Seit Oktober hat die Buchhandlung „Minna no Koen“ mit „Manga“-Fokus, dem japanischen Äquivalent des Comics, bereits geöffnet. Doch exotische Teesorten, japanische Reissnacks und eine traditionell eingerichtete Tatami-Ecke lassen schnell darauf schließen, dass es sich bei Andreas Beckers (28) stilvollem Laden um keinen gewöhnlichen Buchladen handelt.
5vier-Mitarbeiterin und Japanologie-Studentin Ronja von Kowalkowski war vor Ort und hat sich mit dem Besitzer des „Minna no Koen“ zu einem Interview verabredet, um mehr über das Geschäftskonzept zu erfahren.

„Minna no Koen – Dein Garten für Japan- und Comic-Kultur“
5vier.de: Zunächst einmal würde ich gerne von dir wissen, was der Name „Minna no Koen“ bedeutet und welche Angebote ihr habt.
Andreas Becker: „Minna no Koen“ heißt so viel wie „Euer Garten“, beziehungsweise „Euer Park“. Und das spiegelt sich auch schon ganz gut in unserem Untertitel wider, denn unsere Buchhandlung heißt „Minna no Koen – Dein Garten für Japan- und Comic-Kultur“. Genau das möchten wir nämlich auch zeigen. Wir möchten nicht nur so eine normale Buchhandlung sein, wie man sie vielleicht kennt, sondern wirklich unser Motto auch in die Tat umsetzen – das heißt diesen Garten lebendig machen.
Der wird eben lebendig durch unsere Gäste, in Verbindung mit uns, die sich hier nicht nur zum Bücher kaufen versammeln können, sondern zu ganz vielem anderen auch. Wir haben nämlich unseren Laden zweigeteilt. Das heißt oben ist unsere Buchhandlung und im unteren Bereich ist quasi die „Chill-Lounge“. Es gibt Tische und Bänken zum Hinsetzen, mit diesen riesigen Schaufensterscheiben natürlich auch, wo man sich nicht nur hinsetzen und Manga lesen, sondern eben auch einen Tee trinken, mit Freunden treffen, einfach nur zeichnen oder sich hinten auf den Tatami-Matten niederlassen kann, und sich dort eine gemütliche Zeit macht. Das alles gehört mit zu unserem Konzept dazu und macht das „Minna no Koen“ erst so richtig besonders.
5vier.de: Wie kam dir denn die Idee, dieses Geschäft überhaupt zu eröffnen?
Andreas Becker: Tatsächlich ziemlich früh. Ich bin bereits nach dem Abi explizit nicht ins Studium gegangen, sondern habe mich dafür entschieden eine Buchhändlerausbildung zu machen. Eben weil ich schon damals diese Passion für Manga hatte, und mich unbedingt damit selbstständig machen wollte. Irgendwann in ferner Zukunft. Dass es vom damaligen Standpunkt aus gesehen so lange dauert, jetzt letztes Jahr im Herbst, hätte ich mir auch nicht vorstellen können. Ich hätte gedacht, dass es viel, viel früher kommt.
Aber ich muss sagen diese Zeit, die das ganze gebraucht hat, um sich eben zu entwickeln, zu reifen, um die ganzen Ideen noch einmal neu zu überdenken, die man vielleicht vorher nicht hatte, wenn man so blindlings mit diesem Traum einfach losstolpert, das war schon sehr, sehr wichtig. Denn so, wie wir das „Minna no Koen“ heute vorfinden, ist das etwas komplett anderes, als es am Anfang in meinen Überlegungen war. Und ich finde, es hat dem Ganzen nicht geschadet, dass da so eine lange Zeit dazwischen war. Und deswegen – die Frage kurz und knapp beantwortet – das war wirklich ein Jugendtraum.
Kooperationspartner in Trier
5vier.de: Wenn ihr euer Angebot erweitern wollt, habt ihr auch Kooperationspartner? Gibt es zum Beispiel Kooperationen mit Schulen oder Überlegungen in diese Richtung?
Andreas Becker: Allgemein sind wir sowieso ständig bemüht unser Angebot auszubauen. Für einen kleinen Laden, der sich noch nicht etabliert hat, ist es sowieso erst einmal schwierig. Das heißt wir hatten eine spezielle Grundvorstellung, was als Kernsortiment in den Laden rein muss, worauf wir uns dann konzentriert haben.
