Die Gladiators Trier sowie ihr wahrscheinlich wichtigster Spieler Jermaine Bucknor haben schon leichtere Zeiten durchlebt. 5vier.de traf sich kurz vor der Niederlage gegen Nürnberg und sprach (auf Englisch) mit „Buck“ über seine Rolle, Simon Schmitz und das Alter.

Hallo Jermaine, als wir uns letztes Jahr unterhielten, sagtest du, dass du bei einem weiteren Verbleib bei den Gladiators Deutschunterricht nehmen wirst. Können wir uns also erstmals auf Deutsch unterhalten?
(Lacht) Darauf bin ich jetzt nicht vorbereitet. Aber ja, ich habe einen Lehrer gefunden, der mir Unterlagen gegeben hat, die ich bearbeiten kann. Unterricht hatte ich noch nicht mit ihm, das wird folgen. Meine Kinder gehen in die Kita, wir lernen also zusammen die Sprache. Und sie können mir auch schon etwas beibringen.
Kommen wir zum Sportlichen. Ihr trefft in den kommenden Spielen auf Gegner, die tabellarisch ungefähr auf Augenhöhe mit euch sind. Habt ihr euch ein Ziel gesetzt, zum Beispiel drei von vier Spielen zu gewinnen?
Natürlich willst du jedes Spiel gewinnen. Vor allem jetzt im engen Playoff-Kampf. Jedes Spiel ist enorm wichtig. Aber wir schauen nach wie vor von Spiel zu Spiel.
Es kommt auf Match-Ups an
Ihr habt gegen die Topteams Chemnitz und Hamburg richtig gut gespielt, gegen die Abstiegskandidaten Baunach und Hanau war es das Gegenteil. Welches Gesicht zeigt ihr dann gegen die Tabellennachbarn?
Die Liga ist aus meiner Sicht so eng und so offen wie noch nie zuvor. Es kommt nicht drauf an auf welcher Position du stehst. Jeder kann jeden schlagen, egal ob du Erster oder Letzter bist. Letztlich kommt es jede Woche auf die Match-Ups (die direkten Duelle zwischen zwei Spielern, Anm. d. R.) an. Schau auf Hanau, sie sind wirklich talentiert. Wenn sie es in die Playoffs schaffen würden, könnten sie bei passenden Match-Ups sicher eine Serie gewinnen.
Liegt es also an den Match-Ups, dass die Saison so schwankend verläuft? Ein sehr guter Saisonstart, dann eine längere Schwächephase und dann die genannten unterschiedlichen Auftritte zuletzt?
Ich denke, dass das einer der Gründe sein könnte. Gegen Hamburg und Chemnitz finde ich zum Beispiel, dass sie gut für uns aussehen.

