Am Samstag, 8. Oktober, lief die dritte Premiere der Spielzeit 2011/12 an: Friedrich Schillers politisches Drama um zwei Königinnen: Maria Stuart und ihre Halbschwester Elisabeth die I. – Regie führte Intendant Gerhard Weber und bekam großen Applaus.
Zwei mächtige Frauen, die einen schrecklichen, historischen Ursprung teilen: Maria Stuart und Königin Elisabeth die I., beide Töchter von Heinrich dem VIII.. Die eine katholisch, die andere evangelisch, eine unüberwindbare Kluft in damaligen Zeiten. Doch nicht nur das sorgt für Zwist zwischen den beiden.
Während Maria Stuart den Mord an ihrem Gatten tatenlos geschehen lässt und zudem einen Geliebten hat, will Elisabeth als jungfräuliche Monarchin sterben, die sich nie einem Mann unterwerfen soll. Während die eine ihre Liebe und ihre Weiblichkeit in vollen Zügen ausgekostet hat, grämt die andere der Neid auf die weiblichen Reize der Halbschwester.
Als Maria Stuart nun politisches Asyl in England sucht um den Anfeindungen für den Gattenmord zu entgehen, lässt Elisabeth die politische Rivalin kurzerhand festnehmen. Muss sie als unrechtmäßiges Kind Heinrichs des VIII. doch den Thronanspruch der älteren Schwester fürchten. Durch Mortimer, den Neffen des Mannes, in dessen Heim sie eingesperrt ist, kann Maria auf Befreiung hoffen. Auch der Graf von Leicester, eine alte Jugendliebe von Maria plant ihre Befreiung und arrangiert als engster Vertrauter der Königin von England ein zufälliges Treffen zwischen den beiden. Dort soll Maria um Gnade bei Elisabeth flehen, doch stattdessen trifft sie auf eine harte, triumphierende Königin.
Schnell fliegen die Fetzen und Elisabeth zieht erbost und beleidigt ab. Als sie auf dem Heimweg nun auch noch überfallen und beinahe getötet wird ist der Verdacht schnell da, dass Maria hinter dem ganzen steckt. Marias Schicksal ist besiegelt. Während sie mit sich und ihrem Schicksal versöhnt auf’s Schafott steigt, bleibt die andere von ihren Vertrauten verlassen zurück.
Maria Stuart und Elisabeth die I., zwei historische Größen, deren Leben miteinander durch Geburt und Herkunft verwoben ist, haben sich im wahren Leben nie gesehen. Die fatale Begegnung der beiden blieb ein Gespinst Schillers, das schon einige hundert Jahre in schöner Regelmäßigkeit seinen Weg auf die Bühne findet.
Nun auch auf die des Theaters Trier. In den beiden Hauptrollen sind Sabine Brandauer, als Maria Stuart und Barbara Ullmann, als Elisabeth die I. zu sehen. Zwei starke Frauen, bei denen man sich nicht entscheiden kann, welche die größere Leistung vollbringt. Während die eine leidenschaftlich ist, bleibt die andere kühl – ist eine unterwürfig und bittend, zeigt die andere ihr unnachgiebiges, hartes Gesicht.
Sind es auf historischer Ebene wohl eher politische Fakten, die zwischen den beiden standen, kommen hier auch niedere menschliche Züge ins Spiel: Neid, Eifersucht, Stutenbissigkeit. Beide sehen sich als rechtmäßige Königinnen, beide stehen im Zentrum eines Geflechts aus Macht, Intrige und Männern. Hier kommen die männlichen Besetzungen des Stückes ins Spiel, denn obwohl Schiller ein Stück geschaffen hat, dessen Zentrum zwei Frauen bilden, bedarf es doch der männlichen Mitspieler um das Schicksal der beiden erst zu erhärten.
Da wären die Vertrauten der Königin von England, die vor allem versuchen ihre eigenen Interessen durchzusetzen. Ob Maria leben oder sterben soll, ist eigentlich eine Frage des männlichen Interesses, denn während Graf von Leicester, hervorragend von Michael Ophelders, Maria retten will und die Königin in seine Richtung manipuliert, will der Großschatzmeister, gespielt von einem eiskalten Michael Nix, ihren Kopf in den Händen des Henkers sehen.
Beide wissen es den Willen der Königin geschickt zu ihren Gunsten zu lenken. Überhaupt sorgt erst das Spiel der männlichen Teilnehmer dafür, dass Ullmann und Brandauer ihr verhängnisvolles Schicksal erfüllen und zu ihren schauspielerischen Glanzleistungen auflaufen können. Leider ist der junge Mortimer, Zuwachs im Theater Trier Daniel Kröhnert, in seinem Spiel etwas hölzern und gehetzt. Man merkt, dass er noch nicht die Bühnenroutine hat, wie seine Kollegen.
Ein besonderes Lob geht bei dieser Produktion an die Kostümabteilung unter der Leitung von Carola Vollath. Es sind erst die prächtigen historischen Kostüme, die aus dem Stück ein authentisches Werk machen, dass nicht krampfhaft versucht in die Moderne hinein zu ragen. Eine Wohltat für die Augen.
Zudem ein Lob an das Bühnenbild von Gerd Friedrich, der es durch einen herabsinkenden Kubus schafft die ansonsten karge Bühne immer aufs neue zu verwandeln. So wird er einmal genutzt als Kerkerraum für die Stuart und einmal als Thronsaal für Elisabeth die I. Die Doppeldeutigkeit dieses Tricks verdeutlicht stark wie gezwungen die beiden Protagonistinnen sind; die eine im Kerker und die andere durch ihre königlichen Gebundenheiten.
Regisseur und Intendant Gerhard Weber bekam für seine Interpretation der Maria Stuart tosenden Applaus zur Premiere. Obwohl die Sympathien schnell auf Marias Seite bleiben, schafft er es doch Elisabeth in ihrer Tiefe und Widersprüchlichkeit darzustellen. Obwohl sie sich selbst als kalte Monarchin sieht, leidet sie doch unter dem Joch ihrer selbstauferlegten Gefühlskälte und beneidet Maria um die Leichtigkeit ihres früheren Daseins.
Vor allem das Gesamtkonzept besticht in Webers Inszenierung, bleibt es im Detail der männlichen Parts zwar etwas statisch, können hierdurch die weiblichen Darstellerinnen noch mehr hervorstechen. Insgesamt kann man Intendant Gerhard Weber zu seiner Produktion gratulieren. Die drei Vorhänge, die er zur Premiere bekommen hat, werden ihn darin bestätigen, weiter auf diesem guten Weg zu gehen.
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