Die Saisonvorbereitung ist mitten im Gang. In dieser Zeit wird in der Regel der Grundstein für die Atmosphäre innerhalb des Teams gelegt. Ungewöhnlich ist es jedoch, dass die Gladiators Trier mit fast dem gleichen Personal starten wie vor zwölf Monaten, lediglich ein geplanter Neuzugang kommt neu in die Mannschaft. Ändert das etwas? Wir haben uns mit gleich zwei gut aufgelegten Gladiatoren getroffen, die als Repräsentanten für die Chemie innerhalb des Kaders stehen. Stefan Ilzhöfer und Lucien Schmikale sprachen mit uns über Christian Held, Verletzungen und vieles weitere.
Stefan und Lucien, danke, dass ihr euch die Zeit genommen habt. Ihr steckt mitten in der Preseason, wie ist euer Eindruck von den Teamkollegen?
Schmikale: Wer fängt an?
Ilzhöfer: Ich. Da ich zu Beginn noch angeschlagen war, hatte ich ja etwas mehr Zeit, mir das von außen anzugucken (grinst). Die meisten kennen wir ja schon. Till (Gloger, Anm. d. R.) hat sich, glaube ich, sehr gut eingefügt, macht einen sehr guten Eindruck. Er zeigt im Training sowie in den Spielen, wie er sich unter dem Korb durchwühlen kann. Ich wusste aber schon, wozu er fähig ist.
Durch die gemeinsame Zeit in der A2-Nationalmannschaft.
Ilzhöfer: Genau, im letzten Sommer haben wir zusammengespielt. Vince (Vincent Boulmann, Ersatz für den verletzten Gloger) hat sich menschlich und spielerisch ebenfalls sehr gut eingefügt. Der Rest macht, was er kann. Vor allem junge Spieler wie Thomas (Grün) oder Rupi (Rupert Hennen) wirken auf mich noch selbstbewusster, was eine Steigerung bedeutet.
Warst du mit involviert in den Gesprächen mit Till Gloger, wenn du ihn schon etwas länger kennst?
Ilzhöfer: Till hat mich angeschrieben und sich über die Gladiators und Christian (Held, Headcoach) informiert.
Wie ist dein Eindruck des Kaders, Lucien?
Schmikale: Ich kann da nicht viel hinzufügen, außer, dass mit Markus (Zock) und Vincent (Hennen) noch zwei junge Spieler dazu gekommen sind, die zeigen, dass sie unbedingt dabei sein wollen. Es ist wesentlich einfacher, wenn alle voll mitziehen und da sind selbst die Jüngsten bei uns keine Ausnahme.
Kein neues Gesicht, aber in einer anderen Funktion ist seit diesem Sommer Christian Held dabei. Hat sich da was merklich verändert?
Schmikale: Ich kenne Christian ja schon fast mein gesamtes Basketball-Leben. Vor allen Dingen hat er in der Defensive unsere taktischen Regelungen umgestellt. In der offensiven Struktur hat er auch ein paar Dinge, wie das Spacing, verändert.
Ilzhöfer: Die defensiven Rotationen sind – denke ich – das Wichtigste, was sich gewandelt hat.
Gladiators-Trainer mit neuer Rolle
Wie ist es mit dem Umgang untereinander? Gibt es auch auf persönlicher Ebene Veränderungen?
Schmikale: Ja, das ist schon anders. Als Co-Trainer hältst du dich eher raus, pickst Spieler einzeln raus, um ihnen was mitzugeben. Als Headcoach spricht man mehr mit dem gesamten Team, dadurch gibt es dann mehr Konversation.
Kommen wir nochmal zum Team. Man hörte oft, wie gut die Chemie unter euch allen ist. Wie hoch schätzt ihr die Bedeutung für eine erfolgreiche Saison ein? Und wie würdet ihr die aktuelle Stimmung bei euch beschreiben?
Ilzhöfer: Wie im letzten Jahr ist die Stimmung sehr gut. Ich denke, das ist ein ganz wichtiger Punkt, um Erfolg zu haben. Ich bin kein Trainer, aber ich glaube, ein Team spielt besser, wenn man Einzelspieler hat, die dem anderen den Erfolg gönnen und man sich gut versteht. Wenn alles Einzelkünstler sind und man nur auf sich schaut, ist das schwieriger. Ich würde daher bei Verpflichtungen immer darauf schauen, wer gut zum Team passt und menschlich umgänglich ist.
Schmikale: Bei uns sieht man das auch, was abseits des Feldes passiert. Ich kenne es aus der Vergangenheit, dass es häufig Grüppchenbildungen gibt. Bei uns sind immer wieder verschiedene Themen, die verbinden. Zum Beispiel das Golfen, Simon (Schmitz), Johannes (Joos), Thomas und Kevin (Smit) treffen sich deswegen zusammen. Rupi will da jetzt auch noch mit rein (grinst). Dadurch entstehen Gruppen, die sich durch ganz andere Themen zusammenfinden und nicht statisch sind.
Dass Golf ein großes Hobby von Kevin Smit ist, ist bekannt. Womit beschäftigt ihr euch denn, wenn ihr keinen Basketball in der Hand habt?
Ilzhöfer: Golfen schon mal nicht. Da habe ich bei dem einen Versuch eine Menge Gras umgenietet (beide lachen laut).
Schmikale: Wir hängen viel vor der Playstation, spielen verschiedene Spiele.
Das Leben ist nicht nur Basketball
Du studierst Psychologie im zweiten Semester, Lucien. Nützt dir das eigentlich auch auf dem Parkett?
Es gibt da ein paar Tricks und Übungen, sich selbst ein wenig zu manipulieren. Wenn zum Beispiel negative Einflüsse stattfinden, kann man das schon nutzen.
