Am Mittwoch, 22. Mai, wird Lukas Linders Lehrstück „Der Mann in der Badewanne – oder wie man ein Held wird“ Premiere im Studio des Theaters Trier haben. Inszeniert und aufgeführt wird das Stück von Bühne 1, der studentischen Theatergruppe. 5vier.de Mitarbeiterin Stefanie Braun traf sich im Vorfeld mit Regisseur Michael Gubenko.
„Der Tod des Marat“ heißt das Gemälde, mit dem Bühne 1 für das diesjährige Stück „Der Mann in der Badewanne“ wirbt. Nicht nur deshalb passend, weil der Mann in beiden Werken in einer Badewanne zu finden ist. Jean-Paul Marat war eine Persönlichkeit der Französischen Revolution, die durch seine Ermordung zu einer Art „Märtyrer der Revolution“ geworden ist. Er verfasste, aufgrund einer Hautkrankheit meist von der Badewanne aus, polemische Texte während der Französischen Revolution. Heute wird sein eigentlicher Beitrag zur Lage allerdings wesentlich weniger gewichtig eingeschätzt.
Beliebige Helden
„Marat ist ein schönes Beispiel für das, was wir darstellen wollen: Wie kann eine historisch umstrittene Person zu einem „Helden“ aufgebauscht werden“, erklärt Regisseur Michael Gubenko die Wahl des Titelbildes. Wie kann es passieren, dass jemand, zugespitzt gesagt, zum Instrument politischer und gesellschaftlicher Zwecke gemacht werden kann?
Albert Wegelin ist so ein Fall: Ein kleiner, braver Angestellter, der an einem Tag Freundin, Arbeit und Appetit verliert. Er isst eben gerade einfach nichts. Was ja erst mal nicht verwunderlich ist, in Anbetracht der Umstände. Bis gerissene Zeitungsmitarbeiter von ihm erfahren und seine Story zu einer Geschichte unfassbaren Ausmaßes hochziehen. Unversehens wird Wegelin vom Loser zum Helden. Gespielt wird er passenderweise von allen: „Wir wollen damit zeigen, dass jeder „Wegelin“ sein kann. Unabhängig davon, wer man ist oder was man tut. Es kommt nur darauf an, wie man aufgebaut wird. Auf der einen Seite haben wir also eine große Beliebigkeit und auf der anderen eine starke Instrumentalisierung“, meint Gubenko. Besonders interessant war für ihn auch die Entwicklung des Begriffs „Held“.:
„Wenn man den antiken Heldenbegriff betrachtet, fällt auf, dass es darum ging, eine große Herausforderung zu meistern. Einen Weg zu bestreiten, den sonst niemand oder nur wenige bestritten hatten. Wenn man sich dagegen ansieht, wer heute zu einem Helden oder einem Idol wird, ergibt sich da eine ziemliche Spannweite. Heute kann man sich die Frage stellen, ist es noch die Tat, die den Helden schafft, oder die Instanz, die Informationen verbreitet?“ Um diese Frage dreht sich auch die Inszenierung: Wie wird jemand zum Helden erklärt und vor allem warum? Wird jemand gerade nur zum Helden gemacht, weil er da war oder eine schöne Ablenkung bot?
Intensiv und professionell
Um sich diesen Fragen zu nähern, haben die Studenten von Bühne 1 den Text ziemlich intensiv behandelt. Es wird viel gesungen, zusammengefasst, Regieanweisungen vorgetragen. Formal verfremdet nennt man das: „Damit wollen wir demonstrieren, dass eine Geschichte eben „erzählt“ wird, je nachdem wie sie erzählt wird, kann sie also auch völlig anders sein.“
In der Probenphase wurde in der ersten Zeit auch viel gelesen und geredet, dass alle Wegelin einmal spielen dürfen war schnell klar. Starallüren konnten da nicht aufkommen und sind auch generell kein Problem der Theatergruppe: „Die Frage, ob wir eine Demokratie sind oder eine Regiediktatur stellt sich gar nicht erst, die Proben sind meist so intensiv und professionell, dass sich solches „Geplänkel“ gar nicht erst entwickeln kann. Wenn wir zusammen proben, sind wir schnell in einem „Flow“ drin, das ist gleich eine ganz andere Ebene kreativer Arbeit.“ Ein Flow-Erlebnis, also ein Gefühl für die Sache an sich, sodass das gewünschte Ergebnis praktisch von selbst kommt. So entwickeln die jungen Hobby-Schauspieler auch ein Gefühl für die Atmosphäre der Inszenierung, brennen und fiebern der Premiere entgegen, um ihre Leistung auf den Punkt bringen zu können.
Worst Case wäre in diesem Fall dann auch, laut Gubenko, wenn alle auf der Bühne stehen würden und keinen Spaß während der Premiere haben könnten. „Es geht auch darum, dass man die eigene Leistung etwas feiern kann und die Arbeit genießt. Alle haben so hart gearbeitet, dass sie dazu auch das Recht haben.“
Auf die Frage hin, ob Gubenko auch schon die Petition für das Theater unterschrieben hat, kann er nur nicken: „Für mich stellt sich gar nicht erst die Frage, warum und in welcher Form Trier ein Theater braucht. Es darf überhaupt nicht zur Debatte stehen, dass es in Trier ein Theater gibt!“
Auf das Theater der Bühne 1 darf man sich auf jeden Fall freuen. 5vier.de wird berichten.
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