Von Florian Schlecht und Oliver Maywurm
Ganz Europa spricht vom FC Pasching: Der Drittligist hat ein echtes Fußballwunder vollbracht und den österreichischen Pokal gewonnen. Mit dabei beim 1:0-Finalsieg gegen Austria Wien war Lukas Mössner. Der Angreifer spielte in der Saison 2010/11 für Regionalligist Eintracht Trier.
1414 Facebook-Freunde hatte der FC Pasching am Freitag um 20.13 Uhr. Eine überschaubare Gemeinde, könnte ein Beobachter denken. Doch die Schar an Anhängern dürfte in den nächsten Tagen weltweit wachsen. Denn der österreichische Drittligist steht für eine der größten Sensationen in der Fußballgeschichte. Im Ernst-Happel-Stadion besiegte die Mannschaft aus dem 6.600-Einwohner-Ort den frisch gebackenen Meister Austria Wien im Finale des nationalen Pokals und hat sich für den Europacup qualifiziert. Mit dabei im Freudentaumel: Lukas Mössner (29), der in der Saison 2010/11 für einige Monate bei Regionalligist Eintracht Trier stürmte.
Seine Begeisterung über die Sensation konnte der Angreifer noch nicht in Worte fassen. Das hinderte ihn und seine Mitspieler aber nicht daran, ordentlich zu feiern. „Erst im Stadion, dann im Hotel. Und es ist kein Geheimnis, dass wir es in der Wiener Innenstadt kräftig haben krachen lassen.“ Der Weg bis zur Überraschung konnte für Pasching nicht steiniger sein, weil es die drei Schwergewichte des österreichischen Fußballs hintereinander ausschalten musste. Erst gab einen 1:0-Coup bei Rapid Wien. Dann wurde Red Bull Salzburg mit 2:1 ausgeschaltet. Und im Endspiel folgte dann noch Austria Wien, das in der Meisterschaft alle Verfolger weit abgehängt hatte. „Es ist für jeden einzelnen Spieler ein Hammer, was uns gelungen ist. Aber es ist auch schwer zu beschreiben, weil der Weg zu diesem Erfolg so schwer war“, so Mössner. „Aber im Endeffekt sind wir für unser Herz und unsere Leidenschaft belohnt worden.“
„Ich war überall dort, wo Not am Mann war“
Das Finale hielt Pasching lange Zeit offen. „Austria hatte einige Chancen, wir waren über Standards gefährlich. Ich war aber schon überrascht, wie dynamisch wir nach vorne gespielt haben.“ In der Halbzeit machte sich die Mannschaft weiter Mut, das Wunder zu schaffen. „Und 1:30 Minute, nachdem das Spiel wieder angepfiffen war, ist uns das 1:0 gelungen“, freut sich Mössner. Daniel Sobovka köpfte den Ball nach einer Flanke von der linken Seite unter den Beinen des gegnerischen Torwarts durch.
„Danach kam Austria fast im Zwei-Minuten-Takt zu Chancen, da hatten wir eine gehörige Portion Glück“, berichtet der Ex-Trierer, der dann in der Schlussphase auch noch eingewechselt wurde. „Für einen Stürmer eine undankbare Aufgabe, wenn der Bundesligist drückt“, lacht er. „So war ich überall dort, wo Not am Mann war, habe versucht, viel zu retten und einige Bälle aus der Gefahrenzone geköpft.“ Nach dem Abpfiff war der Jubel groß – und die Verwunderung über den Außenseiter-Sieg im ganzen Land riesig.
Freude über Trierer Pokalerfolg: „Sportlich eine schöne Zeit“
Allerdings verweist Mössner darauf, dass Pasching kein wirklicher Amateurklub ist. „Wir sind ein Vollprofis, die Hälfte des Kaders sind erfahrene Bundesligaspieler. Die Qualität unserer Mannschaft und des Vereins sind weit entfernt von der eines Drittligisten.“ Ein weiterer Beleg dafür: Als Sponsor steht Red Bull dahinter.
Nach wie vor verfolgt der Angreifer auch die Entwicklung bei Eintracht Trier. Als er im Handy-Telefonat mit 5vier vom Rheinlandpokalsieg seines alten Klubs erfuhr, freute er sich. „Sportlich hatte ich eine schöne Zeit dort, für uns war der 2:0-Finalsieg gegen Koblenz damals ja auch ein Highlight.“ Privat zog es Mössner dann aber zurück nach Österreich, wo seine Familie damals weiterhin wohnte. „Das war zu 100 Prozent der Grund. Bei einem Aufstieg in die 3. Liga wäre es vielleicht ein anderes Thema gewesen. Aber das ist uns leider nicht gelungen.“
Und nach einem durchwachsenen Jahr beim TSV Hartberg fand Mössner nun in Pasching sein großes Glück. „Ich habe genügend Erfahrungen gesammelt, um diesen Erfolg demütig anzunehmen“, sagt er. In die Europa League startet der Klub als Pokalsieger eine Runde vor Gruppenphase. So kann auch über den knapp verpassten Aufstieg in der Liga hinweg gesehen werden. „Da können wir schon auf einen ansehnlichen Gegner hoffen“, glaubt Mössner. Der Tour durch Europa blickt er mit Spannung entgegen. Doch bereits das Erreichte hat dem 29-Jährigen viel gegeben. „Die Kernpunkte unseres Erfolges sind Wille und Leidenschaft. Für jeden in unserer Mannschaft ist der Pokal ein Lehrbeispiel dafür, was man erreichen kann, wenn man im Leben nur fest an ein Ziel glaubt und hart dafür arbeitet.“
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