Für die Römerstrom Gladiators Trier laufen die Playoffs der ProA-Saison 2018/19 nicht nach Plan: Im zweiten Duell gab es gegen Nürnberg am Mittwochabend die zweite Niederlage (72:84), wodurch die Franken am Freitag den Matchball in eigener Halle verwandeln können. 5vier.de arbeitet das intensive und verrückte Spiel auf und lässt beide Trainer, Lucien Schmikale und Gästespieler Robert Oehle zu Wort kommen – und deckt auf, was Trainer Christian Held an den Schiedsrichtern störte.
Trier. „16 Offensivrebounds für Nürnberg zeigen, dass wir es defensiv nicht geschafft haben, den Gegner in den Griff zu bekommen. Leider haben wir es offensiv nicht geschafft, den Ball gut zu bewegen. Trotzdem bin ich stolz auf mein Team, da die Jungs gekämpft haben – es haben aber Spieler gefehlt, die für uns Ruhe reinbringen“, sagte der frustrierte Trainer Christian Held auf der Pressekonferenz.
Held ist stolz auf sein Team
Die Gladiatoren standen im zweiten Spiel enorm unter Druck, da der Heimsieg nach der Auftaktschlappe (5vier berichtete) zum Weiterkommen fest eingeplant war. Nürnberg konnte befreit aufspielen und war in der Offensive deutlich stärker als die Trierer. Der im ersten Spiel überragende Ishmail Wainright und Robert Oehle sammelten zusammen mehr Offensivrebounds (9) als die Heldtruppe zusammen. Nach 40 Minuten standen in der Bilanz acht Offensivrebounds für die Gladiatoren, aber 17 auf Seiten der Franken (!).
Offensivrebounds entscheiden Spiel
Der starke Gästecenter Oehle erzielte zwölf Punkte in 27 Minuten und war ein wichtiger Siegfaktor, stellte aber sein gesamtes Team in den Vordergrund: „Wir wollten das Spiel über die Physis gewinnen und das haben wir gut durchgesetzt. Zwar haben wir nicht unseren besten Basketball gespielt, aber den wichtigen Auswärtssieg errungen. Im Vergleich zu Spiel eins mussten wir nicht viel verändern, sondern auf die Reaktion von Trier warten.“
Schlechter Start, gute Aufholjagd
Die Reaktion von Trier deutete sich auch immer wieder an, blieb am Ende aber erfolglos. Trier verpennte den Start (0:6 und 4:13, erste Auszeit von Held nach fünf Minuten), erzielte aber durch Kelvin Lewis per Dreier den Ausgleich (13:13 nach sieben Minuten, Auszeit Nürnberg). Im zweiten Viertel traf „Luxair“ Thomas Grün per Korbleger zur ersten Gladiatorenführung (20:18, 12. Minute) und bei den 3.369 Zuschauern keimte Hoffnung. Für die höchste Trierer Führung des gesamten Spiels sorgte ebenfalls Grün (25:20, 14. Minute). In einer foulintensiven Partie gingen die Moselaner mit einem Punkt Vorsprung in die Kabine (36:35).
Schiedsrichter sorgen für miese zweite Halbzeit und tragen falsche Uniform
Die Gladiatoren hatten sich scheinbar zu viel vorgenommen, waren übermotiviert und trafen im dritten Viertel den Korb nicht mehr. Der Tabellendritte zog davon (40:48 aus Trierer Sicht) – besonders bitter: Kevin Smit und Johannes Joos hatten schon früh mit Foulproblemen zu kämpfen (je drei Fouls nach nicht einmal 25 Minuten). Da die Schiedsrichter das Spiel nicht unter Kontrolle hatten und glücklos agierten, wurden der starke Jermaine Bucknor, Kevin Smit, Johannes Joos und der überragende Kelvin Lewis (fast 60 Prozent Dreiertrefferquote – 5/9) mit je fünf Fouls vorzeitig vom Parkett geschickt. Ein Nachteil, der ohne die verletzten Simon Schmitz und Kyle Dranginis nicht zu kompensieren war.
Schiedsrichter fallen auch mit falscher Kleidung auf
„Ich kann mich nicht daran erinnern, je bei einem Spiel dabei gewesen zu sein, bei dem vier Spieler mit fünf Fouls runter müssen! Die Schiedsrichterleistung und ihr Auftreten gehen gar nicht! Ich kann nicht ganz nachvollziehen, dass die Schiris zu einem wichtigen Playoff-Spiel die falschen Hemden tragen! Sie hatten die alte Kleidung der letzten Saison an, das ist unvorbereitet! Sportlich gesehen war Nürnberg am Ende cleverer und abgezockter, deshalb kämpfen wir am Freitag in Nürnberg um Überleben. Noch haben wir mathematisch eine Chance, und diese wollen wir nutzen“, sagte ein angefressener Held kurz nach der Partie.
Ralph Junge: „Rebounds waren ein großer Faktor“
„Wir sind sehr glücklich über den umkämpften Auswärtssieg, kamen in der zweiten Hälfte besser zu unserem Offensivspiel und haben Trier auch defensiv kontrolliert. Der Fortschritt ist in den letzten Wochen schon abzusehen gewesen und was wir seit drei Monaten spielen ist fantastisch. Niemand hat vor der Saison damit gerechnet, dass wir so weit kommen können“, freute sich Gastecoach Ralph Junge auf Spiel 3 am Freitag (Sprungball um 19:30 Uhr).
Gladiator Lucien Schmikale glaubt an die Minimalchance: „Wir bleiben weiter selbstbewusst, auch wenn es 0:2 steht. Unser Kampfgeist wird auch übermorgen wieder da sein, auch wenn ich kurz nach Abpfiff ratlos bin, denn die Rebounds wollten wir bessern in den Griff bekommen.“
Invictus Gladiators?
Am Ende feierte Nürnberg einen hart erkämpften, aber deutlichen 84:72-Auswärtssieg, der in der Summe zu hoch ausfiel. Jetzt brauchen die Gladiatoren ein großes Playoffwunder. Abschreiben sollte man die Jungs von der Mosel noch nicht, denn das Teammotto lautet: „Invictus“.
Statistik
Gladiators Trier: Kelvin Lewis (19), Kevin Smit (3), Jermaine Bucknor (13), Rupert Hennen (11), Lucien Schmikale (1), Thomas Grün (8), Stefan Ilzhöfer (2), Till Gloger (12), Johannes Joos (3)
Dreierquote: 35 Prozent (9/26), Freiwurfquote: 83 Prozent (15/18), Rebounds: 32
Nürnberg Falcons: Marcell Pongo (12), Moritz Sanders (5), Ben Gahlert (0), Nils Haßfurther (5), Marvin Omuvwie (0), Sebastian Schröder (14), Juwan
Parker (14), Ishmail Carzell Wainright (8), Robert Oehle (12), Jackson Ross Kent (14)
Dreierquote: 30 Prozent (8/27), Freiwurfquote: 73 Prozent (16/22), Rebounds: 43
Zuschauer: 3369
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