Die Weihnachtszeit steht vor der Tür. Ein Hauch von Zimtgebäck, frisch gebackenen Plätzchen von Oma und weihnachtlicher Beleuchtung liegt in der Luft. Die Trierer freuen sich auf die Tage der Besinnung nach einem Jahr, sind wir mal so ehrlich, was wir uns alle anders vorgestellt haben. Mit Weihbischof Jörg Michael Peters sprachen wir über Weihnachten, wie man eigentlich Weihbischof wird und was die Menschen der Region so besonders macht.
Weihbischof , vielen Dank für das Gespräch. Erzählen Sie uns ein wenig über sich. Wie sind Sie zu der Berufung des Weihbischof gekommen und was bedeutet die Tätigkeit für Sie?
Zunächst einmal die Fakten. Ich bin 1960 im saarländischen Altenkessel geboren und aufgewachsen. 1987 bin ich in Trier zum Priester geweiht worden, war dann Kaplan in einer Pfarrei am Rhein, sowie Kaplan und Sekretär des früheren Bischofs Hermann Josef Spital. Daraufhin war ich sieben Jahre lang Pfarrer in Losheim und bin seit 2004 Weihbischof.
Eine ‚Berufungsgeschichte’ wie aus dem Bilderbuch kann ich nicht liefern. Es war etwas, das gewachsen ist, in der Familie, als Messdiener, durch das Engagement in der Jugendarbeit. Da habe ich viel Ermutigung erfahren und eigentlich ist das bis heute so geblieben.
Viele Menschen Fragen sich, welche Aufgaben hat ein Weihbischof eigentlich den Tag über. Können Sie uns einen „typischen“ Arbeitstag von Ihnen schildern?
Was meinen Arbeitsalltag immer prägt, ist die Begegnung mit Menschen, mit ihnen sprechen, Gottesdienst feiern, jungen Menschen das Sakrament der Firmung spenden. Als Weihbischof bin ich für den sogenannten Visitationsbezirk Koblenz zuständig. Dazu gehört der regelmäßige Austausch mit den Priestern, Diakonen und den pastoralen Mitarbeiter*innen, den Angestellten von Kirchengemeinden und den Gremien. Dazu kommen Verpflichtungen hier in Trier als Mitglied der Bistumsleitung und im Domkapitel. So bin ich zum Beispiel für den sogenannten Domschatz verantwortlich, also die sakralen Kunstgegenstände (Kelche und Monstranzen beispielsweise), die zum Dom gehören und teilweise an Feiertagen gebraucht werden.
Und auch über das Bistum hinaus bin ich tätig, als „Sportbischof“ der Deutschen Bischofskonferenz, als Mitglied in der Jugendkommission, hier besonders für die Sportjugend und die katholische Landjugendbewegung. Dazu kommt die Mitgliedschaft in der Liturgiekommission und in der Unterkommission für die religiösen Beziehungen zum Judentum – allesamt spannende Themen, die vor Corona bedeuten, ziemlich viel unterwegs sein zu müssen. Mir ist es wichtig, Menschen zu begegnen. Das geht jetzt natürlich nur eingeschränkt, vieles hat sich in den virtuellen Raum verlagert, aber auch da sind Begegnung und Austausch möglich!
Sie haben eine längere Verbindung zur Stadt Trier. Was bedeutet es für Sie in der Region zu sein und hier arbeiten zu dürfen?
Ich lebe seit 17 Jahren im Herzen der Stadt, am Domfreihof. Und die Stadt ist mir als gebürtigem Saarländer zur zweiten Heimat geworden. Reich an Geschichte, mit einem Sinn für Gemütlichkeit und guten Wein, einem schönen kulturellen Angebot – ich lebe gerne hier.
Was zeichnet die Trierer ihrer Meinung nach aus?
So wie die Stadt habe ich auch die Trierer*innen und Trier schon zu Studienzeiten und später als Sekretär von Bischof Spital kennen und mögen gelernt, in ihrer manchmal etwas „trockenen Herzlichkeit“, ihrer Zuverlässigkeit – und gerade jetzt, nach der schrecklichen Amokfahrt am 1. Dezember, zeichnen sich die Trierer*innen durch ihr Zusammenstehen aus.
Wie ordnen Sie die Geschehnisse rund um die „Amokfahrt“ vom 01.12.2020 in Trier, bei der fünf Menschen ums Leben kamen, ein?
