Trier. Einfach zu beantworten ist diese Frage für Jugendliche offenbar nicht: „Was willst du denn mal machen, wenn du mit der Schule fertig bist?“ Auch an diesem Morgen am Trierer Max-Planck-Gymnasium fallen die Antworten der versammelten 120 Schülerinnen und Schüler der Klassenstufe 11 überwiegend zögernd bis ausweichend aus. Aber gerade deswegen ist eine Gruppe der Handwerkskammer Trier und der Kreishandwerkerschaft Trier-Saarburg zu Gast. Sie zeigen mit Informationsrunden und praktischen Workshops eine mögliche Perspektive auf: das Handwerk.
Bei den Schreinern geht‘s in einem der Klassenräume gleich ans Holz. Silke Kreuz vom Welschbilliger Unternehmen „Der Enzerhof“ lädt die Schüler ein, sich selbst mit einem Schleifgerät an einem eingespannten Brett zu versuchen. Das klappt bei den meisten auch schon ganz gut. Solange, bis einer der Test-Schreiner mit der Schleifmaschine versehentlich den Metallrahmen erwischt und dadurch das Gerät zum Aufgeben zwingt. Kein Beinbruch, finden aber Kreuz und ihr Co-Moderator. Denn sie haben noch eine weitere Maschine mitgebracht und lenken die Aufmerksamkeit einfach um. „Hiermit werden Werkstücke stark erhitzt, so dass sie sich mühelos mit der Hand biegen lassen“, erklärt Kreuz den Apparat, während ihr Partner das Biegen vorführt.
Handwerk im Schulhof
Auch im Schulhof wird Handwerk praktisch gezeigt. Angefangen mit zwei Randsteinen ziehen Niklas Becker und Nico Blindauer ein kleines Mäuerchen hoch und erklären, wie dabei vorgegangen wird. Die Beiden sind Auszubildende bei der Trierer Bauunternehmung Grundhöfer. Sie berichten, warum für sie der Weg ins Bauhandwerk der richtige war. Diese Ausbildung lohne auch für jene, die den Weg zum Architekten planen. Denn den Unterschied, ob einer praktische Erfahrung hat, den bemerke man sofort, meinen die Azubis. „Klassische Mauerarbeiten wie die gerade gezeigte kommen heute auf der Baustelle seltener zum Einsatz. Da ist eher die richtige Bedienung von Hightech-Maschinen gefragt“, ergänzt Eugen Müller von der Hermeskeiler Bauunternehmung Alois Müller GmbH die Vorstellung des Berufsbildes.
Wie vielseitig die Möglichkeiten im Handwerk sind, belegt Tobias Härtl mit seinem eigenen beruflichen Werdegang. Bei Elektro Benzmüller GmbH und Co. KG in Saarburg hatte er seine Elektriker-Ausbildung gemacht und arbeitet seitdem im Unternehmen. Derzeit sei er in der Projektplanung und Betreuung von Kunden in der Großregion tätig. In dieser Leitungsfunktion koordiniere er außerdem den Einsatz mehrerer Mitarbeiter. „Hätte ich nicht gedacht, dass ich einmal in eine solche Aufgabe übernehme“, bekennt er.
Handwerk und Studium
Handwerk und Studium gehen inzwischen ebenfalls Hand in Hand. Olaf Fackler, stellvertretender Geschäftsführer der Kreishandwerkerschaft, weist auf verschiedene Möglichkeiten hin. So werden in Trier in Zusammenarbeit mit der Hochschule mehrere duale Studiengänge angeboten. Berufsausbildung und Studium laufen dabei parallel. „Der klare Vorteil ist, dass man am Ende gleich zwei Abschlüsse hat“, meint Fackler. Doch auch eine dem Studium vorgeschaltete Handwerksausbildung sei ein sinnvoller Weg. Beispielsweise werden Lehrjahre in der Regel angerechnet auf die mehrmonatige Praxiszeit, die als Vorbedingung für viele Studiengänge an der Fachhochschule vorgeschrieben ist.
Erfahrung in der Praxis zu sammeln, ist der beste Weg einen Beruf zu finden, der auch Spaß macht. So sieht es Dominik Moersch vom Saarburger Unternehmen Elektro-Kältebau Moersch GmbH. Er rät den Schülerinnen und Schülern in seinem Workshop daher: „Nutzt die Chance, Praktika zu machen. Oft ist eine Arbeit ganz anders, als man sich das so vorstellt. Sich das vorher mal anzuschauen, lohnt sich.“
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