Der Winter ist fast vorbei und die Outfits werden wieder knapper – der Katzenjammer nach diversen Festgelagen, einem übermäßigem Konsum an Weihnachtsgebäck und viel zu viel Süßem an Fastnacht umso größer. Zeit für’s Fitnessstudio! 5vier-Redakteurin Ingrid Ewen hat die Turnschuhe geschnürt.
Eins vorneweg: Ich bin eine faule Socke. Das letzte Mal Joggen liegt gut zwei Jahre zurück. „Regelmäßige sportliche Betätigung“ heißt für mich, die 50 Meter zur Bushaltestelle zu Fuß zurückzulegen. Und eine Trainingshose ziehe ich nur an, um darin vor dem Fernseher herumzugammeln.
Damit stehe ich also im krassen Gegensatz zu knapp 1,47 Millionen Menschen in Rheinland-Pfalz, die Mitglieder in 6.328 Sportvereinen unter dem Dach des Landesportbundes (LSB) sind.
König Fußball
Die höchste Mitgliederzahl im Land verzeichnete 2010 der 1. FC Kaiserslautern, gefolgt von Mainz 05. Beide haben über 10.000 Mitglieder. Unter den Top 5 befinden sich außerdem die Alpenvereine Mainz und Koblenz. Mit fast 3.300 Mitgliedern belegt Post-Sport-Telekom Trier Platz 6. Von American Football über Kinderturnen bis hin zum Walking bietet die PST über 30 Sportarten. Schach und Skat gehören auch dazu.
Genug der Statistik. Vor zwei Tagen habe ich ein Probetraining vereinbart, heute lege ich die Chipstüte zur Seite und beiße in den sauren Apfel. Ab ins Studio!
Keine Muskelprotze, keine schweren Gewichte
Das Konzept der bekannten Kette, die ich unter die Lupe nehmen will, ist simpel: 30 Minuten Zirkeltraining zwei bis drei Mal pro Woche sollen den Kundinnen auf die Sprünge helfen. Außerdem trainiert Frau hier ganz für sich und ungestört von männlichen Blicken. Die Trainer sind alle weiblich – Y-Chromosomen gibt es hier nicht.
Beim ersten Blick ins Studio fällt auf: keine vollgestopften Räumlichkeiten, keine tonnenschweren Hanteln. Stattdessen luftige Räume, hell und freundlich eingerichtet. Klischeehafte Muskelprotze und die dazu gehörigen schweren Gewichte sucht man hier vergebens.
Ehe ich mit dem Training anfangen kann, geht eine Trainerin mit mir einen Fragebogen durch, wie man ihn auch aus anderen Studios kennt. Welche Ziele sollen verfolgt werden, stehen dem irgendwelche Krankheiten oder Knochenbrüche im Weg und so weiter.
Nachdem ich meine körperliche Unversehrheit bestätigt habe, kann ich mich in den Zirkel einreihen. Neben einem „Laufbrett“, das durch eine spezielle Polsterung die Knie beim auf-der-Stelle-Laufen schonen soll, gibt es Balancebretter, eine kleinere Version einer Rudermaschine, die bekannten Beinpressen und weitere Geräte. Abwechselnd sollen hier Muskeln und Kondition aufgebaut werden.
Familiäre Atmosphäre
Während ich meine erste Runde absolviere, füllt sich das Studio. Die Zielgruppe der Kette sind Frauen, die sich beim Training unter Gleichgesinnten am wohlsten fühlen. Durch die 30-Minuten-Idee soll, vor allem Frauen mit wenig Zeit, der Sport ermöglicht werden. „Zu unseren Kunden gehören auch Studentinnen“, sagt meine Trainerin. An die 300 Damen trainieren hier, seit die Filiale im vergangenen Jahr eröffnete.
Ungefähr zehn sind gerade außer mir da. Dazu kommen noch die beiden Trainerinnen, die ihre Pappenheimer genau im Blick haben, auf die Ausführung der Übungen achten und bei Fragen sofort zu Stelle sind. „Mach die Ellbogen nicht ganz nach hinten, sonst entspannen die Muskeln und der ganze Effekt der Übung ist futsch“, infomieren sie eine der Trainierenden. Das Du ist Standard; zwischen allen Anwesenden herrscht eine sehr familiäre Atmosphäre. Während der Stationenwechsel – und auch dazwischen – werden Scherze gemacht. Meine Trainerin erkundigt sich nach dem Verband, den eine der Damen ums Handgelenk hat, und ermahnt sie, es nicht zu übertreiben.
Nach der zweiten Runde wird mein Puls gemessen. Alles im grünen Bereich und ich kann weitermachen. Eine Runde später ist dann doch Schluss; nach der langen Sportabstinenz will ich es nicht gleich übertreiben und beende meine Trainingseinheit mit einigen Dehnübungen.
Die anderen Damen trainieren weiter. Der Vergleich mit einem ausgesprochen munteren Kaffeekränzchen kommt mir in den Sinn. Nur werden hier fleißig Kalorien verbrannt statt aufgenommen.
Beim Umziehen merke ich dann etliche der Muskeln, die ich gerade benutzt habe. Das Training hat entgegen meiner Befürchtungen tatsächlich Spaß gemacht – ich fühle mich nicht ausgepowert, sondern munter und fast energiegeladen. Ich sollte mich öfter wieder sportlich betätigen.
Es muss nicht das Fitnessstudio sein
Wer keine Lust hat, sich im Studio auszutoben, findet in der Region eine Vielzahl an Alternativen. Gerade in Uninähe gibt es viele Sportkurse. Segeln, Fight Aerobic, Tennis, Jazz Dance und und und – das Angebot ist breit gefächert. Wer Mannschaftssport bevorzugt, kann sich einem Sportverein anschließen. Und wem auch das nicht zusagt, kann sich auch einfach mit Freunden zu einem zügigen Spaziergang treffen. Denn wie heißt es so schön? Auch die längste Reise beginnt mit dem ersten Schritt.
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