In Lotte eroberte Borussia Mönchengladbach II mit einem Altersdurchschnitt von 19,7 Jahren ein 1:1. Die 3. Liga wird als Ziel nicht ausgeschlossen. Am Freitag treffen die jungen Fohlen im Spitzenspiel der Regionalliga im Rheydter Grenzlandstadion auf Eintracht Trier (19 Uhr).
Als Sven Demandt am vergangenen Freitag langsam die Stufen der Haupttribüne des Moselstadions herunter schritt, machte er ein nachdenkliches Gesicht. In der 80. Minute hatte der Trainer von Borussia Mönchengladbach II genug gesehen und seine Eindrücke gesammelt. Die deckten sich mit den euphorischen Jubelstürmen der Spieler von Eintracht Trier, die nach dem 2:0-Sieg gegen den SC Verl von ihrer besten Saisonleistung sprachen. Wenige Tage vor dem Spitzenspiel mit den jungen Fohlen gegen die Moselstädter (Freitag, 19 Uhr), bastelt Demandt so an einem Masterplan, um die Punkte im eigenen Stall zu behalten. Keine leichte Aufgabe. „Was Trier da gezeigt hat, war das Beste, was ich bislang in der Regionalliga gesehen habe“, lobt der 36-Jährige. „Ich konnte keine großartigen Schwachstellen erkennen. Wer in dieser Saison aufsteigen will, der muss erst an der Eintracht vorbei.“
Doch wer den ehrgeizigen Demandt kennt, der weiß, wie akribisch er seine Mannschaft auf das Gipfeltreffen einstellen wird. Denn auch die junge Borussia hat keinen Anlass, mit ihren Stärken hinter dem Berg zu halten. Einem Kaltstart mit zwei Niederlagen zum Auftakt der Saison folgten acht Spiele in Folge ohne Niederlage. Drei Zähler liegt die Borussia hinter dem Tabellenführer, hat aber eine Begegnung weniger auf dem Konto. Am Wochenende bremste die talentierte Garde so gleich als Bewährungsprobe den Hochgeschwindigkeitsexpress aus Lotte aus, dem nach sechs Siegen in Serie nur ein 1:1 gegen die jungen Fohlen gelang. Dabei spielte die Elf vom Niederrhein nach einem Platzverweis für Bundesliga-Verstärkung Lukas Rupp 57 Minuten in Unterzahl und mit einem Altersdurchschnitt von 19,7 Jahren. „Der Jahrgang von 1992 ist einer der besten, den man hier je erlebt hat“, spricht Demandt von den Talenten mit der Begeisterung, die ein Wein-Liebhaber bei der Diskussion über einen edlen Bordeaux an den Tag legen würde. Auf Torwart Marc-André ter Stegen sollen so noch weitere Spieler ins Oberhaus folgen. „Das Zeug“, glaubt der Trainer, „haben einige“.
Torjäger Kachunga sorgt für Aufstiegsträume
Dazu dürfte vor allem Elias Kachunga zählen, der mit sieben Toren in die deutsche U20-Nationalmannschaft berufen wurde. In der letzten Saison verbuchte der Stürmer nur einen Treffer in 24 Spielen. „Da kam er in zwei Bundesligaspielen zum Einsatz und fühlte sich danach vielleicht auch als Bundesligaprofi. Doch bis dahin ist es weiter Weg“, meint Demandt, der die jüngste Entwicklung des fleißigen Angreifers aber mit Wohlwollen sieht. „Er ruft das Potenzial ab, gibt Gas und ist vor dem Tor zielstrebiger geworden.“ Weiter tummeln sich im Aufgebot noch Hoffnungsträger wie Amin Younes, der mit gerade 18 Jahren für kreative Impulse sorgt, der torgefährliche Kapitän Tim Heubach in der Innenverteidigung mit bislang sechs Treffern und Schlussmann Janis Blaswich, der am Dienstag einen Profivertrag erhielt.
Der Aufstieg in die 3. Liga ist so bei aller Jugend ein Thema, das auf der Vereinsagenda steht. Ausbildung und Anspruchsdenken sollen sich in Mönchengladbach nicht ausschließen, sondern ergänzen. „Wir wollen so lange wie möglich oben mitspielen. Kommt das Thema Aufstieg auf, würde sich der Verein nicht dagegen sträuben“, so Demandt. Gleichzeitig steht die Entwicklung der Talente im Vordergrund. „Wenn zwei Leute gleich gut sind, spielt immer der Jüngere.“ Ein Nachteil ist das bislang nicht. Routiniers wie Michael Stuckmann und Marcel Podszus wurden bislang nicht vermisst. „Die Jungen sind so weit, es geht fast ohne Hilfe auf dem Platz“, staunt Demandt.
Ein lernwilliger „Kühlschrank“
Diesen Weg im deutschen Fußball begründet er mit dem gestiegenen Niveau in der Nachwuchsarbeit. „Hier haben die Jungs drei Rasenplätze, einen Kraftraum, Athletiktrainer und eine höhere Intensität in den Einheiten als früher. So sind viele mit 18 schon hervorragend ausgebildet und können sogar Bundesliga spielen.“
Solche Bedingungen hatte Demandt in seiner Jugend nicht, als er bei seinem Heimatverein TuS Höhenhaus spielte. Obwohl er wegen seiner ungelenken Spielweise uncharmant „Kühlschrank“ genannt wurde, ging er seinen Weg als Torjäger bei Fortuna Düsseldorf. Bei Mainz 05 erlebte er später auch den Mentor, der ihn, Jürgen Klopp, Thorsten Lieberknecht, Christian Hock und viele weitere für die Trainer-Laufbahn begeisterte. „Wolfgang Frank inspirierte uns, er hatte einen Plan, mit dem wir erfolgreich waren.“ Viererkette, Raumdeckung, Videoanalysen – Frank brach in den 90ern verstaubte Denkmuster am Bruchweg auf und hatte lernwillige Schüler, die ihrem Lehrmeister nacheifern. Nun ist Klopp Deutscher Meister, Lieberknecht der Aufstiegsheld in Braunschweig, und auch Demandt macht der Mainzer Schule alle Ehre. Gegen eine sportliche Versetzung nach oben mit den Fohlen würde er sich so am Saisonende garantiert nicht wehren.
+++++Die Bilanz+++++
Wer von den Eintracht-Fans abergläubisch ist, kann die Reise nach Mönchengladbach guten Gewissens antreten. Im Grenzlandstadion in Rheydt verloren die Trierer bislang nicht, sondern feierten zwei Siege und ein Unentschieden. Zuletzt gab es am 13. Mai 2011 einen 4:0-Erfolg durch Tore von Ahmet Kulabas, Lukas Mössner, Alban Meha und Torge Hollmann. Weniger gute Nachrichten gab es bislang bei den drei Heimspielen, die gegen die jungen Fohlen allesamt verloren gingen.
+++++Gewinnspiel+++++
Das DFB-Pokalspiel zwischen Eintracht Trier und dem Hamburger SV ist restlos ausverkauft. Bei 5vier.de könnt Ihr aber noch 2×2 Eintrittskarten für den Pokalknaller am Dienstag, 25. Oktober, um 20.30 Uhr gewinnen. Die Tickets gelten für die Zusatztribüne, die extra im Moselstadion aufgebaut wird. Hier geht es zum Gewinnspiel.
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