Die Trierer Gastronomen planen am Freitag eine Kundgebung vor der Porta Nigra. Sie wollen die leeren Stühle aus ihren Lokalen auf die Straße bringen, um auf ihre existenzbedrohliche Lage in der Corona-Krise aufmerksam machen. Die Demo ist Teil der bundesweiten Aktion „Leere Stühle“. 5VIER hat mit den Initiatoren gesprochen.
Manuela Schewe und Eric Naunheim stehen auch diesmal wieder in vorderster Front. Bereits den offenen Brief an Oberbürgermeister Wolfram Leibe hatten sie mitinitiiert, jetzt vernetzen sie die Gastronomie-Branche für die nächste große Aktion.
Am Freitag zwischen 11 und 13 Uhr wollen die Gastronomen, die von den Maßnahmen im Zuge der Corona-Krise schwer getroffen sind, vor der Porta Nigra auf ihre Lage aufmerksam machen.
Denn die ist mehr als ernst: „Welcher Betrieb ist so gesund, dass er zwei Monate komplett ohne Einnahmen überleben kann?“ fragt Naunheim. „Viele Ausgaben laufen ja weiter. Manche Betriebe sind eigentlich schon pleite, wissen es aber gerade noch gar nicht. Nicht jeder Gastronom ist ein Betriebswirt. Und die Zahlungen, die jetzt gestundet wurden, werden am 1.6. fällig, dann sieht es für viele sehr schlecht aus. Kleinere Betriebe bekommen auch keinen Kredit.“
Schewe ergänzt: „Selbst, wenn es Kredite gibt, ist es sehr schwer, die zurückzuzahlen. Nur wenn die Mehrwertsteuer gesenkt wird, haben wir noch eine kleine Chance, das wieder auszugleichen.“
„Es geht auch um die Mitarbeiter: Bei Kurzarbeit ohne Trinkgeld fehlt mindestens 50 Prozent des Einkommens“, so Eric Naunheim, der in mehreren Betrieben am Trierer Kornmarkt rund 150 Angestellte beschäftigt.
Aktion „Leere Stühle“ vor die Porta Nigra
Die Forderungen der Trierer sind dieselben wie bei allen Gastronomen deutschlandweit:
- Ein klarer Fahrplan für die Wiedereröffnung der mehr als 220.000 Betriebe
- Einführung von 7% Mehrwertsteuer für das Gastgewerbe
- Aufstockung von Zuschüssen für alle Unternehmensgrößen (bemessen an Steuererklärungen, um ehrlich wirtschaftenden Gastronomen gerecht zu werden)
- Aufstockung des Kurzarbeitergeldes auf 80 % UND Einführung des Kurzarbeitergeldes auch für Auszubildende
Schewe: „Es geht uns um Aufmerksamkeit für unsere Situation. Es gibt da eine verzerrte Wahrnehmung. Viele glauben, dass es reicht, dass aktuell viele Leute ihr Essen zum Mitnehmen in der Gastronomie kaufen. Diese Aktionen sind nett, aber reichen auf keinen Fall. Dafür wollen wir Sensibilität herstellen. Wir wollen bewusst machen, wie viele wir sind. Mit den leeren Stühlen können wir die Lage sichtbar machen.“
Die Organisatoren rechnen mit mindestens 80 teilnehmenden Unternehmen. Alle werden Stühle aus ihren eigenen Betrieben mitbringen. Schewe: „Die Vernetzung ist sehr gut, was das angeht, hat Corona auch etwas Gutes. Die Gemeinschaftlichkeit ist ganz groß im Moment, von der Burger-Bude bis zum 2-Sterne-Restaurant sind alle dabei.“
Was die bisherigen Anstrengungen wie den Offenen Brief angeht, zieht Schewe ein positives Fazit: „Wir sind sehr zufrieden mit dem OB, aber er kann nicht alles entscheiden.“ Auch ihr Kollege erkennt, dass die bundesweiten Bemühungen Wirkung zeigen: „Der Finanzminister hat erstmals gesagt, er könne sich vorstellen, die Mehrwertsteuer vorübergehend zu senken. Das ist ein gutes Zeichen.“
Die Gastronomen sind vorbereitet für die Öffnung
Sollte es bald wieder möglich sein, die Betriebe zu öffnen, sind die Gastronomen vorbereitet: „Wir machen uns so viele Gedanken“, berichtet Naunheim. „Wir werden nichts mehr auf den Tischen stehen haben, sodass wir alles nach jedem Gast desinfizieren können. Gewürze gibt es nur auf Wunsch. Wenn eine Speisekarte benutzt wurde, kommt sie in eine andere Box als vorher, damit sie desinfiziert werden kann. Wir werden natürlich auch die Abstandsregelungen einhalten und mit Securitys dafür sorgen, dass nicht mehr Menschen als zulässig reinkommen. Zusätzlich wird das komplette Personal Masken tragen.“
Anonym meint
„Es geht auch um die Mitarbeiter: Bei Kurzarbeit ohne Trinkgeld fehlt mindestens 50 Prozent des Einkommens“
Warum Aufstockung des Kurzarbeitergeldes? Erst steuerfrei Trinkgelder kassieren (weniger Steuern abführen) und dann auch noch mehr rausbekommen?