Aber ich finde das ist so, wie es ein Lehrer aus der Buchhändlerausbildung immer wieder gesagt hat: „Literatur ist immer Literatur über Literatur, bewusst oder unbewusst“. Und genau so ist es auch mit dem Leben selbst, beziehungsweise auch mit dem Laden. Du versuchst wie ein Baum neue Äste zu treiben, damit eben ständig auch dieser Impuls da ist, zum einen für dich selbst, über deinen Horizont hinauszublicken, und zu schauen, wo will ich überhaupt hin, wo kann ich überhaupt hin.
Fortlaufende Innovationen
Und zum anderen um, auch den Gästen immer wieder etwas Neues zu bieten. Um den Laden auch dauerhaft interessant zu halten. Wenn du über zehn Jahre lang immer nur dasselbe, beispielsweise beim Restaurant, immer nur dieselbe Speisekarte hast, und sich nichts daran ändert, außer dass das Papier vielleicht vergilbt, dann wirst du wahrscheinlich auch deine Stammkunden behalten, aber es ist wenig Reiz da wieder hinzugehen und vielleicht neue Entdeckungen zu machen.
Deswegen ist unser Kernsegment der Manga, der bleibt auch definitiv verankert, aber diese Triebe kommen eben immer weiter mit dazu.
Das war jetzt ganz am Anfang beispielsweise, durch japanische Originalliteratur, die wir aus Japan bestellt hatten. Das ist immer so ein kleiner Act bis das dann da ist. So etwas kann nicht jede Woche gemacht werden. Aber das ist vielleicht auch etwas, das man sonst nirgendwo in Trier und Umgebung findet. Dann natürlich auch ein breites Angebot an Trading Card Games, also wie „Magic“ beispielsweise, oder auch „Yu-Gi-Oh!“ .
Sprachschule für Japanisch
Wir haben auch eine gewisse Anzahl an Kooperationspartnern, weil du das vorhin schon angesprochen hast mit den Schulen. Da sind wir noch nicht dran, aber wir haben beispielsweise eine Kooperation mit Yasutaka Akimoto. Das ist ein Japaner, der sich hier in Trier selbstständig gemacht hat, eine eigene Sprachschule gegründet hat und jetzt Sprachunterricht für Interessierte anbietet, die Japanisch lernen wollen. Auch auf unterschiedlichen Ebenen. Ob du jetzt Anfänger bist oder für Fortgeschrittener, das ist gar kein Problem, er geht auf alles ein.
Die Japanologie der Universität und das „Chibiya“
Allerdings ist Trier ist großartig, was tatsächlich die „Japanophilen“ anbelangt. Wir haben beispielsweise an der Uni die Japanologie, du kennst das ja selber, wo ganz viele „Japanophile“ angezogen werden und an den Standort Trier kommen. Viele bringen auch die Manga-Leidenschaft mit, aber auch einige Geschäfte, die mit Japan zu tun haben. Natürlich nicht nur Sushi-Läden, die schießen ja mittlerweile überall wie Pilze aus dem Boden, aber auch etwas ganz Besonderes. Wir haben das „Chibiya“, was von einer ehemaligen Kommilitonin gegründet wurde. Sie konnte sich in Japan einige Rezepte aneignen, um die original japanische Küche auch nach Deutschland transportieren zu können.
Onigiri im „Reis-Eck“
Allerdings gibt es auch noch weitere Angebote, wie beispielsweise vom „Reis-Eck“. Die haben einen kleinen Stand direkt am Hauptmarkt und verkaufen Onigiri. Den meisten wird das wahrscheinlich nichts sagen, aber ich sehe Onigiri immer ganz gerne als das japanische Pendant zum deutschen Butterbrot. Da haben wir eben nicht diese Stulle, sondern ein Reisdreieck. Umhüllt wird es von einem Nori-Blatt, einem Algen-Blatt, und da drin befinden ganz viele unterschiedliche Füllungen.
Und das ist etwas, was man jederzeit ganz einfach mitnehmen kann, als Pausensnack. Onigiri machen sehr satt und da sie in so vielen unterschiedlichen Geschmacksrichtungen daherkommen, gibt es jeden Tag und für jeden immer wieder etwas Neues zu entdecken. Das ist zum Beispiel auch einer unserer Kooperationspartner. Auch wir versuchen bei unserem Laden diesen japanischen Flair so weit wie es geht aufleben zu lassen. Dazu gehört zumindest auch ein kleines Angebot an japanischen Leckereien. Was wäre besser dazu geeignet als der japanische Alltagssnack: Täglich frisch zubereitet vom Reiseck, bei uns zum Verkauf dargeboten.
