Am 3. Dezember ist es soweit. Das neue Stück des Kleinen Volkstheaters Trier ist fertig und zum ersten Mal geht der Vorhang im Römersprudel auf. 5vier.de konnte sich eine Probe vorab ansehen.
Die Kostüme sind noch nicht ganz fertig, der Magier aus Luxemburg tritt mit Jeans und schwarzem Kapuzen-Pulli auf, dazu eine dunkle Sonnenbrille. Modernes Theater könnte man meinen, würde der Herr Leiendecker nicht in mittelalterlicher Tracht daneben stehen. Am Sound wird noch etwas gebastelt, da muss man auf den effektvollen Ton mal einen kleinen Moment warten. Der Text sitzt noch nicht perfekt, aber die ersten Lacher kommen. Und zwar von Herzen.
Es ist noch viel zu tun, doch alle sind guter Dinge und kein Fünkchen Stress ist zu spüren, obwohl es bereits in wenigen Tagen soweit sein wird. An diesem Samstag um genau zu sein, doch alle Beteiligten sind sich einig; es wird schon klappen. Es hat bislang immer geklappt. Man hat ja auch bereits genug Erfahrungen.
Kein Stress. Bisher hat’s immer geklappt
Das Kleine Volkstheater Trier probt, lernt und tritt schon seit einigen Jahrzehnten gemeinsam auf. Man kennt sich untereinander, weiß welche Stärken und Schwächen der jeweils andere hat. Entsprechend werden die Rollen friedlich und treffsicher verteilt. „Ich habe bei den einzelnen Rollen meistens schon die entsprechenden Personen im Kopf“, erzählt Helmut Leiendecker, der seit zehn Jahren die Stücke selbst schreibt.
Gerade mal neun Monate braucht er dafür. Wie immer. Wie geht das, fragen wir verwundert und er erklärt uns schulterzuckend: „Zuerst schreib‘ ich sie, meine Frau ist mir dabei immer eine große Hilfe, dann gibt es eine große Lesung mit allen und dann werden die ersten Probetermine festgemacht. Während denen wird inszeniert und natürlich auch wieder vieles geändert.“ Alle haben ein Mitspracherecht, wem etwas besseres einfällt, kann es einbringen. „Dadurch“, so Leiendecker, „wird der Text feiner.“ Er entwickelt sich erst vollständig während der Proben. Ein Gemeinschaftsprojekt.
Vor 10 Jahren war dies noch etwas anders, damals wurden die Texte noch gekauft und in Mundart umgeschrieben, auch von Leiendecker. „Das war viel Arbeit und die Stücke waren danach meist ziemlich anders. Da dachte ich, dass ich sie auch gleich selbst schreiben kann.“
Im neuen Stück schlägt das Kleine Volkstheater eine ganz andere Richtung ein: Back to the Roots, könnte das Stichwort sein. Dabei wäre es noch ziemlich untertrieben, denn im bald anlaufenden Stück spielt die Handlung im finsteren Mittelalter, was allerdings gar nicht so finster sein soll. Eher lustig.
Die Handlung lautet wie folgt: Im Jahre 980 anno domino ist Trier noch lange keine Großstadt, im Gegenteil: die einzelnen „Stadt“-Teile sind eigene Ländereien und untereinander bis aufs Blut verfeindet. Sie beklauen und bekriegen sich gegenseitig und belagern sich sogar um das Gegenüber auszuhungern. So wie beim Lord von Trier-Nord, alias Helmut Leiendecker, der wird mit seiner holden Gattin und den beiden weniger holden Töchtern schon seit einiger Zeit belagert, doch anstatt selbst immer weniger zu werden, schwindet bei den Belagerern der Bauchumfang erheblich. Woran kann das liegen? Der gewiefte Lord erleichtert seine Belagerer regelmäßig um ihre Vorräte und verspeist sie mit seinen Untertanen selbst. Mit diesen und anderen Gewitzheiten belustigt er nicht nur seine Untertanen sondern auch das werte Publikum. Die Fehden zwischen den einzelnen Ländereien in Trier gehen munter und lustig weiter, bis eines Tages die Wikinger einfallen; da müssen sich die Trierer Hoheitsgebiete zusammentun und ihren alten Streit begraben. Und mehr noch: der langersehnte König von Trier um den sich einige Legenden ranken muss gefunden werden, damit er sein Volk zum Sieg über die Fremden führen kann.
