Am Donnerstag, 13. Oktober, wird im Brunnenhof die Vernissage für den Kalender „Unikörper“ eröffnet. Fotograf Marco Piecuch, den man bereits von den offiziellen Fotos des Theater Triers kennt, schoss die Bilder, Ulysses Wagner war der Organisator.
Nun kann man sagen: „Ein neuer Studentenkalender ist doch keine große Sache.“ Doch diesen Kalender ziert etwas Besonderes, handelt es sich bei den monatlichen Fotos doch um Teilakt- und Aktbilder, die durch ihre besondere Ästhetik bestechen. Darum ging es den Machern auch, wollten sie doch keinen normalen 08/15 Studentenkalender auf den Markt bringen, wie es ihn in vielen mal rechten mal schlechten Ausfertigungen gibt. „Wir wollten den nackten Körper als Teil des Gesamtbildes zeigen, nicht in seiner bloßen Nacktheit hervorheben. Die Bilder sollen ästhetisch und künstlerisch sein“, erklärt Piecuch, der selbst vor nicht allzu langer Zeit noch Student war.
„Der nackte Körper als Teil eines Gesamtbildes“
Er studierte Philosophie in Tübingen und kam dann vor fast drei Jahren wegen eines lukrativen Stellenangebotes nach Trier. „Ich hatte die Möglichkeit bei einer großen Einzelhandelskette, bei der ich auch als Student schon gearbeitet hatte, als Bereichsleiter Rheinland-Pfalz und das Saarland zu übernehmen. Ich bekam damals acht Tage Sonderurlaub um mir Saarbrücken und Trier anschauen zu können und nachdem ich in Trier gewesen bin, war die Entscheidung schnell gefallen.“
Nach eineinhalb Jahren hat er seinen Job dann gekündigt und sich als Fotograf in Trier selbstständig gemacht. „Mir war klar, dass ich den Job nicht mein Leben lang machen würde und nachdem ich Fotos fürs Theater bei den letzten Antikenfestspielen gemacht hatte, wollte ich den Schritt in die Selbstständigkeit wagen.“ Bis heute hat er das nicht bereut. „Wenn man Leidenschaft für etwas empfindet, sollte man auf jeden Fall versuchen seine Ambitionen auch beruflich zu verfolgen,“ erklärt er.
Sein Kollege Ulysses Wagner, der derzeit Psychologie und Philosophie in Trier studiert sieht das ähnlich. Eigentlich wollte er eine eigene Zeitschrift herausbringen, die sich mit Kunst und Kultur beschäftigt, leider scheiterte dies an finanziellen Aspekten. Nachdem er dann eine Weile im Ausland war, stieß er auf einen Zeitungsartikel, der ihn auf die Idee brachte, einen künstlerischen Kalender mit Studenten herauszubringen. Über eine Bekannte fand er schnell den geeigneten Fotografen: Marco Piecuch.
Die beiden waren schnell Feuer und Flamme für ihr Projekt und entschlossen sich im Juni diesen Jahres loszulegen. Ab dann musste alles schnell gehen, denn Akt und Teilaktfotos schießt man am besten im Sommer. „Wir hätten das Projekt auch auf den Sommer 2012 oder 2013 konzipieren könen, aber dann hätte es so lange gelegen und das wollten wir nicht,“ erzählt Wagner.
Plötzlich ging alles ganz schnell
Es musste dann alles recht schnell gehen, doch Models zu finden war erstmal kein leichtes Unterfangen, deshalb fragten die beiden zunächst im Bekanntenkreis herum. „Als wir dann die ersten Fotos zum Vorzeigen hatten, fanden sich auch schnell Models, die mitmachen wollten.“ Leider reichten die Aushänge an der Uni nicht um genügend Leute zusammen zu bekommen, vor allem auf männlicher Seite gab es einige Hemmungen.
Deshalb inserierte man auch in lokalen Internetportalen. Wieder bekam man schnell viele interessierte Frauen zusammen, doch die Männer blieben ein kleines Problem. Es war den männlichen Models wichtiger eine längere Vorlaufzeit zum Training zu haben und ihre Ernährung der besonderen Herausforderung entsprechend umzustellen.