Reiner Honnecker meint
was hat denn jetzt der Alkohol wieder mit Corona zu tun. Im Restaurand was leckeres essen und ne Flasche WEin trinken, wo komme ich dann, ausser meiner Frau, zu nahe.
Ansonsten unterstütze ich die Aktion
Nicole meint
Als ob es jetzt nur um das Saufen geht ! Wir können in der Gastro besser den Abstand halten wie in einem riesen Shoppingcenter oder Outlet.
Uwe S. meint
Ich hatte schon bei der unsinnigen Aktion aus Dresden mit dem Bild der leeren Stühle dicht an dicht den Kopf schüttel müssen.
Wenn ich dann bei Ihnen lesen muss, dass 3 angeblich so erfolgreiche Gastronomen sich jetzt hervorheben wollen um unnötigen Druck auf die Politik auszuüben.
Zum einen ist jedem Politiker der Ernst der Lage in der Gastronomie bekannt und ich bin mir sicher, wenn es Möglichkeiten gibt, die mit Aufrechterhaltung oder Verbesserung der epidemiologischen Situation vereinbar sind, wird es Öffnungen in einzelnen Bereichen geben.
Alle Forderungen werden bereits diskutiert und erörtert, warum zusätzlich und damit unnötig weiteren Druck aufbauen? Es kann keinen terminlichen Fahrplan geben, da die Datenlage fragil ist da keiner den Verlauf dieser Pandemie vorhersagen kann. das erinnert mich an nervige Kinder die alle Nasen lang fragen,“ wann sind wir da“, wenn man auf langer Fahrt ist und im Stau steckt. Die Frage mit dem befristeten Mehrwertsteuersatz ist auch schon diskutiert und wenn es noch Wochen so weiter geht muß man kein Prophet sein, um zu wissen, dass dies ein gutes Instrument sein wird die Gastronomen hinten heraus zu unterstützen. „Aufstockung von Zuwendungen für die ehrlich wirtschaftenden Gastronomen auf Basis ihrer Steuererklärungen“, Wow! über diese Forderung muss ich erst mal nachdenken! Wenn ich das richtig verstanden haben, gab es Soforthilfen gerade für die kleinen Unternehmen und Soloselbständigen, weil die eben nicht auf großen Erfolgspolstern sitzen können, diese eben keine Betriebsausfallversicherungen haben die bei so einer Krise einspringen können. Jetzt jammern die Branchenkönige an erster Front, „warum bekommen wir nichts“ , wenn die kleinen unterstützt werden? Bei Krediten winken auf einmal alle ab, obwohl es so einfach wie nie war, einen zinsgünstigen Kredit zu bekommen, für den unser Staat 100% der Bürgschaft übernimmt, der im ersten Jahr nicht zurück gezahlt werden muß (außer Zinsen), also in der Zeit in der sich die Branche erholen kann und zusätzlich von der Mehrwertsteuererleichterung profitiert. Die Heulerei um die Mieten die zu hoch sind und ohne Kunden nicht zu leisten sind. Die Höhe der Miete richtet sich meist nach der Lage und von der hatten diese Gastronomen über viele Jahre reichlich profitiert. Die kleineren Gastronomen die mehr von Stammkunden leben als vom Tourismus hatten es da oft nicht so üppig, profitieren jetzt aber vielleicht von ihrer Stammkundschaft und dem Spendenprogramm von Herzschlag. Mir tun vor allem die Vermieter leid, die teilweise ganz auf Kosten verzichten müssen oder diese mit einer Verspätung von zwei Jahren erst erhalten. Ja auch dass war eine echte Erleichterung, dass man trotzdem Kündigungsschutz genießt, wenn man die Mieten April bis Juni eben nicht bezahlt. Leider machen da auch Unternehmen Gebrauch, die es nicht nötig hätten. Ach ja und da wäre ja auch noch das Insolvenzrecht, es ist unglaublich aber man muß keine Insolvenz anmelden in dieser Zeit, obwohl es bei vielen unausweichlich wäre und keiner wird ,wie es üblich wäre, generell von der Staatsanwaltschaft überprüft, ob es strafrechtliche Konsequenzen geben muß. Die Regelung mit dem Kurzarbeitergeld und die Ausweitungen waren richtig und schnell beschlossen, ebenso dieser kleine Effekt, dass sogar die gesamten Sozialbeiträge vom Staat übernommen werden, was vorher wohl nicht der Fall war. Auch wenn es für viele Gastronomen schwer werden wird, mit und trotz der Hilfen vom Staat zu überleben, sollte wir eher der Politik danken, statt sie so unnötig vor sich her zu treiben. Ich persönlich bin auch betroffen und die Gastronomie in der ich arbeite ist zu 95% abhängig von der Schülerschaft und dies bedeutet für uns eine erhebliche Einbußen vom 16.3.2020 bis voraussichtlich 17.8.2020, also 5 Monate bis es wahrscheinlich einen halbwegs normalen Schulbetrieb gibt. Aber bevor man Energie für solch unsinnige Aktionen wie „Leere Stühle“ investiert, sollte man erst einmal die o.g. Möglichkeiten ausschöpfen, bevor man schon nach der nächsten Finanzspritze giert. Es gibt so viele Bürger denen nicht annähernd so viel staatliche Hilfe zuteil wird , wie den Unternehmen.
