Zum 56. Mal wird dieses Wochenende das ZurLaubener Heimatfest eröffnet. 5vier.de traf sich mit den Organisatoren und Urgesteinen des Moselfestes um einen kurzen Blick hinter die Kulissen der Feier zu werfen.
Träger und Ausrichter des Trierer Volksfestes sind der 1896 gegründete Männergesangsverein (MGV) ZurLauben und die Karnevalsgesellschaft „M’r wieweln noch“, deren Gründungsidee in der Silvesternacht 1910 gereift ist. 1911 wurde die Karnevalsgemeinschaft dann innerhalb der Männergesangsgruppe gegründet und gilt seitdem als eingetragener Verein. Der Namen der Gruppe basiert auf einer, in der Nacht auf Neujahr 1911 zugetragenen Geschichte. So heißt es, dass sich der MGV im damaligen Gasthof Kaster zusammenfand um in das neue Jahr zu feiern. Als Kieps Jupp und Peter Mettlach in der kalten Silvesternacht die Gaststätte verließen um das außen gelegene Klohäuschen aufzusuchen, traten die beiden an einen zugefrorenen Bottich mit Moselfischen. Nachdem sie auf das gefrorene Wasser klopften und bemerkten, dass die Fische unter der Eisschicht noch am Schwimmen waren, verlautete einer von ihnen: „Die wieweln noch“. Und so entstand der Name der Wieweler, laut Mineur, dem Präsidenten des besagten Karnevalsvereins.
Bis zu Kriegsbeginn feierte man lediglich den Wirtshausfasching, während des Krieges wurde dieser gänzlich unterbunden und nach Kriegsende fanden dann schon die ersten eigenständige Karnevalssitzungen statt.
ZurLaubener Heimatfest als Jubiläumsfeier
1956 nahm man das 60-jährige Bestehen des Musikgesangvereines zum Anlass, eine Jubiläumsfeier auszurichten. Das sich damals gerade mal über 50 Meter erstreckende Heimatfest, ist uns heute als riesige Festmeile bekannt: Das ZurLaubener Moselfest.
Die Anfänge des Volksfestes fanden zwischen Pfeffermühle und Schwarzbierhaus, in der kleinen Gasse Bleichstraße, statt. Dort versammelte sich das nähere Umfeld des Vereins um zu Tanzen, zu Trinken und zu Essen. Vielfältigkeit, wie es heute Standard ist, gab es damals nicht. Das Fest war lediglich mit einem Limonadenstand, einem Bierklappstand und einem improvisiert zusammengebauten Weinstand für die Durstigen ausgerichtet. Zu Essen gab es Aalbrötchen an einem eigens dafür errichteten Stand des Fischereimeisters der Mosel. Tanzen konnte man auf einer kleinen Bühne mit Schallplattenmusik. Das „Tonstudio“, der Schallplattenspieler, befand sich direkt hinter dem Essensstand. „Groschentanz“ nannte sich diese Urform der Jukebox: einer ging hierbei mit einem Hut durch das Publikum um Geld zu sammeln, war dann wieder genug zusammen gekommen, konnte noch ein Lied gespielt werden.
Etwa zwei Jahre dauerte es bis sich die umliegenden Kneipen dem Fest anschlossen, und weitere zwei bis drei Jahre bis der erste Schießstand und eine Zuckerwattenbude auf dem Georg-Schmitt-Platz errichtet wurden. Ende der 60er Jahre wandte sich die Stadt an den Gesangsverein. Man wolle die Ausrichtung des Festes unterstützen um gemeinsam ein großes Straßenfest zu feiern. In dieser Zeit begann man auch Lichterketten über das Ufer zu hängen.
Als Schlüsselereignis jedoch, betont der Vorsitzende des MGVs Christian Reichert, zähle die Errichtung der Kabinenbahn 1967. Durch die Einebnung des Platzes bot sich ein neuer Nutzplatz für Schausteller und die Kirmes an. Zu diesem Zeitpunkt reichte das Volksfest bereits von der Kaiser-Wilhelm-Brücke bis hin zum Schießgraben. Damals war die Verkehrslage noch ruhig, denn die neue Zurmainer war noch nicht am Platze und direkt neben der Brücke lag ein riesiger Parkplatz.
Durch die Erbauung der neuen Zurmainerstraße fiel jedoch ein großer Teil der verfügbaren Standorte für die Buden weg; das Moselfest wurde auf die linke Seite der Brücke reduziert. Seit etwa den 70er Jahren habe die ZurLaubener Feier einen mit heute vergleichbaren Umfang und behält diesen auch kontinuierlich bei.