Um den Jahreswechsel wurden Verletzungen und die damit einhergehende Probleme der Rollenfindung als Ursache für die teils schwachen Leistungen ausgemacht. Nach den starken Leistungen gegen die zwei Top-Teams hieß es, dass dieser Prozess jetzt erfolgreich beendet sei. Erkläre uns bitte mal, was genau deine Rolle ist.
Ich gehöre zu den erfahrenen Kerlen im Team. Das ist die nette Beschreibung für’s Alt-Sein. (lacht) Ich nehme somit eine Führungsrolle ein. Ich versuche auf verschiedenen Wegen mein Umfeld besser zu machen. Nicht nur verbal, sondern indem ich auch mit guten Leistungen voran gehe. Außerdem sehe ich mich als jemand, der versucht Verbindungen zu schaffen, Brücken zu bauen, eine Einheit zu bilden. Das mache ich schon meine ganze Karriere. Zwischen jung und alt, zwischen Einheimischen und Ausländern und so weiter. Ein gutes Team braucht und schafft es, Barrieren abzubauen.
Die Rolle von Jermaine Bucknor
Und wie sieht deine Rolle während eines Spieles aus? Willst du ein Werfer sein? Sollst du eher am Brett oder „outside“ agieren?
Ich möchte in allen Bereichen meinen Teil beitragen. Das kann von Spiel zu Spiel unterschiedlich sein. Da haben wir wieder die Match-Ups. In dem einen Spiel soll ich punkten, in dem anderen für andere kreieren. Ich muss nicht immer 30 Punkte auflegen, aber ich will meinen Gegenspieler besiegen.
In den Statistiken bist du in fast allen relevanten Bereichen der Beste oder Zweitbeste bei den Gladiators. Trotzdem sieht man auch bei dir wechselnde Leistungen. Zum Beispiel hast du um den Jahreswechsel bis Mitte Januar über 40 % deiner Drei-Punkte-Würfe getroffen. Danach bist du merklich abgekühlt. Fühlst du dich aktuell nicht gut? Oder stellt sich die Defense besser auf dich beziehungsweise euch ein?
Also (überlegt etwas), ich fühle mich hervorragend, daran liegt es nicht. Es kommt immer drauf an, welche Würfe wir bekommen. Ich habe das Gefühl, dass ich häufiger schwierige Würfe nehmen musste. Keine freien „Catch and shoot“-Würfe, sondern mit der Hand des Gegenspielers im Gesicht. Mal geht der Wurf rein und mal nicht. Es kommt drauf an, was die gegnerische Defense dir anbietet beziehungsweise wegnimmt. Der Wurf ist aber auch einer meiner Stärken. Grundsätzlich ist das aber keine Statistik, mit der ich mich viel während der Saison beschäftige.
Ingo Freyer, Trainer der Gießen 46ers, wurde vor kurzem in der FIVE gefragt, ab wann ein Wurf ein guter Wurf ist. Wie lautet deine Antwort darauf?
Ich würde sagen, wenn man sich wohl fühlt. Manchmal höre ich die Leute rufen: „Das ist ein schlechter Wurf“, dann geht er rein und sie sagen: „Das war ein guter Wurf.“ Für jeden Trainer bedeutet es etwas anderes, wann ein Wurf gut war. Für die Spieler ebenso. Wenn du die Würfe im Spiel einbaust, die du zuvor immer wieder im Training ausprobierst, sind das gute Würfe. Das gilt nicht zu 100 % zu jedem Zeitpunkt des Spiels, das kommt auch auf Punktestand und die Dauer des Spiels an. Aber grundsätzlich denke ich, wenn du dich mit deinem Wurf wohlfühlst, musst du ihn auch nehmen.
Schlagkräftiges Duo
Für viele war die Kombination Jermaine Bucknor / Simon Schmitz der Kern des Erfolgs in den letzten Jahren. Diese Saison hat Simon Schwierigkeiten an alte Leistungen anzuknüpfen. Vermisst du diese schlagfertige Kombination? Und wie sehr fehlt es dem Team?
Ich denke auch, dass diese Kombination wichtig ist. Sie ist auch genauso vorhanden wie vorher, das ist nichts, was weg ist. Denn das beinhaltet viel mehr Aspekte als das was auf dem Parkett passiert. Simons Führungsstärke ist unersetzlich. Sowohl auf als auch außerhalb des Feldes, in der Umkleidekabine. Das fällt vielen natürlich schwer nochzuvollziehen, da sie in diesen Momenten nicht dabei sind. Man bringt so viel Arbeit, so viel Zeit dafür auf. Und dann läuft es manchmal nicht so, wie du es dir erhoffst. Das kann dich zerreißen, mental, emotional und physisch. Von außen sieht man das oft nicht so.
Auch wenn Simon nicht so erfolgreich trifft wie gewohnt, macht er so viel für das Team. Deshalb ist das für mich auch gar keine Frage. Ich sehe so viel Positives durch Simon. Ich finde deshalb nicht, dass uns die Kombination fehlt.

Mit den Niederlagen kommen auch die Fragen, was die Gründe für sie sind. Einer der Kritikpunkte ist das junge Alter von Trainer Christian Held. Es wird die Frage gestellt, ob er noch an die Spieler herankommt.
Jeder, der eine Mannschaft verfolgt, braucht einen Grund, wenn es mal nicht gut läuft. „Simon trifft nicht, weil er jetzt ein Kind hat“ oder „Das Team spielt nicht gut, weil der Trainer jung ist“. Irgendwas muss man finden. Für mich macht Christian einen großartigen Job. Er kommuniziert viel, er spornt uns an, wir trainieren hart und klug. Hartes Training bedeutet nämlich nicht automatisch schlaues Training. Er findet da genau den richtigen Weg.
Gründe für Schwächen?
Du wirst an jedem Standort in der ProA Dinge finden, die vielleicht nicht so sind, wie sie sein sollen und dann sucht man nach Gründen. Aber die gibt es nicht immer für alles. Manchmal ist es einfach Basketball. Das eine Team trifft und du nicht.
Aber es muss doch einen Grund geben, weshalb man zum Beispiel deutlich mehr Punkte zulässt als in den Saisons davor.
Der Fokus ist vielleicht etwas anders. In den Jahren zuvor war der Fokus etwas mehr auf der Defense. Dieses Jahr steht die Offense häufiger im Mittelpunkt. Wir punkten ja auch mehr als früher. Wir sind wir immer noch defenseorientiert, aber schauen heute mehr auf den Angriff, dass der flüssiger läuft als in der Vergangenheit.
Da du zu den „erfahrenen Kerlen im Team“ gehörst: Wie weit wird dich deine Karriere noch führen? Mit Dirk Nowitzki oder Tom Brady sind zwei der erfolgreichsten Athleten der letzten zwanzig Jahren auch noch mit über 40 Jahren aktiv. Du wirkst ebenfalls noch gut in Schuss. Kannst du dir auch vorstellen, noch fünf Jahre aktiv zu sein?
Nein, nicht wirklich (lacht). Ich bin begeistert, wenn ich mir solche Leute anschaue. Heute kann ich das noch mehr anerkennen als noch vor fünf oder zehn Jahren. Ich bemerke mit 35 wie sich mein Körper anfühlt und wie viel Arbeit ich reinstecken muss, fit zu bleiben. Das wird mit jedem Jahr ausgiebiger. In den USA hast du andere Möglichkeiten, die geben hunderttausende Dollar für ihre Körper aus. Das gibt es hier eben nicht. Ich schaue von Jahr zu Jahr.
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