An der Hochschule Trier bahnt sich ein Konflikt zwischen der Hochschul-Leitung und den Studierenden an, der zur Zeit mit ganzen Listen von Argumenten diskutiert wird. Sollen Studenten zukünftig während Klausuren zur Toilette dürfen oder nicht?
Trier. Der AStA der Hochschule Trier hat hier zu eine beinahe epische Liste an Argumenten und Gegen-Argumenten veröffentlicht, denen wir erstmal die Frage an euch voranstellen:
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UMmtDtu2H2 : Procon
KshuLTXLJBm : List
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Erst die nachfolgende Liste zeigt die ganze Dimension des Konflikts um das stille Örtchen. Die Argumente der Hochschulleitung, die sowohl vom Präsidenten Prof. Dr. Nobert Kuhn, als auch der Kanzlerin Frau Claudia Hornig, sowie dem Dekan des Fachbereichs Wirtschaft, Prof. Dr. Burchard stammen, wurden dabei vom AStA mit Anführungszeichen markiert, während die Gegenargumente der Studentenschaft eingerückt erscheinen:
„In Birkenfeld wurde schon mal jemand mit Unterlagen auf der Toilette erwischt“
Diese Aussage verknüpft den Toilettengang ausschließlich mit dem negativen Bild des Betrügens. Ein (!!) Negativbeispiel darf nicht zum Generalverdacht für alle (über achttausend!!!) führen.
Spicker wurden auch schon in Hosen gelagert, deswegen würde niemand auf die Idee kommen, Hosen zu verbieten.
Offensichtlich ist es hilfreich, wenn Toiletten vor/während einer Klausur kontrolliert werden.
„Bis zu 50% der Klausurteilnehmenden gehen auf Toilette. Das ist nicht normal!“
Bisher liegen keine ernsthaften Evidenzen für diese Zahl vor. Des Weiteren wären absolute Werte auch Hilfreich, denn beispielsweise sind 50% bei einer Klausur mit 4 Teilnehmerinnen schnell erreicht.
Erhöhte Toilettengänge sind ein Symptom für Druck/Stress, schlechte Wissensvermittlung/Lehre, mangelnde Bildungsangebote. Die Hochschule und somit auch die Fachbereiche sollten eher an diesen Stellen etwas tun.
Etwas als „unnormal“ abzutun halten wir für eine Abwertung. Niemand ist schlecht oder unnormal, weil er/sie auf Toilette muss.
„In Land [XY] wird diese Regelung ebenfalls umgesetzt.“
In den Vereinigten Staaten dürfen Dozentinnen/Professorinnen Waffen bei sich tragen. Kein Mensch würde etwas derartiges bei uns einführen wollen.
Was in anderen Kulturkreisen passiert muss nicht immer unseren Normen & Wertvorstellungen entsprechen.
„Die Aufsichtspersonen sollen im Einzelfall entscheiden, ob jemand auf Toilette gehen darf“ / „Dringende Fälle werden zugelassen“
Wie soll jemand nachweisen, dass er/sie wirklich auf Toilette muss?
Man gibt dem Aufsichtspersonal somit die Macht, über das Befinden einer Person zu urteilen. Das birgt indes auch Potential für Rassismus, Diskriminierung und sonstige Formen der Abwertung.
Wir fordern, dass ein Toilettengang nur in begründeten Verdachtsfällen untersagt werden kann. Hierfür darf nicht „das Bauchgefühl“ der Aufsichtspersonen ausreichen.
„Die Hochschule hat nicht die Mittel, um weiteres Aufsichtspersonal bereit zu stellen“
Dieses Aussage mag verständlich sein. Aber es ist kein Argument, das für ein Verbot spricht, sondern eher dafür, dass die Bildungspolitik geändert werden muss, damit den Hochschulen mehr Geld für Personal zur Verfügung steht.
“An anderen Hochschulen/Universitäten ist ein Toilettenverbot regulär.”
Auf dem Treffen der Landesastenkonferenz vom 08.02.2017 war keiner Person ein ähnlicher Fall bekannt.
„In wirklich dringenden Fällen wurde niemandem der Toilettengang versagt. Somit liegt hier keine Körperverletzung oder Nötigung vor.“
Unsere Unterlagen belegen etwas anderes. Es kam zu Körperverletzungen, Einschüchterungen und herabwürdigungen von Studierenden bei Klausuren.