Erschwertes Wirtschaften in heutiger Zeit
Das ZurLaubener Heimatfest findet alljährlich am zweiten Wochenende im Juli statt, zwei Wochen nach dem Altstadtfest und steht somit nicht in Konkurrenz zu diesem. Laut Stadtordnung ist es untersagt, zwei Straßenfeste nebeneinander zu veranstalten. Erlaubt sind aber kleinere Privatfeiern, die sich für dieses Jahr schon angekündigt haben. „Diese nutzen die Energie des ZurLaubener Festes“, so Reichert, „zum Beispiel nutzen sie unser Feuerwerk zur eigenen Atmosphäre.“ Das würde sich finanziell schnell bemerkbar machen: „Jede Biene, die da ist, sticht“.
Insgesamt betrachtet steht den Organisatoren nur ein kleines Kapitalvolumen zur Verfügung. „Früher war es einfacher, ein Fest zu veranstalten. Pragmatischer“, meint Siegfried Peter Klein, ehemaliger Vorsitzender des MGVs. Zu den Anfängen des Festes haben die Besucher noch selbst vor ihrer Haustüre gekehrt, heute fließen Unmengen Geld in die Müllentsorgung. Wo früher Arbeit mit Verköstigung vergütet wurden, verlange man heute bis zu vierstellige Beträge. „Es gibt einfach viel mehr Belastungsbeträge“.
Auch habe sich die Gesellschaft so verändert, dass sich das Komitee gezwungen fühlt, ihre Festbesucher mit Securtitys zu beschützen und beobachten zu lassen. Kostenaufwände wie Beschilderung, Straßensperrung und Maßnahmen des Ordnungsamtes müssen die Veranstalter tragen. Unterstützt werden diese von dem Hauptsponsor „Bitburger“ und den Einnahmen aus der Vermietungen der Stände.
„Es wird so kalkuliert, dass es aufgeht“, der MGV gewinnt nichts an dem Fest, es kam sogar schon vor, dass man dazulegen mussten. Trotz allem gibt es Vereine, die sich ausschließlich über das Moselfest finanzieren. Die Gewinne, die die Stände einnehmen, dürfen diese dann auch behalten, abzüglich eines Grundobolus für die äußeren Strukturen.
Hauptattraktion: Das Moselfeuerwerk
Aushängeschild des ZurLaubener Heimatfestes ist und bleibt eindeutig das beachtliche Feuerwerk am Samstag: „Mosel in Flammen“. Hierzu erzählt Klein, dass zu Anfang, als das Fest noch kein Feuerwerk abschoss, die Mosel illuminiert wurde. Man setzte Wasserteelichter auf den Fluss und zündete Kerzen in den Fenster der gegenüberliegenden Häuser an, während die Felsen von Scheinwerfern und Fackeln beleuchtet wurden. Diese Illumination wurde aber schon bald, aus Befürchtung bestimmte Vögel würden verscheucht, unterbunden. Seither ersetzt das Feuerwerk erfolgreich das bengalische Feuer als Lichtspektakel und ist seither Hauptattraktion des Festes geworden.
Fassanstisch, Frühschoppen und gutes Wetter
Der Festausschuss, der sich aus den Vorsitzenden beider Vereine ergibt, freut sich dieses Jahr erneut auf die Festivität, es mache ihnen immer noch große Freude das Fest zu veranstalten. Diesen Freitag findet mit dem obligatorischen Fassanstich die Auftaktveranstaltung statt.
Am Samstag wird das nähere Umland erwartet, man verlässt sich darauf, dass das ZurLaubener Potential sich zum Selbstläufer entwickelt. Die Besucher werden am späten Abend mit dem großartigen Feuerwerk belohnt.
Sonntag lädt das Festkomitee schon morgens zum Frühschoppen ein, und das mit einem klassischem Frühschoppenkonzert.
Montags findet der als inoffiziell bekannte „Tag der Trierer“ statt. Für die Organisatoren der „schönste und gemütlichste Tag“. „Mit einer kleinen Kuriosität“ für ZurLaubener und Matheiser Senioren, die dürfen nämlich kostenfrei an einer Schifffahrt teilnehmen, wo ihnen Verpflegung mit Kaffee und Kuchen angeboten wird.
Nun bleibt für die Veranstalter nur zu hoffen, dass Petrus ihnen gut gesinnt ist, denn das ZurLaubener Heimatfest ist zum größten Teil abhängiger vom Wetter. „ZurLauben ist immer voll, außer es regnet zur falschen Zeit, dann gehen alle Leute nach Hause und kommen auch nicht mehr“. Das ZurLaubener Heimatfest lebt eben vom guten Wetter. Weiterhin wünscht sich der Festausschuss, nicht allzu viele Besucher durch das Frauen-WM-Viertelfinalspiel zu verlieren oder, dass diese wenigstens im Anschluss an das Spiel mit guter Stimmung zum Festgelände kommen.
5vier.de ist selbstverständlich auch in großer Vorfreude auf dieses Wochenende und führt euch außerdem am kommenden Donnerstag durch das Programm.
Wer noch mehr Infos zum Fest haben möchten, hier geht es zur offiziellen Seite des ZurLaubener Heimatfestes: www.zurlaubener-heimatfest.de
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