Am gestrigen Donnerstag wurde Richard Schmidt in seiner Heimatstadt Trier empfangen. Der frischgebackene Olympiasieger kam samt Goldmedaille und wurde von seinen Trierer Fans herzlich begrüßt. Steffen Lindinger hat für 5Vier mit dem Weltklasse-Ruderer über den Olympiasieg, seine Zeit in London und seine weiteren Ziele gesprochen.
5Vier: Guten Tag Herr Schmidt. Zunächst einmal herzlichen Glückwunsch zu ihrem Olympiasieg. Wie haben sie denn die Atmosphäre im Olympischen Dorf in den Schlusstagen erlebt?
Richard Schmidt: Es ist schon einzigartig. Was wirklich cool ist, ist dass so viele Sportler untereinander sind und so viele verschiedene Sportarten versammelt sind. Man trifft sich dann auf der Straße und in der Mensa. Die Mensa ist wirklich beeindruckend.
5Vier: Wie haben sie die letzten Tage bzw. Nächte erlebt? Man hat ja viel gehört und gesehen in den Medien über die Überfahrt mit der MS Deutschland.
Richard Schmidt: Auf der MS Deutschland war es, also im Verhältnis zu den Tagen davor, recht ruhig, weil man auch mal etwas ruhigeres machen wollte, aber die Tage davor, im olympischen Dorf und in den Londoner Clubs, ging schon mehr ab.
5Vier: Wie war euer Empfang in Hamburg?
Richard Schmidt: Der Empfang gestern war echt phänomenal. Es war so viel los und wir hätten alle nicht gedacht, dass so viele Leute da sind und dass die so begeistert sind. Das war schon klasse. Die MS Deutschland hat direkt an diesem Unilever-Gebäude angelegt und genau dort fand das Ganze auch statt, mit einer riesigen Bühne und unglaublich vielen Menschen. Das hätte ich nicht gedacht.
5Vier: Ihr wart ja als hohe Favoriten zu den Spielen in London angereist. Wie hoch war denn der Druck und wie groß die Überzeugung, dass ihr das schaffen könnt?
Richard Schmidt: Die Medien sind ja davon ausgegangen, dass wir das hinkriegen und dass wir das quasi schaffen müssen. Wir selbst wollten uns zwar den Druck ein bisschen nehmen, indem wir uns sagten: Okay, das kann auch in die Hose gehen. Aber trotzdem hat schon jeder gedacht: Wir haben jetzt alles gewonnen und wenn wir jetzt das entscheidende Rennen nicht gewinnen, das wäre doch zumindest sehr schade. Deswegen war auf jeden Fall ein gewisser Druck vorhanden, den wir aber versucht haben noch ein wenig zu mildern, indem wir vor den Vorläufen und vorm Finale keine Interviews mehr gegeben haben. Und das war auch ganz gut so.
5Vier: Welche Sportarten habt ihr euch nach eurem Triumph angesehen? Immerhin war euer Wettbewerb ganz am Anfang der Spiele.
Richard Schmidt: Ein Teil von uns war Beachvolleyball gucken und auch Basketball. Ich war beim Hockeyfinale der Männer, beim Taekwondo und beim Boxen, also ganz unterschiedliche Sportarten. Das Problem war, dass wir nur ein Kontingent von fünf Karten hatten, da das immer ausgelost wird.
5Vier: Was denken sie bedeutet diese Medaille für den Rudersport in Trier und für ihren Verein RV Treviris?
Richard Schmidt: Ich hoffe, dass es generell einen Zulauf zu den Vereinen gibt und dass der Rudersport ein bisschen belebt wird. Vor allen Dingen sollte auch nicht nur der Achter im Vordergrund stehen, sondern auch die anderen Bootsklassen. Es wäre wirklich schön, wenn es vielleicht einen kleinen Hype um den kompletten Rudersport geben würde und auch anderen Bootsklassen, die auch Gold gewinnen konnten (Vierer ohne, Zweier ohne, Doppelvierer, Doppelzweier Anm. d. Red.) mehr in den Fokus rücken würden. Der enorme Aufwand, den man als Rudersportler betreibt, könnte sich dadurch vielleicht noch ein bisschen mehr bezahlt machen.
5Vier: Wie sehen bei ihnen die nächsten Wochen aus? Wann kommen die nächsten Wettkämpfe und wann steigen sie wieder mit dem Training ein?
Richard Schmidt: Also erst mal möchte ich ein bisschen runterkommen und Urlaub machen. Wir fahren wahrscheinlich auch in den von der Sporthilfe ausgerichteten ‚Club der Besten‘ auf Kreta Ende September. Der nächste entscheidende Wettkampf wird die Langstrecke in Dortmund Ende November sein. Daher werde ich die Tage wieder locker anfangen zu laufen, so richtig einsteigen werde ich wahrscheinlich erst wieder Mitte September, Anfang Oktober.
5Vier: Wie sieht es mit den künftigen Bootsbesetzungen aus? Müssen sie sich nun wieder neu empfehlen oder ist ihnen nach diesem Triumph ein Platz sicher?
Richard Schmidt: Die nächsten vier Jahre werden wieder hart. Wie jedes Jahr ist auch nun wieder alles offen und jeder hat eine Chance. Deswegen kann ich auch nicht sagen, dass ich auf jeden Fall dabei bin, das wäre Quatsch. Es kann so viel passieren. Es kann auch sein, dass ich nächstes Jahr nicht dabei bin. Wenn ich jetzt merke, ich kann nicht so viel trainieren oder ich bin einfach nicht mehr so gut und andere sind besser, dann ist es eben so. Aber ich kann schon sagen, dass ich jedes Rennen gewonnen habe, dass es zu gewinnen gibt, das einzige was mir noch fehlt ist das Rennen Oxford gegen Cambridge (Das berühmte „Boat Race“ zwischen den Universitäten von Oxford und Cambridge in England, Anm. d. Red.) und das können nicht viele vorweisen. Ich bin jetzt seit glaube ich 36 Rennen ungeschlagen im Achter und im Zweier war ich letztes Jahr auch unbesiegt. Von daher bin ich zuversichtlich.
5Vier: Vielen Dank für das nette Interview und weiterhin viel Glück.
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