Alle die von irgendeiner Art der Sozialhilfe leben verschuldet oder unverschuldet, die leiden meiner Meinung genauso und machen nicht so ein Geschrei. Und um in dieser Zeit finanzielle Probleme zu bekommen, da muss man nicht von der Sozialhilfe leben, dass geht wohl im Moment den Meisten so. Aber bei aller Debatte um mehr Geld wird meines Erachtens aus den Augen verloren, warum wir in dieser Situation sind, einer Pandemie, die keiner vorher sehen konnte und auf die keiner eingestellt war. Und bei wirklich aller Sympathie und dem vollsten Mitgefühl für diese meine Branche macht es aus meiner Sicht weder Sinn die Gastronomie in Gänze wieder zu öffnen und es würde dem epidemiologischen Verlauf aus meiner Sicht schaden. Sorry auch wenn ich mich zum Buhmann machen werde, aber wie bitteschön soll man in den Kneipen einen Mindestabstand und eine Maskenpflicht gewährleisten können? Noch dazu mit steigendem Alkoholpegel, ein Phänomen was schon zu normalen Zeiten nicht beherrschbar ist. Da hilft es auch nicht auf die Biergärten und Terrassen auszuweichen, da verlagert man das Problem am Ende nur. Ja ich weiß , dies trifft nicht auf alle Kneipen zu, aber bitteschön, wie soll dies gesplittet werden ohne man Ende die gleiche Diskussion zu haben, „wenn der darf, dann will ich aber auch“, auch wenn es keinen Sinn macht und Menschen in Gefahr bringt. Gastronomie in Gänze ist und war für mich nicht nur ein Erlebnis welches vielfältig ist, da sind natürlich die Speisen und Getränke, aber es ist doch vor allem der Kontakt zu den Menschen, die Geselligkeit die es erst zu einem gelungenen Event macht. Tja und genau das wollen wir eben nicht, das dürfen wir nicht und das können wir den vielen Menschen die an Covid19 erkrankt sind und erkranken werden, den Menschen die sie pflegen und medizinisch versorgen, nicht antun. Sorry ich muß es schreiben wie es ist, die Öffnung der Gastronomie in der nächsten Zeit kostet Menschenleben und diesen Preis bin ich nicht bereit zu zahlen, wie sieht es da bei den Wortführern Berger, Naunheim und Schewe aus? Was soll dann also diese Aktion bewirken, die Rettung der Gastronomen um jeden Preis, auch wenn es Menschenleben kostet, habt Ihr darüber mal nachgedacht? Ist Geld und das unternehmerische Überleben wichtiger als ein Wiederaufflammen der Epidemie und damit wichtiger als erneute ansteigende Todeszahlen? Ich kann mich da festlegen, wir versuchen lieber auf niedrigstem Niveau das Unternehmen am Überleben zu halten, selbst auf Geld zu verzichten uns ehrenamtlich bei Hilfsprojekten zu engagieren und denen zu helfen, denen es noch schlechter geht. Nein ich habe keine Zeit und auch keinen Antrieb um leere Stühle zu rücken, um diejenigen in die Enge zu treiben, die als Einzige in der Lage sind uns halbwegs aus der Krise zu helfen, auch wenn einige auf der Strecke bleiben und die meisten angeschlagen sein werden, aber wir werden, da bin ich zuversichtlich , am Ende wieder eine blühende Gastronomielandschaft erstrahlen sehen. Uwe S.
Joachim Hutmacher meint
Die Ausführungen von Eric Naunheim sind sehr vernünftig, nur wenn Alkohol im Spiel ist, werden einige Gäste bspw. die Abstandsregelung nicht einhalten. Im Gastro-Bereich halte ich die Öffnung deshalb für sehr bedenklich, zumindest in der jetzigen frühen Zeit. Ganz klar werden viele Gaststätten es schwer haben diese Krise zu überstehen, aber andererseits geht die Gesundheit der Bevölkerung vor. Man sollte später hingehen und auf steuerlicher Seite hier eine längere Zeit den Gastwirten entgegenkommen, sei es einer verminderten Steuer auf Speisen und Getränke oder die Besteuerung für einen bestimmten Zeitraum ganz auszusetzen.
Kl. GO meint
Dann geht das alles wieder von vorne los. wie soll da der abstand gewährleistet sein. die sollen die gastwirte entschädigen und gut ist.