Für eine Einordnung ist es meiner Wahrnehmung nach noch zu früh. Zu frisch sind die Eindrücke und die einzelnen Schicksale, die noch lange nicht verwunden sind. Da ist ganz viel Trauer – und dieser Trauer dürfen und wollen wir auch Raum geben, was ja ganz vielfältig geschieht, etwa durch das Aufstellen von Kerzen in der Stadt, aber auch an einem eigens im Dom eingerichteten Ort der Trauer. Hier zeigen die Trierer*innen echte Solidarität mit den Opfern, ihren Angehörigen, aber auch mit all denen, die nach der schrecklichen Tat im Einsatz waren: Polizei und Feuerwehr, die Rettungskräfte, die Notfallseelsorge.
Wie hilft der Glaube, um solch eine Tat verstehen und einordnen zu können?
Wenn wir selbst keine Worte finden für solch schreckliche Ereignisse, kann der Glaube Halt geben. Sei es im Gebet, durch die Musik, oder andere Menschen, die einfach nur da sind und den Schmerz mit uns aushalten. Hier zeichnen sich beispielsweise unsere Notfallseelsorger*innen, die Berater*innen der Telefonseelsorge, oder die Lebensberatungsstellen aus. Zudem hilft gemeinsam vor Gott zu schweigen, zu klagen und zum Gebet einzuladen.
Für uns alle steht nun das Weihnachtsfest vor der Tür. Wir empfinden es als eine Zeit der Ruhe und der Besinnung, eine Zeit des Zusammenfindens. Dieses Jahr ist jedoch alles anders. Worauf können wir uns an Weihnachten trotzdem freuen?
So sehr wir manches schmerzlich vermissen werden – vor allem natürlich das Zusammensein mit vielen lieben Menschen, so sehr dürfen wir uns doch auch an vielem freuen. Zunächst und vor allem, dass Weihnachten ist, das Fest der Geburt unseres Retters und Heilandes Jesus Christus. Dazu kommt das menschliche Bedürfnis, auf dieses Fest hin liebevolle Vorbereitung zu treffen, mit dem Schmuck an und in unseren Häusern und Fenstern, dem Duft von Weihnachtsgebäck, den Weihnachtsgottesdiensten in unseren Kirchen oder an den Bildschirmen, in Telefonaten oder Videochats mit Familie und Freunden. Vielleicht ergreift der ein oder andere sogar die Chance, etwas mehr an Zeit für Ruhe und Besinnung zu finden, dass Gott Mensch wird im Kind, im Stall von Bethlehem!
Welche Bedeutung hat Weihnachten für Sie persönlich und wie bringt die Kirche den Menschen Weihnachten näher?
Weihnachten ist für mich das Fest im Jahr, zu dem ich mit ganz vielen Menschen brieflich in Kontakt trete. Und die Post, die mich in diesen Tagen erreicht, lese ich wirklich erst in der Christnacht und am Weihnachtstag. Mich berührt die Initiative der aus Trier gegründeten Benediktiner-Abtei in Jerusalem auf dem Zionberg, die auch dieses Jahr versprechen, die Namen der Menschen, die sich bei ihnen melden, an Heiligabend mit zur Geburtsgrotte nach Bethlehem zu nehmen.
Aber auch die vielen Initiativen in unserem Bistum haben mich überrascht. Was Menschen sich alles haben einfallen lassen, um diese besondere geprägte Zeit des Adventes auch unter Corona-Bedingungen kreativ und ansprechend bunt zu gestalten. Ob es darum geht, für alte oder einsame Menschen da zu sein oder sich mit Kindern gerne auch spielerisch auf Weihnachten vorzubereiten bis hin zu den Weihnachtsgottesdiensten, die in diesem Jahr durchaus anders sein werden und teilweise an anderen Orten stattfinden als sonst. Das macht mich froh in diesem Advent. All dies will die Botschaft, dass Gott Mensch wird und für uns da ist, auf so vielfältigen Wegen zu den Menschen bringen.
Wir bedanken uns bei Ihnen für das tolle Gespräch und wünschen Ihnen eine frohe Weihnachtszeit. Möchten Sie unseren Lesern zum Abschluss noch etwas mitgeben?
Ich wünsche den Leserinnen und Lesern gerade in dieser auf so vielfältige Weise schweren und herausfordernden Zeit einen Advent mit viel Licht und der Hoffnung, dass das kommende Jahr 2021 ein gutes, von Gott gesegnetes Jahr sein möge.
Vielen Dank an Weihbischof Jörg Michael Peters!
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