Sieben Jahre spielte Anja Althaus als Kreisläuferin für die Miezen Trier und wurde 2003 Deutscher Meister. Mit der deutschen Nationalmannschaft kehrt sie am Sonntag an die alte Wirkungsstätte zurück. In der EM-Qualifikation geht es in der Arena gegen Ungarn (15 Uhr).
Mit dem dänischen Erstligisten Viborg HK hat Anja Althaus zweimal die Champions-League gewonnen, wurde dreimal Meister und Pokalsieger. Aber wenn die 29-Jährige am Sonntag nach Trier zurückkehrt, wo die Kreisläuferin sieben Jahre bei den Bundesliga-Damen der Miezen spielte, spricht sie mit strahlenden Augen von ihrer „zweiten Heimat“. Mit der deutschen Handball-Nationalmannschaft trifft sie in der EM-Qualifikation auf Ungarn (Arena, 15 Uhr), mit einem Sieg kann beinahe schon das Ticket für die Niederlande im Dezember gelöst werden. Und Althaus, die mit 414 Toren in 191 Länderspielen für geballte Routine im DHB-Team steht, platzt beinahe vor Stolz beim Gedanken an die bekannten Gesichter an der Mosel. „Als die Männer im letzten Jahr in Trier spielen durften, war ich schon neidisch. Jetzt hier mit den Frauen auflaufen zu dürfen, bedeutet mir viel, ich freue mich total drauf.“
So glühten zuletzt auch die Drähte über die sozialen Netzwerke und das Handy. „Mir haben viele Leute per Facebook, E-Mail und SMS geschrieben, wie cool sie es finden, mich wiederzusehen.“ Denn die Zeit von Althaus ist auch für Trier unvergesslich. Mit 17 Jahren zog es die Torjägerin von Magdeburg an die Mosel, wo sie den Durchbruch im Spitzenhandball schaffen wollte. Ihr Name wird so immer in einem Atemzug mit der glorreichen Ära der Miezen genannt, die 2003 die Deutsche Meisterschaft feierten. „Ich weiß noch, wie viele Leute damals versucht haben, sich im entscheidenden Spiel gegen Leverkusen in die Wolfsberghalle zu quetschen“, lacht Althaus, die sich gerne an die Zeit mit Maren Baumbach, Silke Meier und Co. erinnert. „Wir waren die jungen Wilden, eine eingeschworene Clique, die mit dem Publikum im Rücken zusammengehalten hat.“ In den alten Archivbildern wühlt die 29-Jährige gerne noch.
Und natürlich sind alte Kontakte nach Trier bestehen geblieben. Team-Manager Jürgen Brech besucht sie jeden Sommer, „er ist für mich wie ein Ersatz-Papa, in seiner Familie fühle ich mich zu Hause“. Das liegt auch daran, dass Althaus als Teenager an die Mosel kam, in Ruwer wohnte und Brech erster Ansprechpartner für sie war. „Wenn ich in die Stadt zu einer Party wollte, hat er oft genug für mich Taxi gespielt. Wir haben schon lustige Geschichten erlebt.“
Die Karriere in Trier beenden? „Warum nicht?“
Eine Träne im Auge hat die Nationalspielerin, wenn sie die Entwicklung bei den Miezen sieht, die im April in Celle wieder um die sportliche Existenz im Handball-Oberhaus kämpfen. „Die Bundesliga ohne die Miezen – einfach unvorstellbar, das ist eine echte Institution“, bangt Althaus mit. „Wenn ich sehe, was in der Region möglich ist, wie begeisterungsfähig die Fans sind, ist das ein Jammer. Ich drücke jedes Jahr die Daumen, dass der Klassenerhalt funktioniert.“ Warum es in Trier nach ihrer Zeit steil bergab ging, dafür hat auch die Kreisläuferin Erklärungen. „Vielleicht wurden Leute eingekauft, die nicht so viel Herz in die Sache gelegt haben wie wir damals, vielleicht wurde zu viel gegeneinander gearbeitet.“
Eine Rückkehr nach Trier kann sich Althaus vorstellen. „Ich spiele schon mit dem Gedanken, meine Karriere bei den Miezen zu beenden.“ Wann das so weit sein wird, weiß die Torjägerin nicht, vom Profi-Geschäft hat sie noch lange nicht genug. Im Sommer wird sie nach den erfolgreichen Jahren in Viborg eine neue Herausforderung suchen, wohin es geht, soll sich in den nächsten Tagen entscheiden. Ihren sportlichen Traum mit dem Gewinn der Champions-League erfüllte sie sich 2009 in Dänemark. „Der Pokal ist verdammt schwer, wenn man ihn hochhebt. Ich war so stolz auf mich und wollte ihn unbedingt nochmal gewinnen.“ Mission erfüllt, den Gipfel ihrer Vereinslaufbahn erklomm sie 2010 erneut. „Wenn ich an der Geschäftsstelle vorbeigehe, wo die Trophäe ausgestellt ist, habe ich gleich ein Lächeln im Gesicht.“ Privat hat Althaus in Skandinavien ihren „Traummann, meinen Ruhepol“ gefunden, auch er ist Profi-Handballer und Kreisläufer.
Althaus will mit Deutschland zur EM im Dezember
Da fehlt nur eine Krönung mit der Nationalmannschaft. Das nächste Ziel ist es, die Qualifikation für die EM zu schaffen. Trotz der enttäuschenden Weltmeisterschaft in Brasilien, wo Deutschland nur auf Platz 17 landete, will sie noch ein erfolgreiches Turnier spielen. „So lange ich keinen Krückstock brauche, helfe ich mit“, lacht sie. „Und ich bin vom Team und der Arbeit der Trainer überzeugt, wenn wir weiter hart arbeiten.“ Vor Ungarn warnt Althaus aber. „Das werden zwei knallharte Spiele, nachdem wir die letztes Jahr schon rausgekickt haben“, meint sie. Donnerstag tritt Deutschland in Ungarn an, am Sonntag in der Arena in Trier ist es ein Heimspiel für die Damen. Für Anja Althaus sicher noch ein Stückchen mehr als für andere.
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