Die achte Ausgabe der Trierer DIGA Gartenmesse ist klar strukturiert und hat ein Ausstellerprogramm, bei dem das Streifen von Stand zu Stand sechzig Mal interessant ist. – Einige Gärtnereien haben wegen des Valentinstags ihre Teilnahme abgesagt. Aber vielleicht auch deshalb ist die Messe 2016 ein auffälliger Genuss.
Trier / Messehalle. Viele der DIGA Gartenmesse Besucher kommen, um „ihren Stand“ aufzusuchen, das ein oder andere zu ergänzen oder zu erweitern. Betritt man die Messehalle (heute bis 18 Uhr und morgen von 10 bis 18 Uhr), so gibt es nicht nur Besen, Zäune, Treppenrenovierung, Italienische Spezialitäten, einen Stand für Gartenhandschuhe, für Baumpflege und -fällung, Gartenmöbel aus Holz, Stein oder Edelstahl, Gartendeko, Gartenscheren, Moosentferner, Markisen, Blumenzwiebeln, Wasserspiele, Duft-, Heil und Gewürzkräuter, Sonnenschirme, Planzen und Bäume jeder Art und Ausrichtung und vieles mehr zu entdecken.
Einige Aussteller, die in diesem Jahr das erste Mal in Trier vertreten sind, lassen die Augen der Besucher – und vor allem das meine – größer werden. – So konnte, ja musste ich am kuriosesten Stand der Messe anfangen.
_ „Metallgestaltung Jens Müller“ steht auf den Werbeprospekt den René Hentz am Stand ausliegen hat. – „Wenn ich auf Außenmessen bin, dann zeige ich gerne wie so eine Fackel leuchtet“, wird mir erklärt. Dabei bin ich weniger vom Phänomen „Fackel“ begeistert, sondern vielmehr von der Idee: scheinbar unter Verwendung einer hohen Gasflasche werden die Motive wie im Scherenschnitt eingebracht: Da begegnen dem Besucher Eulen, Wildschweine, Hexen, Drachen, Wölfe – alles was so eine überdimensionale „Fackel“ in einer Höhe von 120 cm und mit einem Gewicht von 22 Kilo zu einem tatsächlichen Eyecatcher werden lässt.
Als Messebesucher freue ich mich, dass die Metall-Groß-Fackeln zu einem Messerabatt angeboten werden. Und tatsächlich ist es besser, diese Kunstwerke auf der DIGA anzuschauen, denn erst dann wird man die Webseite des Standes irgendwie verstehen (www.jm-feuer-shop.de).
_ Auf einer Gartenmesse geht es nicht anders, als dass ein Stand wie von „Rotter Blumenzwiebeln“ die in die Messe eintretenden Besucher empfängt. – Begeistert kann man schon werden, wenn man so eine unscheinbare Zwiebel sieht und – das gehört zur Kunst des Verführens – ein Bild die daraus zu erwartende Blume vorstellt. – Die Lust an einem Garten (oder zumindest Balkon) der Besonderheiten entsteht beim Sehen!
Neben der Beratung bietet der Standaufbau beste Informationen: Kaiserkronen (unser Foto) vertreiben anscheinend auch Wühlmäuse und Maulwürfe…
_ Beim „Toskanagarten“ für spezielle und seltene Obstgehölze, Nutzpflanzen und Formgehölze erhält der Besucher ausführlichste Hintergrundinformationen. Ich stieß beim Gespräch zum Beispiel auf den Rosinenbaum, dessen Früchte zwar ungenießbar sind, dessen süße – innen weiße – und saftigen Fruchtstiele jedoch roh oder getrocknet als Tee genießbar sind. Und der Geschmack der Fruchtstile – eben wie Rosinen – gab dem Baum seinen Namen. – Eine Besonderheit scheint das in Alkohol eingelegte Holz des Baumes darzustellen. In Korea jedenfalls wird es als Heilmittel gegen Unwohlsein auf Reisen oder Alkoholgenuss verkauft. Und in Amerika gibt es ein – in Deutschland nicht zu importierendes – Medikament, das in konzentrierter Form den Wirkstoff der Pflanze, das Flavonoid Dihydromyricetin, als Tablette anbietet. Der „Wirkstoff gegen die Folgen des Alkoholkonsums“ wurde wissenschaftlich nachgewiesen – nur eines bleibt dennoch bestehen: der Promillegehalt im Blut. – Oder, auch da ist Thomas Gerber ein großartiger Erzähler, erlebt die Mespilus germanica eine Renaissance. Von Karl dem Großen aus dem Iran eingeführt bekam die Mispel von dem Wissenschaftler Carl von Linné in dessen weltweit ersten Buch zum „System der Natur“ (1753) einen quasi deutschen „Ursprung“, der bis heute nicht aus dem lateinischen Namen gestrichen wurde… – Noch umfangreicher wird die Geschichte zum ebenso „importierten“ und auf dem Stand angebotenen „Maulbeerbaum“. Dessen Blätter wurden zur Zucht des Seidenspinners verwendet.
_ Unser Titelfoto zeigt die auf dem Stand von der „Stadtgärtnerei Freiburg“ stehende gelbe „Hamamelis“. „Auch Zaubernuss genannt“, erklärt mir Chris Snowdon, die mein Erstaunen an einer um diese Jahreszeit blühenden Pflanze bemerkt: „Sie blüht in der kalten Jahreszeit zwischen Dezember und Februar“. Am Stand kann man Bäume in unterschiedlichster Manier und Ästhetik erleben: So ist auch der Kumquatbaum mit seinen Zwergorangen ein Eyecather (vgl. Foto):
_ Der jedes Jahr neu gestalteten Stand von „SiMa Design“ von Silvia Steines und Marion Werding aus Trier ist eine Kombination aus Valentinstag- und Oster-Dekoration. Unterschiedlich geformte Elemente aus Holz, Stein und Metall, werden zu Stelen kombiniert, die in ihrer Erscheinung geradezu ein Lächeln auslösen. – Und je länger man auf dem Stand von SiMa-Design sich aufhält, desto mehr genießt man die Leichtigkeit des Humors in jedem der ausgestellten Werke.
_ Seine Vorratskammer birgt bis zu 800 Kräuterarten. Die Gärtnerei Stifel offeriert die große Welt der Kräutersorten und kennt auch deren Wirkung. – Also ein Stand, der sozusagen den in Pflanzenform möglichen Arzneischrank anbietet. – Uns ist der Hauswurz (Sempervivum tectorum) aufgefallen: Seine fleischigen Blätter helfen bei Verbrennungen und kleinen Wunden…
_ Ganz besonders exklusiv, einzigartig und optisch herausstechend ist der Stand von HIRSCH.GLUT. Zwei Unikate an Grill-Skulpturen (da fällt mir kein besseres Wort dafür ein) präsentieren sich um einen zentralen Tisch, dessen geschliffenes und gebranntes Stahlblech geradezu Stand-bestimmend ist und den man sich im Freien, im Wintergarten aber auch im Innenraum als ein optisch-haptisches Erlebnis von Design und Funktionalität vorstellen kann.
Achtung: Wenn man auf dem Stand von HIRSCH.GUT steht, verlässt man die Messe in seiner Fantasie. Und es wird schwierig danach nochmals einen Landeplatz auf der DIGA zu finden. – Für Innen- und Garten-Architekten und Grillprofis mit Hang zur Ästhetik ein Muss…
Eines ist sicher: jeder Besucher wird seine Rosinen auf der „Messe mit dem Rosinenbaum“, der DIGA Gartenschau auf dem Trierer Messegelände, entdecken!
Fotos: C. Maisenbacher
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