Stefan, machst du auch noch etwas nebenher?
Ilzhöfer: Nein, aktuell nicht. Ich habe einige Dinge im Hinterkopf, die ich irgendwann machen möchte. Aber ich weiß noch aus meiner Schulzeit, wenn ich was schaffen möchte, muss ich das wirklich durchziehen. Im Moment konzentriere ich mich aber lieber voll auf Basketball und die Gladiators.
Du hast ja nicht nur in Trier längere Verletzungsphasen durchleben müssen. Was hat das mit dir gemacht? Und könntest du eventuell mehr vorbeugen?
Ilzhöfer: Wenn man wieder fit ist, ist alles okay. Aber während den Pausen macht das schon was mit einem, man ist niedergeschlagen. Aber man lernt auch besser mit seinem Körper umzugehen. Bei meiner ersten größeren Verletzung habe ich nicht so richtig auf meinen Körper gehört, ich war etwas naiv. Nach meiner Schulterverletzung, die ich mir kurz vor den Playoffs zugezogen habe, passen wir da schon besser auf, wann es zu viel wird. Das ist ein Prozess.
Vorbeugen hätte ich, glaube ich, nicht viel können. Der Sturz könnte jedem passieren, in einem anderen Winkel wäre es vielleicht auch nicht so schlimm geworden. Das ist einfach Pech. Man sagt, dass ich einen athletischen Körper habe (beide lachen) – nein, also ich habe keine Probleme in Punkto Koordination oder anderen Bereichen. Ich bin auf jeden Fall froh, endlich wieder voll im Training zu sein.
Ein Blick zurück
Schauen wir nochmal kurz zurück. Die vergangene Spielzeit ist mit dem Erreichen des Halbfinales der Playoffs sehr erfolgreich gelaufen. Wie zufrieden seid ihr denn mit dem Verlauf für euch ganz persönlich?
Schmikale: Es gab Höhen und Tiefen. Der Beginn verlief gut, da habe ich einige Spielzeit bekommen. Zu Weihnachten wurde es dann weniger. Das zeigte mir aber, dass man in der ProA immer voll dranbleiben muss. In den Playoffs bekam ich dann wieder mehr Spielanteile und konnte zeigen, was ich kann.
Mit ein Grund für die gestiegene Spielzeit in den Playoffs war, neben deinen guten Leistungen, auch die Verletzung von Stefan. Ihr habt zwar nicht direkt die gleiche Position, aber trotzdem konkurriert ihr um Spielzeit. Hat das Auswirkungen im privaten Bereich? Dass man zum Beispiel sich nach dem Training mal nicht zum Playstation spielen treffen will?
Ilzhöfer: Ich kann von mir sagen, dass ich ein sehr schlechter Verlierer bin. Gestern waren wir in getrennten Teams im Training und meine Mannschaft hat verloren. Bei sowas bin ich dann schon mal eine halbe Stunde genervt. Aber nach dem Training legt sich das dann wieder. Ich kann das sehr gut voneinander trennen.
Schmikale: Es ist wichtig, dass man auf und abseits des Feldes trennen kann. Dem einen fällt es einfacher, dem anderen schwerer. Ich persönlich bin der Meinung, wenn man zufrieden mit seinem persönlichen Einsatz ist, dass das auch nach dem Training nicht mehr so wichtig ist, wenn es mal zu Differenzen kam. Hauptsache, es dient dem Erfolg. Und so wirklich denkt man dann auch später nicht mehr darüber nach.
Wie war die abgelaufene Saison für dich, Stefan?
Ilzhöfer: Ein großes Auf und Ab, vor allem in der ersten Saisonhälfte. Nach der Rückkehr von der A2-Nationalmannschaft hatte ich einige Probleme, in die Systeme zu finden. Ab Januar habe sowohl ich mich selber, aber auch das Team gefangen. Wir haben uns eingegroovt, was zu einer langen Siegesserie geführt hat.
Defensiv war ich sehr zufrieden, das war auch eine meiner Hauptaufgaben. Offensiv kann ich mehr, das möchte ich öfter zeigen.
Da gab es ein paar Beispiele, wo du eher leichte Punkte verschenkt hast. Liegt das an der Psyche oder wie lässt sich das erklären?
Ilzhöfer: Wahrscheinlich, so Dinger macht man ja normalerweise im Training im Schlaf. Es kamen manche schlechte Leistungen dazu. Und dann fängt man an nachzudenken, anstatt einfach weiterzuspielen. Das will ich mit der neuen Saison ändern, ich möchte freier spielen, nicht über Fehler nachdenken.
Ein Blick nach vorne
Was hast du dir für Ziele für diese Gladiators-Spielzeit gesetzt, Lucien?
Schmikale: Ich habe im Sommer viel an meiner lateralen Geschwindigkeit gearbeitet, um meine Verteidigung zu verbessern. Da möchte ich konstanter werden. Ansonsten möchte ich wieder zeigen, was ich kann, ich will die Räume nutzen und vor allem von außen treffen.
Am 21. September findet euer erstes Spiel statt. Es ist nicht nur das erste für euch, sondern der Saison-Opener der ProA. Außerdem wird die Partie in Rostock sogar auf Sport1 live übertragen, was es bisher noch nicht gab und wahrscheinlich auch die Ausnahme bleiben wird. Ändert sich etwas dadurch für euch, steigt die Vorfreude noch mehr?
Schmikale: Auf jeden Fall. Rostock kenne ich als Gegner noch aus der ProB, die haben eine super Fanszene. Die hatten in der 3. Liga einen Schnitt über 3.000 Zuschauern. Damals hatten wir sie auch am 1. Spieltag, wir haben die weggehauen (lacht). Da freut man mich nochmal mehr drauf, wenn es im Fernsehen übertragen wird.
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