Importierter Tee von „Teayumi“
Ein weiterer Kooperationspartner wäre dann auch „Teayumi“. Die haben eigene Teeplantagen in Japan und importieren diesen Tee dann nach Deutschland, um ihn hier weiter zu verkaufen. Allerbeste Bio-Qualität, dementsprechend auch ganz viel Sorgfalt, die da drinsteckt und ganz viele unterschiedliche Sorten. Weil wir eben nicht nur diese grünen Tees haben, für die Japan so bekannt ist, sondern auch Matcha-Tees, wovon viele vielleicht noch gar nicht gehört haben. Allerdings auch ganz viele alltägliche Tees, die beispielsweise mit Früchten versetzt sind. Eine unserer absolut merkwürdigsten Teesorten, die wir anzubieten zu haben, ist beispielsweise „Dorayaki-Feige“. Und für diejenigen, die „Dorayaki“ nicht kennen, das sind japanische Pfannkuchen. Was das jetzt in einem Tee zu suchen hat, das findet ihr bei uns im „Minna no Koen“ raus!

Wer gehört zum Publikum im „Minna no Koen“?
5vier.de: Wie kommt denn „Japan“ generell in Trier an? Und welche Zielgruppen erreicht ihr?
Andreas Becker: Unsere Hauptzielgruppe ist doch eher ein jüngeres Publikum, gerade Kinder oder Heranwachsende. Insgesamt kommen Menschen im Alter von zehn bis Mitte, Ende vierzig. Wobei wir da natürlich ganz viele eingefleischte Fans dabei haben. Wie beispielsweise bei meiner Altersgruppe, so Anfang dreißig, die einfach mit dem Medium schon aufgewachsen sind. Die damals „Dragon Ball“ im Fernsehen gesehen haben und das von ihrer Kindheit aus mitgenommen haben und heute immer noch praktizieren.
Manga eignen sich für jede Altersgruppe
Der andere Teil sind dann die, die schon ein bisschen älter sind, die jetzt vielleicht weniger mit Manga zu tun haben, und vielleicht nur eingeschränkt mit Serien fixiert sind, um wirklich Neues entdecken zu wollen. Aber der Markt entwickelt sich ja mittlerweile auch in die Richtung, dass viele alte Serien neu aufgelegt werden. Vieles erscheint noch einmal im Hardcover, in einer größeren Ausgabe, oder mit Farbseiten, einfach in einer „Deluxe-Edition“, wie es diese Verlage so schön nennen. Das ist dann eher etwas für die Zielgruppe dreißig, vierzig plus, um noch einmal das Regal zu Hause ein bisschen aufzufüllen.
Und dann gibt es eben noch die Jüngsten, die jetzt erst anfangen mit dem Medium. Dadurch, dass auch Netflix beispielsweise sein Angebot immer weiter ausbaut, wird Manga immer präsenter auch in der Gesellschaft. Man kommt eigentlich kaum noch darum herum, dass man etwas nicht kennt. Es gibt heutzutage in dieser Altersgruppe zwischen zehn und fünfzig eigentlich so gut wie niemanden mehr, der nicht ansatzweise einmal etwas davon gehört hat.
„Dragon Ball“, ganz klar, ist ja mittlerweile der Klassiker schlechthin, weltweit ein Riesenerfolg. Und wenn wir weiter in der Zeit noch zurückgehen, und uns daran erinnern, was früher noch im Fernsehen lief, dann landen wir bei „Biene Maya“, bei „Wickie und die starken Männer“ oder auch bei „Heidi“. Das sind alles Animeserien, nur wurde es damals eben als Trickfilm verkauft. Aber es sind alles japanische Produktionen. Auch die Generation fünfzig plus kennt das noch, nur nicht unter dem Begriff.
Die japanische Community in Trier ist vielleicht nicht unbedingt die größte. Wenn wir es mit Düsseldorf vergleichen, die haben einen ganz anderen Bezug zu Japan, angefangen mit dem japanischen Viertel und mit dem Japan-Tag, der dort regelmäßig stattfindet. Aber ich kann schon sagen, dass Trier durchaus eine etablierte Community hat. Wie vorhin schon erwähnt, durch die Japanologie zieht es eben auch viele, die einen Bezug zu dem Thema haben, in die Stadt und man vernetzt sich untereinander. Wir haben verschiedene japanische Restaurants, das „Chibiya“ und das „Reis-Eck“. Das ist alles da und das kommt eben auch immer mehr, dieses sich auf Japan spezialisieren.
Teezeremonie der DJG
Wir hatten jetzt beispielsweise vor zwei Wochen eine Teezeremonie mit der DJG, der Deutsch-Japanischen-Gesellschaft, zusammen in Kooperation, und auch die ist mit großer Begeisterung angenommen worden. Das war jetzt witzigerweise nicht das Publikum, das normalerweise im „Minna no Koen“ verkehrt, sondern Menschen, die einfach gesehen haben: „Oh, da gibt es eine Teezeremonie“, die interessiert waren an dieser japanischen Kultur, was die Teezeremonie ja widerspiegelt, und sich darauf dann eingelassen haben.
