Christina Thielen hatte schon immer ein Faible für Fahrzeuge. Bereits als junges Mädchen schraubte sie gern am Roller ihres Bruders. Schon damals hieß der Beruf, den Christina heute lernt, nicht mehr Automechaniker, sondern Kfz-Mechantroniker.
Weibliche Lehrlinge im Kfz-Gewerbe gab es in diesem klassischen Männerberuf damals wie heute verschwindend wenige. Eine von ihnen – überdies eine besonders talentierte – ist Christina Thielen. Für ihre herausragenden Leistungen wurde die 18-Jährige jetzt von der Handwerkskammer Trier als „Lehrling des Monats“ ausgezeichnet.
Um sich gegen ihre männlichen Kollegen durchzusetzen und anerkannt zu werden, musste Christina durch Leistung überzeugen. In der Berufsschule reagierte sie gelassen auf die ironische Bemerkung, ob das Kfz-Gewerbe schon derart arm sei, dass es Frauen ausbilden müsse. Die junge Auszubildende konterte: „Ich werde euch zeigen, was ich kann!“ So absolvierte die angehende Kfz-Mechatronikerin ihre Zwischenprüfung mit der Note „gut“ und überrundete damit so manchen Kollegen.
Beim bundesweiten Sonderwettbewerb der Mechatronikerinnen setzte die junge Bitburgerin jüngst noch eins drauf und gewann den dritten Platz. Die Teilnehmerinnen mussten praktische Tätigkeiten bewältigen, wie sie in jedem Serviceallltag eines Kfz-Meisterbetriebs vorkommen: Von Arbeiten am Ladesystem und Bremsenmechanik über Wartung und Reparatur von Komfort- und Sicherheitssystemen bis hin zur Diagnose des Motormanagements. Dabei lagen einige dieser Aufgaben durchaus auf dem Niveau einer Gesellenprüfung, und die Mitbewerberinnen waren Christina an Lehrzeit voraus.
Ihrem Vater, einem Schlosser, hat Christina als Mädchen gerne bei der Arbeit über die Schulter gesehen. Auch bei der Mutter gab es dazu reichlich Gelegenheit, denn diese arbeitet als Köchin. Doch auf die Frage, ob die Tochter denn auch im Haushalt helfe, erwidert sie: „Die macht lieber den Ölwechsel am Auto!“ So stehen die Eltern voll und ganz hinter Christinas Traumberuf . Auch beim Großvater gab es einiges abzuschauen, denn der ist Landmaschinenmeister. Nicht zuletzt mag der Onkel, ein Kfz-Meister, seine Nichte beeinflusst haben. Derart von der Familie geprägt, sah sie bereits als Schulkind ihre berufliche Zukunft vor sich.
Mit der Ausbildung klappte es erst im zweiten Anlauf. Der Betrieb, bei dem sie ursprünglich lernen wollte, geriet in wirtschaftliche Schwierigkeiten und stellte in dann doch keinen Lehrling ein. Schließlich hatte Christinas Onkel einen Tipp. Er riet ihr, sich im „Moto-Point“, dem Betrieb von Oswald Benzschawel in Brecht, zu bewerben. Der Kfz-Technikermeister nimmt für gewöhnlich nur einen Lehrling, machte dann aber eine Ausnahme. Jetzt würde ihr Ausbilder seinen weiblichen Azubi nach eigenen Aussagen am liebsten gar nicht mehr hergeben.
Handwerkskammer-Präsident Rudi Müller überreichte Christina Thielen in dem Betrieb eine Ehrenurkunde der HWK und einen 100-Euro-Gutschein für Werkzeug. Mit der Ehrung „Lehrling des Monats“ wollen Kammer, Kreishandwerkerschaften und Innungen herausragende Ausbildungsleistungen ihres Nachwuchses auszeichnen und auf die qualitativ hochwertige Berufsausbildung im Handwerk aufmerksam machen.
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