Seit dem 24. Oktober letzten Jahres können sich die Trierer in luftige Höhen wagen. Mit „Cube Trier“ hat an diesem Tag eine Kletterhalle ihre Pforten geöffnet, die in der Umgebung nach ihresgleichen sucht. Jens Brümmendorf, einer der insgesamt vier Inhaber des Cube Trier traf sich mit Redakteurin Stefanie Braun in der Halle, die vor allem mit einem beeindruckt: Höhe.
In schwindelerregender Art und Weise klettern Männlein wie Weiblein an künstlichen Felsen entlang. Gesichert durch nichts weiter als ein Seil, ein Sicherungsgerät und einen ‚Sicherungspartner‘ am Boden. Da bekommt man schon vom Zuschauen Höhenangst. Oder etwa nicht?
„Die Angst vor der Höhe ist ganz natürlich und den nötigen Respekt sollte man auf jeden Fall mitbringen“, erklärt Brümmendorf. Allerdings soll die anfängliche Angst schnell verfliegen. „Man schaut beim Klettern nicht nach unten, sondern nur auf den Weg, der vor einem liegt. Dabei merkt man gar nicht, wie hoch man schon geklettert ist.“
Die Angst vor der Höhe ist ganz natürlich
Beim Klettern sollen verschiedene Mechanismen, aber auch Verhaltensweisen vor Unfällen schützen, trotzdem kann man die Augen vor dem einen oder anderen Unglücksfall, die ab und an durch die Medien gehen, nicht verschließen. Erst kürzlich, so berichtet Brümmendorf, stürzte einer der bekanntesten Kletterer ab. Kurt Albert hatte anscheinend vergessen, einen vorgeschriebenen Karabiner zu verwenden .
„Solche Unfälle sind meist auf mangelnde Konzentration zurückzuführen“, Brümmendorf erklärt das Problem an einem Klettergurt. Die werden um den Bauch und die Beine angelegt, das Seil wird daran befestigt, über ein Sicherungsgerät hält der Partner am Boden den kletternden Partner fest. Doch damit dieses simple System funktionieren kann, braucht es einen speziellen Knoten. Den zu binden ist zwar kein Hexenwerk, erfordert aber höchste Konzentration. Schließlich hängt im wahrsten Sinne des Wortes ein Leben daran.
Selbstständigkeit und Gewissenhaftigkeit
Geschult werden beim Klettern so vor allem Selbstständigkeit und Gewissenhaftigkeit, aber auch Teamwork. Das bedeutet in diesem Fall auch, dass man aufmerksam ist, beispielsweise jemanden, der gerade einen Knoten bindet nicht mit Fragen zu löchern, die warten können.
Klettern hat nicht nur einen abenteuerlichen, sondern auch einen gesundheitlichen Aspekt. „Gerade für Leute mit Rückenschmerzen oder solche, die viel Zeit am Schreibtisch verbringen, ist Klettern der richtige Ausgleich. Dadurch, dass man mit dem ganzen Körper arbeitet, lernt man effizientere Bewegungen, alle Muskeln werden gleichmäßig trainiert.“ Ein Vorurteil dabei ist der Gedanke, dass man ohne dicke Oberarme gar nicht erst anzufangen braucht.
Die meiste Kraft kommt aus den Beinen, ein Vorteil, den gerade das „schwache“ Geschlecht schnell für sich entdeckt. „Frauen verlassen sich generell mehr auf ihre Beine, als auf ihre Arme, dadurch halten sie länger durch und ermüden nicht so schnell“, erklärt Brümmendorf.
Den „Rest“ hat man schnell raus, die einen zwar flotter als die anderen aber Verbesserungen sind (fast) garantiert. Wenig geeignet ist der Sport für Kleinkinder unter sechs Jahren oder Menschen, die körperlich stark beeinträchtigt sind.
Drei Jahre Planung
Drei Jahre nahmen Planung und Durchführung der Anlage in Anspruch, dabei trugen Brümmendorf und Kollegen nicht nur mit insgesamt 70 bis 80 Jahren Klettererfahrung zum Erfolg bei, sondern auch mit handfestem Anpacken. „Wie bei jedem Bau gab es auch hier einige Dinge, die man selbst machen konnte, wie etwa die Malerarbeiten.“
Dirk Schmitt, einer der anderen Inhaber, war ehemaliger Profikletterer und hatte Architektur studiert, konnte also die Pläne selbst anfertigen. Trotzdem verschlang der Bau 1,6 Millionen Euro, eine vielversprechende Investition, wenn man bedenkt, dass der Klettersport gerade einen Boom erlebt. In Bremen oder Hamburg, die hoch im Norden ja eher „flachere“ Städte sind, gibt es gleich mehrere Kletterhallen.
Von dort kommt auch Brümmendorf; er ging dann nach Frankfurt, wo er bei Siemens arbeitete. Trier kennt er noch aus Studienzeiten. Von einem Freund erfuhr er von der geplanten Kletterhalle und nach acht Jahren in Frankfurt kam nun die Frage auf, wie es weitergehen sollte in seinem Leben. Bei Siemens weiterarbeiten oder einem Traum folgen? Er entschied sich für den Traum. Er plante nicht mehr viel, sondern kündigte am selben Tag noch seinen Job und suchte sich eine Wohnung in Trier.
Der Fantasie sind keine Grenzen gesetzt
Planung war nun noch mehr als genug erforderlich. Nicht nur beim Gebäude an sich, sondern auch bei der Anbringung der Kletterpfade. Die künstlichen, nach Schwierigkeitsgrad in Farben sortierten Vorsprünge folgen bestimmten Pfaden, die in Zusammenarbeit mit anderen erfahrenen Kletterern eigenhändig angeschraubt und getestet wurden.
Dazu besitzt „Cube Trier“ eine hydraulische Hebebühne, die bis unter die Decke gefahren werden kann. „Es gibt auch Kletterer, die diese Arbeit beim Klettern an sich ausüben, aber das ist wirklich sehr anstrengend und zeitintensiv. Die Hebebühne erleichtert diese Arbeit um einiges.“ Dementsprechend können Pfade auch varieren und neu angebracht werden, der Fantasie sind hier keine Grenzen gesetzt. So können sich auch Besucher immer wieder auf neue Erfahrungen einstellen, keine Kletterpartie ist wie die andere.
Wer nun Lust bekommen hat das Klettern einmal auszuprobieren, kann dies unter professioneller Anleitung und ohne Voranmeldung tun. Weitere Informationen hierzu findet man auf der Homepage.
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