Deswegen das Publikum ist da, Japan als Reiseland wird ja auch immer beliebter, aber es kann definitiv noch wachsen.
Die Passion zu Japan führte zum Beruf
5vier.de: Was macht dir denn an deinem Job am meisten Spaß?
Andreas Becker: Ich glaube tatsächlich das selbstbestimmte Arbeiten mit dem Medium, das ich mir selbst ausgewählt habe und das mich schon mein Leben lang intensiv begleitet. Das ist etwas ganz anderes, wenn ich jetzt einfach nur eine Marktlücke gesehen hätte und das Ganze aus kapitalistischer Sicht versuchte zu füllen und zu sagen: „Hey, da gibt es eine Riesenlücke, weil keiner Manga anbietet, da geh ich jetzt rein und verdiene mir eine goldene Nase.“. Nein, so ist es eben nicht. Wir haben so viele Buchhandlungen hier in Trier, wir haben noch weitere Konkurrenz, die das Medium auch bedient.
Unterstützung der Community
Bei mir ist es tatsächlich die Passion mit dem Medium. Damit aufgewachsen zu sein, selber zu zeichnen, sich in die Geschichten vertiefen zu können. Auch in Japan unterwegs sein zu können und das ganze Merchandise zu sammeln. Und zu schauen, welcher Charakter sich wie entwickelt, eine Geschichte über mehrere Jahre, wenn nicht sogar Jahrzehnte, wenn wir von „One Piece“ beispielsweise reden, mitzuverfolgen, und da auch einfach Woche für Woche immer wieder mitzufiebern. Ich glaube das ist es, was mir am meisten Spaß macht. Und dieses Wissen natürlich auch weitergeben zu können, mich selbst immer neu erfinden zu können, innerhalb des „Minna no Koen“.
Ich mache das nicht, weil ich sage, dass ich Geld verdienen will, sondern weil ich ein Ziel habe. Weil ich diese Community verstärken und ausbauen will, weil ich auch ganz vielen die Möglichkeit bieten will, dass sie einen Platz haben, um sich zusammenzufinden. Dass man sich auch einmal treffen kann in dem Kreis und man eine ungezwungene Atmosphäre schafft, wo die Leute sich gerne aufhalten. Auch dass man mit mir nicht als Ladenbesitzer spricht, sondern als Kumpel. Als guter Freund, der für eine Beratung da ist, aber auch genauso um einmal einen Spaß zu machen oder allgemein zu quatschen.

Die Stärke des Mediums Manga
5vier.de: Was denkst du ist denn der Wert des Mediums Manga? Ist das nur Unterhaltung oder gibt es da noch andere Aspekte? Kann man etwas aus Manga lernen?
Andreas Becker: Natürlich ist Manga auch ein Medium wie Literatur auch, aus der man etwas für sich persönlich mitnehmen kann. Das sind natürlich ganz oft einfach schöne Geschichten und Abenteuer, in die man abtauchen kann. Also quasi Trivialliteratur, allerdings eben auch ganz viel Persönlichkeitsbildendes. Wenn man sich den „Shônen“ beispielsweise als Manga-Genre betrachtet. Beim Manga gibt es auch unterschiedliche Genres, wie vielleicht dem einen oder anderen nicht bekannt, wie in der Literatur auch. Von Horrorliteratur, Erotikliteratur, Spannung, bis hin zu historischen Romanen und so weiter, gibt es alles im Manga.
Das Genre „Shônen“
Hier ist es der „Shônen“, da ist die Hauptzielgruppe Jungs und heranwachsende Männer. „Shônen“ beschäftigen sich hauptsächlich mit männlichen Protagonisten, die in einer Fantasy-Welt leben und ein Ziel verfolgen. Bei „Naruto“ ist es, dass er „Hokage“ werden möchte, also der stärkste Krieger seines Dorfes. Bei „One Piece“ ist es, dass er das „One-Piece“ finden möchte, also den legendären Schatz, den Gol D. Roger damals vergraben hat. Bei „HunterxHunter“ ist es, dass Gon seinen Vater wiederfinden möchte, und auf dieser Reise begleitet man den Protagonisten.
