästeführertag statt. 2012 stand dieser unter dem Thema „Durch Tür und Tor“. 5vier begleitete drei der angebotenen Führungen in der Innenstadt.
Jährlich ruft der Bundesverband der Gästeführer Deutschland (BVGD) alle Mitgliedvereine auf, in Anlehnung an die Initiative des Weltgästeführertags, bundesweit in den eigenen Städten kostenlose Führungen anzubieten. Diese werden unter einem festgelegten gemeinsamen Thema ausgerichtet, dieses Jahr lautete es „Durch Tür und Tor“. Der Verein der Gästeführer in Stadt und Region Trier (VGT) arrangierte vorletztes Wochenende einige informative Stadtbesichtigungen mit qualifizierten Gästeführern für Touristen und Einheimische.
Ziel dieses Unternehmungsgeists ist, unter anderem, der Bevölkerung kostenlose und fachkundige Besichtigungen anzubieten, in denen sie auch die eigene Stadt in anderen Blickwinkeln betrachten kann. Willkommene Spenden werden einem jeweiligen Projekt gestiftet. In Trier kamen sie der Stadtbibliothek zu Gute, die damit alte Stadtansichten von Trier restaurieren wird. Außerdem ermöglicht die Ausführung des Weltgästeführertags Verantwortliche und Entscheidungsträger auf die Exklusivität und das besonders hohe Niveau der Arbeit des BVGDs aufmerksam zu machen.
Von Türen, Toren und Portalen – Porta Nigra
Die erste Führung, die wir besuchten, stand ganz im Thema: „Von Türen, Toren und Portalen“ – Von der Antike ins Mittelalter.
Claudia Kuhnen führte ein: „Die Porta Nigra, zu deutsch das Schwarze Tor“ ist das wohl bekannteste Trierer Wahrzeichen und „das einzig erhalten gebliebene Stadttor der antiken Stadtmauer.“ Sie war das nördlichste Tor der Stadt „Augusta Treverorum“ und damals Richtung Koblenz und Köln errichtet. Kuhnen erzählte, dass die Erbauung Triers etwa auf das Jahr 18/17 vor Christus zurückzuführen ist. „Damals hat der Kaiser Augustus das fast unberührte Land als logistische Station und Handelsplatz auf den Weg zum Limes aufgebaut. Funde belegen einen Bau der ersten Moselbrücke um 17 vor Christus.“
In der frühen Kaiserzeit, ab dem ersten Jahrhundert nach Christus, sind schon deutlich Zeichen der Planung einer Koloniestadt wahrzunehmen. „Es wird angenommen, dass Trier damals die Hauptstadt der belgischen Provinzen darstellte.“ Die Stadtmauer umfasste mit ihren knapp 6500 Metern eine Fläche von 285 ha.
Den letztendlich guten Erhalt und vor allen Dingen das Überleben nach Abriss der Stadtmauer im Mittelalter, hat die Porta Nigra vor allem einer „Umnutzung“ 1030 zu verdanken.
Frau Kuhnen führte aus: „Der damalige Erzbischof Poppo von Badenberg kehrte mit dem griechischen Mönch Simeon in diesem Jahr von einer Pilgerreise ins Heilige Land zurück. Simeon richtete sich im Ostturm der Porta Nigra eine Eremitenklause ein, in der er sich, um der asketischen Lebensweise nachzugehen, einmauern ließ. Nach seinem Tod und seiner Heiligsprechung errichtete Poppo den Simeonstift und baute die Porta zu einer Doppelkirche um. Im Erdgeschoss wurde Simeon letztendlich bestattet und eine Grabstätte für Poppo erbaut, damit dieser seine ewige Ruhe neben seinem Freund verbringen konnte.“
Um das Stadttor als Kirchanlage zu gestalten, wurde der westliche Turm erhöht, während der östliche abgetragen wurde. Die Torbögen der Porta wurden zugeschüttet und die Kirche war über eine Treppe zu einem zum Eingang erweiterten Fenster zugänglich. „1150, angeregt durch das lothringische Verdun, ließ der Erzbischof Albero eine Apsis im Osten des Stadttores anbringen, die bis heute noch erkennbar ist.“
Gottfried Weisenahl: Porta Nigra, um 1830; Bildnachweis: Stadtmuseum Simeonstift Trier
Der lateinische Name der Porta Nigra ist erstmals in Aufzeichnungen von 1041 zu finden. In der Antike benannte man die Stadttore noch nach den Zielorten zu denen die darunter führenden Straßen verliefen. Die Bezeichnung als „Schwarzes Tor“ ist darauf zurückzuführen, dass sich der ursprünglich helle Sandstein, der mit Mangan angereichter wurde, durch Umwelteinflüsse und Verwitterung nach und nach dunkler färbte. Frau Kuhnen weist darauf hin, dass man die Ausdehnung der Laubengänge heute anhand der dunklen Bereiche auf dem Porta Nigra Vorplatz erkennen kann, die die Begrenzung darstellen.
Im Jahr 1804 befahl Napoleon bei einem Besuch in Trier das römische Monument der Porta Nigra freizulegen und die Kirche abzubauen. Vollendet wurden die Abbauarbeiten von den Preußen, bis schließlich nur noch das römische Stadttor zu sehen war – mit dem unteren Teil der mittelalterlichen Apsis: „so wie wir die Porta Nigra heute kennen.“
Mit diesen abschließenden Worten folgte unsere Gruppe der Gästeführerin weiter bis zur nächsten Station dem Dreikönigenhaus.
Nächste Woche folgt der zweite Teil der Führung „Von Türen, Toren und Portalen“ mit interessanten Informationen über das Dreikönigenhaus, der Judengasse, dem Hauptmarkt und der Steipe.
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