Die Frauen waren ihrer Meinung nach entspannter, weil sie sich bewusst für dieses Shooting entschieden hatten. Nicht um sich vor der Welt zu präsentieren, sondern um sich später sagen zu können, dass sie das mal gemacht haben. „Die Frauen hatten ein besseres Körperbewusstsein und gingen deshalb auch entspannter mit sich um, das merkt man auch wenn man mit ihnen zusammenarbeitet.“ Überhaupt war die Arbeit mit einem nackten Körper für die beiden gar nicht befremdlich. „Man denkt bei der Arbeit nicht darüber nach, dass das Gegenüber nackt ist“, sagt Wagner. „Ich kann mich ehrlich an keinen der Körper richtig erinnern. Beim Fotografieren muss man über viel nachdenken: über Licht, Einstellungen, das Setting, die Inszenierung, dann sieht man alles durch die Linse. Da bleibt nicht viel Zeit zum Betrachten an sich“, erklärt Piecuch.
Beim Theater geht ihm das ähnlich: „Ich muss mir ein Stück meistens zweimal anschauen, einmal zum fotografieren und einmal um etwas vom Inhalt mitzubekommen.“ lacht er. Ein besonderer Kick war, dass auch Carsten Lepper, der die Rolle des Tony in der Erfolgsproduktion „West Side Story“ spielte, auf Piecuch zukam und ihm anbot eines der männlichen Modells zu sein.
Die beiden lernten sich kennen als Piecuch Pressebilder für die „West Side Story“ schoß, das Gespräch kam auf das laufende Projekt „Unikörper“ und bei dem Stichwort „Spenden an die deutsche Aidshilfe“ wurde Lepper hellhörig. Er hilft immer gerne, wenn es um die Unterstützung der Aidshilfe geht und als er dann auch noch erfuhr, dass zu diesem Zeitpunkt gerade ein Mangel an männlichen Models bestand, zeigte er schnell Interesse. Nachdem er sich von dem hohen Niveau und der künstlerischen Ästhetik der Bilder überzeugt hatte, ließ er sich gerne ablichten.
Reich wird man mit solch einem Kalender nicht
Den Kalender kann man in einigen Läden in Trier erwerben, reich werden Piecuch und Wagner allerdings nicht dadurch werden. „Der Gewinn wird an die Aidshilfe Deutschland und den Trierer Frauennotruf gehen“, sagt Wagner, dabei war dies eine der größten Schwierigkeiten. „Das Problem war nicht jemanden zu finden, der das Geld nehmen würde, sondern jemanden, der die ganze Aktion auch publik macht“, so Piecuch. „Die meisten wollten sich nicht damit identifizieren, dass wir mit nackten Körpern werben. Es war leichter 30 Verkaufsstellen und 24 Leute zu finden, die sich ausziehen, als einen der das Geld annehmen wollte und dies auch zugeben würde.“
Der Trierer Frauennotruf kam schließlich auf die beiden zu, hier gefielen die Bilder in ihrer Ästhetik. „Uns ist klar, dass dies auch zu Kontroversen führen kann, aber unsere Bilder sind ja bewusst ästhetisch und nicht sexuell zu verstehen“, so Wagner. Wenn auch nicht finanziell, so ist das Projekt doch für beide ein Gewinn. Für Piecuch vor allem durch die Aufmerksamkeit, so liegt in jedem der Kalender ein Gutschein von ihm bei. Wagner sammelte vor allem Erfahrungswerte und nicht zuletzt Referenzen für die Firma, die sie für dieses Projekt gründen mussten. „Für Objektiv GbR schweben bereits neue Projekte im Raum, aber es ist noch nichts spruchreif.“
5vier.de drückt den Beiden und allen Beteiligten für die kommende Vernissage-Eröffnung alle Daumen und hofft, dass eine große Spendensumme zusammengetragen wird.
Zu kaufen gibt es den Kalender unter anderem im Interbook, der Universität, der FH und vielen anderen Buchläden. Weitere Informationen erhaltet ihr auch auch der Unikörper2012-facebook-Seite.
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