Die Erkenntnis, dass Homosexualität keine Krankheit ist, ist heute so normal wie Kaugummikauen. Tatsächlich wirkt es im Angesicht des aktuellen Zeitgeistes sogar sehr befremdlich, dass man es mal so gesehen hat. Es wirkt mittelalterlich.
Trier. Doch warum thematisieren wir ausgerechnet heute, dass Homosexualität keine Krankheit ist? Es ist noch gar nicht mal lange her, da sah es noch ganz anders aus. Heute vor genau 26 Jahren, dem 17. Mai 1990, wurde sie von dem Diagnoseschlüssel der WHO der UNO als Krankheit gestrichen.
Gerade was die Offenheit gegenüber der sexuellen Orientierung betrifft, kann man den Wandel der Zeit sehr gut beobachten. Ich erinnere mich noch an Zeiten, in denen es normal war, das Äußerungen wie „Meinetwegen können die sich ja küssen, aber das sollen die gefälligst Zuhause machen“ von sich zu geben. Zum Glück sieht es heute anders aus. Heute würde man für solch eine Äußerung böse Blicke ernten. Zurecht. Schließlich wird niemandem damit geschadet. Eher anders herum: Solche diskriminierende Sätze schaden den Menschen. Doch dazu gleich mehr.
Deutschland hinkt zwar noch einigen anderen Staaten in Europa in Bezug auf die vollständige Gleichstellung hinterher, doch die Tatsache, dass ohne ein explizites oder erschütterndes Ereignis die Meinung einer Nation sich so rasch weiterentwickelt, stimmt einen doch freudig. Danken muss man hier mit Sicherheit der guten Aufklärungsarbeit durch Schulen, Medien und dem immer beliebteren CSD.
Im Vergleich zu anderen Ländern auf der Welt kann man sich durchaus glücklich schätzen in Deutschland zu leben, denn es gibt nicht gerade wenige Staaten in denen auf Homosexualität Gefängis-, Folter- oder Todesstrafe stehen.
Homosexualität eine psychische Störung?
Hier und dort galt Homosexualität mal als Erbkrankheit, dann wieder als Werk des Teufels und dann als psychische Störung aufgrund des Umfeldes. Manchmal auch als Kombination aus mehreren Dingen auf einmal… Die Liste lässt sich nahezu beliebig ergänzen und die Geschichte über den Umgang mit Homosexualität sorgt nicht selten dafür, dass sich einem die Nackenhaare aufstellen.
Tatsache ist, dass das Stigmatisieren der „Krankheit“ dazu führte, das Menschen psychische Störungen entwickelten und/oder ein Leben in Angst und Selbsthass führten. Nicht wenige Menschen beendeten ihr Leben sogar wegen ihrer sexuellen Orientierung, lediglich wegen der Intoleranz ihres Umfeldes. Doch sie wussten es auch nicht besser, schließlich waren sie ebenso beeinflusst von ihrer Umwelt. Auch heute leben noch viele ältere homosexuelle Menschen trotz der aufgeschlosseneren Gesellschaft in ihrem alten Denken und können den „Unreine-Gedanken“-Schalter nur schwer umlegen. Auch wenn es ihnen bewusst ist.
Doch man sollte nicht in den schlechten Zeiten schwelgen, sondern voller Motivation nach vorne blicken und hoffen, dass diese positive Entwicklung nicht aufhört. Nehmen wir diesen Tag, der etwas Selbstverständliches offiziell gemacht hat zum Anlass die Akzeptanz zu feiern.
Next step: Öffnung der Ehe? Blutspendeerlaubnis für Homosexuelle? Wer weiß…
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