Wir bitten die Studierenden der HS Trier weiterhin, sich bei uns zu melden.
„Es ist nicht autoritär. Es wird nicht dazu kommen, dass Personen im Ernstfall nicht auf Toilette gehen dürfen.“
So bereits schon geschen, 2007 in Deutschland: http://www.tagesspiegel.de/weltspiegel/student-durfte-bei-pruefung-nicht-zur-toilette/816374.html
Bezüglich „Ernstfall“ verweisen wir auf unser Gegenargument in Punkt 4
Bezüglich “autoritär” verweisen wir auf das, aus heutiger Sicht unethische Experiment von Milgram (https://de.wikipedia.org/wiki/Milgram-Experiment). Wenn Aufsichtspersonal von „Oben“ die Anweisung bekommt, Toilettengänge nicht zu erlauben, wird diese Person dies im Zweifelsfall übermäßig Hart durchführen um die „Norm“ zu bestätigen.
„Das wurde demokratisch abgesegnet.“
Auch wenn es in den Hochschulgremien demokratisch Entschieden wurde, so sehen wir dennoch eine Benachteiligung von Minderheiten und eine Verletzung unsererer Rechte als Menschen.
Die demokratischen Strukturen an unserer Hochschule sind anzuzweifeln. Wie sonst lässt sich die erzwungene Einführung des neuen Hochschullogos entgegen des großen Widerstands der Studierendenschaft und anderen hochschulinternen Gruppen erklären?
“Studierende stimmten für den Toilettenverbot”
Natürlich ist es nachvollziehbar, dass Studierende für “faire Klausuren” stimmen, wenn ein Generalverdacht behauptet, dass alle Studierende, die auf Toilette gehen Täuschungsversuche begehen. Es sollte klar unterschieden werden zwischen Toilettenverbot und “fairen Klausuren”. Hier können wir als gutes Beispiel den Fachbereich Informatik nennen. Dort dürfen Studierende auf Toilette gehen, jedoch wird alles dokumentiert um so Täuschungsversuche entgegenzuwirken.
„Man kann erwarten, dass jemand 90 Minuten nicht auf Toilette gehen muss.“ / „Man kann in der freien Wirtschaft auch nicht immer auf Toilette gehen.“
Durch die Lernphase haben viele, bedingt durch Stress und Nervosität, einen veränderten Schlaf-/Essensrythmus. Somit ändert sich auch die Verdauung. Da Klausuren auch zu unterschiedlichen Zeiten stattfinden kann das nunmal kollidieren.
Es finden Klausuren von unterschiedlicher Länge statt. Uns sind Klausuren von über 2 Stunden Länge bekannt.
Ein Unternehmen, das Mitarbeiterinnen und/oder Mitarbeiter entlässt, weil sie bspw. während eines Kundengesprächs oder ähnlichem auf Toilette müssen, hat wenig Chancen vor dem Arbeitsgericht.
Klausuren bilden nicht unbedingt das reale Leben ab.
„Die, die Krank sind dürfen auf Toilette“
Das käme einer Stigmatisierung gleich, was eine Demütigung für die Betroffenen wäre.
Dies ist zudem eine Ungleichbehandlung derer, die keine Krankheit haben, aber dennoch auf Toilette müssen.
„Ihr Studierende müsst doch auch dafür sein, dass niemand Betrügt.“
Ja, das sind wir. Wir vertreten jedoch die Meinung, dass oben genannte Gründe schwerer wiegen, als ein Generalverdacht.
Wir sind dafür, dass Studium und Lehre verbessert werden. Studierende somit weniger Druck/Angst haben müssen und dass sich fairere/bessere Strukturen bilden, die ein Spicken hinfällig machen.
Wir Studis haben schon genug Stress und Last in unserem Studium. Wir dürfen es nicht zulassen, dass man uns in unseren Freiheiten beschneidet oder auch unterdrückt.
Die Hochschule sollte nicht die Symptome, sondern die Ursachen bekämpfen.
Für die Betroffenen fordern wir weiterhin einen Frei-/Verbesserungsversuch!
Wir bitten um Verbreitung auf den euch zur Verfügung stehenden Netzwerken/Medienkanälen und möchten an dieser Stelle auch auf unsere Webpräsenz und Facebook Seite hinweisen.
Viele Grüße,
Euer AStA HS Trier
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