Mittelalterliche Fehden und clevere Lords
Damit die mittelalterliche Geschichte rund um den Trierer König und den listigen Lord von Trier-Nord möglichst überzeugend und historisch rüberkommen kann, musste einiges auf die Beine gestellt werden. „Wir wollten historische Kostüme und möglichst authentisch wirkende Requisiten, dafür mussten wir viel recherchieren“, so Leiendecker. Dabei konnte vor allem der Mittelalterladen in Trier helfen. Dank seiner Hilfe bekam man schon viele der Kostüme. Das Internet hatte ebenfalls einen Anteil, hier fand man ein tolles Schwert und andere passende Requisiten.
Besonders stolz sind alle Beteiligten jedoch auf ihr professionelles Bühnenbild, hier hatte das Kleine Volkstheater auch professionelle Hilfe von Susanne Weibler. Sie ist Bühnenbildnerin im Theater und engagiert sich schon seit Jahren ehrenamtlich für die kleine Konkurrenz. Als gebürtige Triererin kennt sie Leiendecker und seine Lieder natürlich schon von Kindesbeinen an, als dieser dann zusammen mit Reiner Kuring vor zwei Jahren mit der Frage nach Beteiligung beim Bühnenbild an sie herantrat, war ihr klar, dass sie ‚Ja‘ sagen würde.
„‚Beteiligen‘ ist genau das richtige Wort,“ schreibt sie in ihrer Email, „denn hier kommen sämtliche motivierten und engagierten Trierer zusammen, die alle ihre eigenen Ideen in den Mundarttopf schütten.“ Doch wie liefen die Arbeiten an dem Bühnenbild nun genau ab? „Zuerst waren da Helmut und die Idee zum Stück, dann kam Helmut wieder und hatte eine Idee zum Raum indem alles spielen sollte, ich griff seine Idee auf und entwickelte sie weiter.“ Und dann gings auch schon los mit dem Plan, der Aufteilung, Material wurde organisiert und viele „fleißige Helferlein“, die ebenfalls wieder Ideen und neue Anreize mitbrachten. Sie bauten das rohe Bühnenbild, danach stand Weibler mit dem Farbtopf bereit und wieder halfen viele Hände. „Zackzarapp waren wir fertig. Das war eine tolle Erfahrung und jeder hat einiges dazu gelernt“, sagt sie und bezeichnet sich seitdem als Mauerwerkskoryphäe.
Gabi Hahn, die Besitzerin der Gaststätte „Zum Rostijen Haoken“ in Trier ist 1. Vorsitzende des Vereins und spielt eine der Töchter vom Lord von Trier-Nord. Sie ist, laut eigenen Angaben, wieder richtig aufgeregt; wie vor jedem Auftritt. „Am Samstag wird es wohl richtig schlimm werden, aber sobald ich dann auf der Bühne stehe ist das Lampenfieber verschwunden.“ Was auch am Team um sie herum liegt. „Wir kennen uns einfach, nur zusammen sind wir gut.“ Deswegen gibt es auch keine Rivalitäten bei der Rollenvergabe. „Jede noch so kleine Rolle ist wichtig.“ Für die Premiere wünscht sie sich nur eins: „Viele lachende Gesichter.“
„Dää Lord von Trier-Nord“ feiert am 3. Dezember Premiere und auch 5vier.de wünscht allen Beteiligten viel Erfolg und Toi Toi Toi! Natürlich werden wir uns die Premiere anschauen und davon berichten. Schnell noch Karten bestellen, denn die begehrten Tickets sind schnell ausverkauft.
Weitere Vorstellungen: 9.12., 11.12., 18.12., 7.1., 13.1., 20.1., 27.1., 26.2. und 2.3. im Römersprudel
Claudia Weicker meint
Sehr geehrte Damen und Herren,
wir haben schon so viel von diesem Theaterstück gehört, dass wir uns jetzt selbst überzeugen möchten und gerne 2 Karten erwerben würden. Wo kann man sie kaufen.
Karten vielleicht sogar noch für Januar?
Viele Grüße
Claudia Weicker