Der plötzliche Wintereinbruch bringt auch die Fußballer der Region in Nöte. Vereiste Plätze, kalte Muskeln, kühler Wind. Wie die Sportler damit umgehen, was medizinisch empfohlen wird und welche Erfahrungen die Spieler schon gemacht haben, hat 5vier in einer kurzen Umfrage ermittelt.
Die Fußballwelt lacht derzeit über die ziemlich eklige Idee von Jérémie Janot, dem Torwart des französischen Erstligisten AS Saint-Étienne. In einem Interview mit der Sportzeitung “L’Equipe” verriet der ideenreiche Schlussmann, welches Geheimnis er hat, um sich gegen die Kälte auf dem frostigen Platz zu schützen. Er zieht sich einen Surfanzug unter die Fußball-Klamotten – und wärmt ihn mit einem heißen Strahl der Marke ‚Eigenproduktion‘ auf. “15 Minuten vor Spielende pinkelt man in den Anzug und kann dann direkt unter die Dusche gehen”, erklärte der Keeper den verdutzten Journalisten.
Tatsächlich ist das Kältehoch „Dieter“ aber auch für die Fußballer der Region ein Thema, das zur Diskussion steht. Denn für Freiluftsportler ist die Bewegung in der Kälte auf vereisten Plätzen und mit kalten Muskeln nicht ungefährlich. Wir fragten bei Medizinern, Trainern und Spielern nach, wie sie mit dem Winter umgehen, welche Probleme lauern und ob Training überhaupt möglich ist.
Verletzungsgefahr für Muskeln und Sehnen
Für Dr. Friedl Schulz sind die enormen Minustemperaturen kein Spaß. “Die Atemwege werden bei der Kälte gereizt, aber -15 Grad stecken Sportler locker weg. Das schaffen Skiläufer und Biathleten auch”, sagt der Mannschaftsarzt von Eintracht Trier. Viel eher ist er besorgt wegen der gefrorenen Plätze. “Für den Muskel- und Sehnenapparat ist die Verletzungsgefahr da riesig, wenn sie förmlich auf Beton spielen. In der Bundesliga mit den modernen Rasenheizungen ist das kein Problem. Aber in der Regionalliga sehen die Bedingungen ja nicht ganz so prickelnd aus.” Der Mediziner empfiehlt Fußballern, die in der Kälte trainieren und spielen, sich noch gründlicher aufzuwärmen. Ein Tee in der Halbzeitpause helfe gegen Auskühlung. Dazu ist warme Kleidung angeraten. “Ich bin kein Max Merkel”, verzichtet Schulz gerne auf die Macho-Mentalität des Fußballs, wenn es der Gesundheit dient. “Wenn es nach mir geht, dürfen die Spieler gerne Handschuhe und vor allem Mützen tragen. Gerade über den Kopf geht viel Wärme verloren.”
„Ausrüsten wie der Michelin-Mann“
Die Pinkel-Methode von Jerome Janot schließt André Poggenborg sicher aus. “Sicher heiligt auch da der Zweck die Mittel, aber ob ich so eine Möglichkeit nutze, wage ich zu bezweifeln”, lacht der Torwart von Eintracht Trier. Er hat schon Kollegen erlebt, die sich vor Spielen die Füße mit einer Wärmesalbe einreiben. “Ob das hilft, weiß ich nicht.” Als Torhüter hat der 28-Jährige besonders an Tagen unter der Kälte zu leiden, an denen er kaum gefordert wird. “Wenn ich viele Bälle halten muss, stehe ich unter Adrenalin und kriege von den Bedingungen nichts mit. Kalte Füße und kalte Hände kann man bei den brutalen Temperaturen aber gar nicht verhindern.”
Der Schlussmann baut im Winter vor allem auf gepolsterte Klamotten. “Eigentlich muss man so ausgerüstet sein wie der Michelin-Mann”, lacht er über das Werbemännchen, das von lauter Autoreifen umhüllt ist. “Die Gelenke sollten gut geschützt, die Bewegungsfreiheit dabei aber nicht eingeschränkt sein.”
Pagenburg und das Abenteuer in St. Petersburg
Chhunly Pagenburg schwört auf die Thermokleidung, die nahezu fast alle Sportler tragen. “Der Schweiß wird von innen nach außen geleitet, so kühlt man nicht schnell aus und ist gut geschützt”, sagt der Mittelfeldspieler. “Eine längere Hose, eine Radler und Handschuhe sind schon Pflicht.” Pagenburg hat es in seiner Karriere aber schon frostiger erlebt als in diesen Tagen unter Kältehoch “Dieter”. “Mit dem 1. FC Nürnberg sind wir im UEFA-Cup mal bei Zenit St. Petersburg angetreten. Ich habe bei -20 Grad auf der Bank gesessen, für alle Spieler gab es mehrere Decken und Winterstiefel. Das waren echte Extreme.”
„Topfit, können aber keinen Ball stoppen“
Auf wettergerechte Kleidung setzt auch Peter Schuh, Trainer des Bezirksligisten SG Schoden. “Lange Unterhosen, dicke Pullover, Pudelmütze und natürlich heißer Tee”, sind sein Erfolgsrezept, um unbeschadet durch den Fußball-Winter zu kommen. Seine Mannschaft trainierte zuletzt auf dem Hartplatz und bestritt sogar ein Testspiel beim SV Tawern, das 6:2 gewonnen wurde. “Sicher sind die Temperaturen nicht ideal, aber es geht schon.”
Die Regionalliga-Sportler von Eintracht Trier sind zuletzt für einige Tage in die Soccerhalle nach Kenn ausgewichen, auch beim SV Konz wurde der Trainingsplan umgestellt. “Wir haben in der Halle und bei der TG Konz unser Programm durchgezogen, die Plätze sind gesperrt”, sagt Trainer Patrick Zöllner und witzelt: “Wenn das so weitergeht, sind wir zum Start der Liga topfit, können aber keinen Ball stoppen.” Training in der freien Luft ist für ihn aber kein Thema. “Es haben erst alle um 19 Uhr Feierabend, dann ist es bitterkalt. Das wäre für mich bei zweistelligen Minusgraden nicht zu verantworten.”
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