Text: Stefanie Braun // Fotos: Lars Eggers
Seit Samstag, den 29. März, kann man in den Räumlichkeiten der Tufa die Jahresausstellung der éditions trèves e.V. bewundern. Die Veranstaltung ist gleichzeitig eine Jubiläumsfeier zum 25-jährigen Bestehen der Ausstellungsreihe.
Am Samstagabend, den 29. März, wurde in den zweiten Stock der Tufa eingeladen; nicht nur zu einem kleinen Sektempfang und einem schönen Gespräch unter Kunstfreunden und -Interessierten, sondern auch zu einer Jubiläumsfeier: Die Jahresausstellung des Vereins éditions trèves feierte ihr 25-jähriges Bestehen. Gefeiert wurde natürlich mit Werken ortsansässiger Künstler. Malereien, aber auch Fotografien und Plastiken, die unterschiedlicher nicht sein könnten und so demonstrieren, wie vielseitig Kunst, aber auch das Kunstverständnis der Region ist.
Unter den farbenfrohen, modern anmutenden Malereien und Fotografien stechen die Keramikplastiken von Ulrich Lebenstedt hervor. „Das passt doch gar nicht.“, hatte er noch am Telefon lachend zu Rainer Breuer, Gründungsmitglied des éditions trèves –Vereins, gemeint. „Die Malereien und Fotografien sind fetzig und ironisch.“, sagte er freundlich, doch Breuer ist gerade von der Vielfalt der Ausstellung begeistert. Lebenstedt steuert mit seinen Keramikplastiken einen fragilen Teil der Ausstellung bei: „99,9% aller Keramikstücke auf der Welt erfüllen einen Gebrauchszweck.“, gibt er zu Bedenken. Seine Plastiken entheben sich dieses Zweckes, sie sind, wie Kunst eben ist, einfach schön. Sie dienen der Ästhetik und der Vorstellung.
Stil und Gebrauch
Seine Stücke sind zwar oft vasenähnlich, aber „Haben eben keinen Boden, sie sollen auch nicht als Vasen oder ähnliches verwendet werden.“ Um zu betonen, dass es sich eben nicht um Gebrauchsgegenstände handelt, hat Lebenstedt ein paar Stücke umgedreht, sodass sie nicht auf dem stabilen Boden, sondern auf der fragilen Spitze stehen. Vorsicht ist also geboten, denn „Wenn sie herunterfallen, sind sie selbstverständlich, wie andere Keramikstücke auch, kaputt.“ Für die Ausstellung hat er umsichtig bereits stabilere Werke gewählt. Den Umgang mit Plastiken hat er von Kindesbeinen an gelernt. Sein Vater war klassischer Bildhauer und hat seine Mutter bereits früh angehalten, dem heranwachsenden Spross Modelliermasse in die Hand zu geben, damit er ein Gefühl dafür bekommt. Nach seiner Malerausbildung und seinem Studium an der früheren Werkkunstschule, die man heute mit der Fachhochschule vergleichen könnte, arbeitete er 25 Jahre als Designer für Wandbilder in einer Trierer Keramikfabrik. Seine Wandbilder entwarf und gestaltete er in ganz Europa und sogar in Saudi-Arabien, im Humboldt-Gymnasium Trier hängen unter dem Motto „Kunst am Bau“ noch heute einige Wandbilder von ihm. Zur Keramik kam er also als Quereinsteiger. Da seine eigentliche Profession die Malerei ist, veredelt er seine Werke nach dem Brennen mit Farbe, prüft dann wieder und wieder ob die Farben kräftig oder zart genug werden. Trägt Farbe auf, brennt erneut, sodass die Farben ineinander verschmelzen, trägt wieder Farbe auf, bis das Ergebnis seinen Erwartungen entspricht.
Auch Fotograf Markus Bydolek legt in seinen Werken verschiedene Schichten aufeinander. Seine, vorwiegend Natur-Aufnahmen bestechen durch eine schwierig zu greifende Tiefe, in seinen Fotografien erreicht er fast 3D-Qualität. Dahinter liegen ein paar Stunden Arbeit. Er fotografiert ein Motiv mit unterschiedlichen Einstellungen, spielt mit der Schärfe und variiert so die Tiefe, legt dann die entstandenen Bilder übereinander. Heraus kommt ein dreidimensionales Gefühl beim Betrachten eines zweidimensionalen Fotos. Anfang der 1980er Jahre widmete er sich ganz der Fotografie, gab dafür die Malerei auf, inzwischen könne er vielleicht gar kein Bild mehr malen, scherzt er.
Tiefe und Schärfe
Anfangs arbeitete er analog, als dann die digitale Fotografie mehr und mehr aufkam und sich stetig zum Besseren entwickelte, fand er eine Möglichkeit, auch seine Fotografie weiter zu entwickeln und gleichzeitig zu seinen Wurzeln zurück zu kehren. Wirklich mit dem Bild zu „arbeiten“. Die Weiterentwicklung der Programme zur digitalen Bildbearbeitung haben diese Schritte weiter vereinfacht und neue ermöglicht. Ihm geht es nicht darum, etwas möglichst genau abzufotografieren, sondern ein Bild zu schaffen, welches ein (Eigen)Leben entwickelt.
Ein Eigenleben hat auch die Jahresausstellung der éditions trèves entwickelt, vereint sie doch die unterschiedlichsten Werke von Künstlern aus dem Großraum Trier-Luxemburg. In der diesjährigen stehen fragile Keramikwerke neben großflächigen Portraits (Künstler: Josef Hammen) und Naturaufnahmen neben übermalten, pornografischen Aufnahmen (Künstler Rafael Springer) und abstrakten Gemälden (Künstler: Christian Hoffmann). Wer sich von der Vielfalt und Qualität der Werke und der Ausstellung überzeugen will, kann dies bis zum 20. April in der 2.Etage der Trierer Tuchfabrik tun.
Öffnungszeiten:
Di, Mi, Fr 14 – 17 Uhr
Do 17 – 20 Uhr
Sa, So 11 – 17 Uhr
Kommentar verfassen