Dadurch, dass der Manga, im Gegensatz zu vielen Büchern, nicht einfach nur aus einem Buch, aus einer abgeschlossenen Geschichte, besteht, sondern über Jahre hinweg als fortlaufende Geschichte erzählt wird, ist es ganz klar, dass man als Leser auch immer selbst mit der Geschichte, und den darin handelnden Personen, wächst. Das heißt, man fängt an mit diesem kleinen Naruto, der zu Beginn eine richtige kleine Nervensäge ist, und die Bilder beschmiert, die das Dorf ausmachen. Im Laufe der Zeit erfährt man dann, wie er Erfahrungen sammelt, wie er Leuten begegnet, wie er mit denen wächst, und an denen wächst, wie er auf Probleme stößt, die er diese bewältigen muss, und wie er mit seinen Vorgesetzten und Mitschülern umgeht. Das sind alles Faktoren, die man eben für sich selber auch mitnehmen kann.
Manga ist definitiv etwas, das man mal nebenbei lesen kann, aber wenn man sich näher mit dem Medium beschäftigt, etwas was gerade Heranwachsende für ihr weiteres Leben mitnehmen können. Und das finde ich, ist nicht nur für Heranwachsende der Fall, sondern eben auch für Erwachsene. Den Fehler machen leider viele, dass sie zum einen sagen, Manga ist nur „Kinderkram“ oder Manga ist nur „Schweinkram“. Aber anscheinend gibt es diese Mittellinie für viele nicht. Der Manga deckt eben genau diese Mittellinie, zum größten Teil, ab. Auch wenn diese Ausschläge am Rand, also in den Kinderbereich oder in den Erotikbereich da sind. Bei Literatur oder Filmen ist es ja ganz klar auch so. Das wäre aber auch sinnfrei, wenn ein Medium existieren würde, das diese ganzen Bereiche nicht abdeckt und sich ganz allein auf einen kleinen Punkt fixiert.
Literatur für Erwachsene – Autor Jirô Taniguchi
So haben wir im Erwachsenenbereich zum Beispiel Jirô Taniguchi, der leider mittlerweile schon verstorben ist, aber eben explizit Manga für Erwachsene zeichnet. Seine Geschichten wurden im Deutschen übrigens als Graphic Novel veröffentlicht. Das heißt nicht in der japanischen Leserichtung von rechts nach links, sondern aufs Deutsche umgemünzt. Die Bilder sind gespiegelt und werden von links nach rechts abgedruckt. Damit auch derjenige, der vielleicht nicht besonders Manga-affin ist, einfach einen schöneren Einstieg in das Ganze bekommen kann.
Und gerade mit Jirô Taniguchi werden sehr ruhige Bilder erzählt.
Da hat man jetzt auch keinen jugendlichen Protagonisten, wie beispielsweise bei „Naruto “, der sich erst einmal entwickeln, sich mit der Welt zurechtfinden, und die ganzen Erfahrungen sammeln muss. Sondern wir haben einen Protagonisten, der schon gesetzt ist. Der sich in seinen Vierzigern, Anfang Fünfzigern, befindet, der eben schon eine ganze Palette an Erfahrungen mitbringt, und dementsprechend reifer ist.
Das sind alles sehr ruhige Geschichten. Beispielsweise erzählt „Der spazierende Mann“ ganz viel nur durch Bilder, ohne Text. Man begeleitet einen Mann, der spazieren geht. Das hört sich unglaublich banal an, ist allerdings sehr, sehr schön, weil es eben beruhigend ist. Es ist kein aufreibender, mitreißender und actiongeladener Manga, wie so viele andere, sondern halt eben einmal wirklich etwas zum einfach Entspannen und Tee trinken. Und genau so etwas hat der Manga eben auch. Deswegen würde ich sagen die Zielgruppe ist mannigfach und auch die Entdeckungs- und Weiterbildungsmöglichkeiten.
5vier.de: Ja, da kann ich mich eigentlich auch nur anschließen. Es ist auf jeden Fall ein diverses Genre. Als ich angefangen habe Manga zu lesen, gab es nur diesen kleinen Thalia-Buchständer mit ein paar wenigen Manga, die man zur Auswahl hatte. Und jetzt sitzen wir hier in einem so großen Geschäft – und der Schwerpunkt liegt wirklich nur auf Manga und Japan. Das finde ich sehr schön. Ich wünsche dir alles Gute mit deinem Laden und hoffe, dass das noch weiter wächst.
Andreas Becker: Ja, Dankeschön. Bisher kann ich mich nicht beklagen. Es trifft ja auch auf ganz viel positive Begeisterung. Die Leute sind wirklich dankbar, dass da jemand ist, der eben so eine große Palette anbietet und sich auch so gerne mit dem Thema beschäftigt.
5vier.de: Das merkt man – finde ich super! Vielen Dank, dass du dir heute die Zeit genommen hast.
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