Am 29. März kommt sie heraus: die neue CD von Jochen Leuf und Band. Den CD-Release feiern die drei Bandmitglieder Jochen Leuf, Hannah Fortenbacher und Toby Urban mit einem Konzert im, für wenige Monate neu eröffneten, Kasino am Kornmarkt.
Mit ihrer Crowdfunding-Aktion haben die drei Musiker aus Trier einiges an Aufmerksamkeit auf sich gezogen. Auch überregional, so waren sie auf der Startseite von StartNext fast einen Monat lang StartNext-Newcomer. Sie überzeugten mit einem eigens gedrehten “Bewerbungsvideo”, für das sie sich in Kartons vor die Porta setzten. Gaben zahlreiche Wohnzimmerkonzerte, brachten Investoren Kuchen und spielten zum Geburtstag ein Ständchen vor der Haustür. Sogar ein Hamburger Radiosender wurde so auf die drei aufmerksam. “Crowdfunding ist so auch eine sehr interessante Marketingmöglichkeit.” erklärt Bandleader Jochen Leuf. Allerdings darf man nicht blauäugig an die Sache herantreten:
“Wer mit drei Facebookfreunden in die Sache einsteigt, hat eigentlich schon verloren. Man braucht ein originelles Konzept, muss dranbleiben, die Sache immer wieder aktivieren, netzwerken. Das ist ein wesentlicher Aspekt.”
Freiheit und Wehmut
Sehr anstrengend, aber für viele Kreative und Künstler die einzige Möglichkeit an Geld heran zu kommen, um ihre Pläne zu verwirklichen. „An eine Bank heran zu treten, wenn man unter Eigenvermarktung und -Verantwortung arbeitet ist denkbar schwierig. Immerhin hat man keine Plattenfirma im Hintergrund.“ Crowdfunding greift ergo besonders im künstlerischen Bereich.
Mit über 100% haben die Drei ihr Ziel erreicht und konnten vor Ende des Jahres schon in die Studioarbeit starten. Aufgenommen haben Jochen Leuf und Band erneut im Studio von Daniel Bukowski. Doch die Arbeit startete nicht erst im Studio. Monate vorher wurde schon an der Produktion gewerkelt, Songs definiert, eine Linie gefunden, ein Konzept. Die eigentliche Studioarbeit nahm dabei den geringsten Teil ein. Hier wurden die Songs noch einmal zusammengefügt und weiter ausdefiniert. So kamen auch ein Schlagzeug (eingespielt von Stefan Schoch) und ein Bass (Florian Turbing) dazu. „Nach der Studioarbeit hat man noch einmal eine ganz andere Definition in den Songs drin. Nochmal ein neues Niveau.“ Darüber kann man natürlich Stunden diskutieren, die Details sind nicht nur unglaublich wichtig, sondern auch hoch an der Anzahl. Soll die Spur noch etwas lauter und die andere dafür etwas leiser? Oder umgekehrt? „Irgendwann muss man einfach entscheiden, dass genug überlegt wurde. Dann muss es fertig sein.“
Eine spannende Phase, aber auch arbeitsreich und extrem. „Wir kamen aus der Crowdfunding-Phase raus, direkt in den Musikvideodreh, hatten viele Konzerte, dann ging es direkt die Studio-Phase. Wir mussten eine recht lange Zeit auf einem konstanten Arbeits-Level durchhalten.“ Besonders für Toby und Hannah bedeutete das oft Extraschichten, immerhin ist er berufstätig und sie studiert. Hier muss der Bandleader entscheiden, wieviel er seinen Bandmitgliedern zumuten kann und darf. Im Gegenzug müssen diese überlegen, wieviel sie mitmachen können. Das ist für Leuf klar.
Klar wollte er auch die CD halten. „‚Klar‘ im Sinne einer reduzierten Studioarbeit. Alles auf eine Linie bringen. Wir haben zum Beispiel bewusst auf Streicher oder opulente Backings verzichtet. Es geht darum, dass was man auf der CD hört auch auf der Bühne nachbauen zu können.“ Ein Schlagzeug und einen Bass kann er auch auf der Bühne haben. Ein Streichquartett wird da schon schwieriger.
Fernweh und Ferngut
Was für eine CD erwartet einen nun ab dem 29.3.? „Dreh- und Angelpunkt ist das Meer, dementsprechend wählte Leuf den Titel: „Child of the Sea“. „Das Meer ist für mich Freiheit und Hoffnung, aber auch Trauer, Wehmut und Abschiedsschmerz zugleich. Es ist für mich sehr vielschichtig.“ Und verknüpft mit eigenen Erfahrungen, so suchte er das Meer auf nachdem eine junge Freundin von ihm an Krebs verstarb. Ihr zu Ehren schrieb er auch den Song „Jasmin“. Damals saß er in Südfrankreich am Meer, schrieb einen Abschiedsbrief, fasste seine Trauer und Fassungslosigkeit in Worte und verstaute sie gut in einer Flaschenpost. Die warf er hinaus. Die erste Songauskopplung basiert auf diesem Gefühl, das Gefühl des Loslassens: „Free Falling“.
„Das Meer ist für mich ein zu einer Seite offener Horizont. Prinzipiell ist alles da, was ich mir in ihn hineindenke, man hat den Kopf frei um seine Vergangenheit Revue passieren zu lassen, aber auch um sich die Zukunft auszumalen. Es ist Anfangs- und Endpunkt zugleich.“ Gerade ist Jochen Leuf wieder am Meer unterwegs. Abstand vom Lebensalltag gewinnen, Fernweh kennt er nicht. „Wenn ich Fernweh habe, gehe ich in die Ferne.“ Kein Fernweh, dafür Fernwohl. Zeit um kreativ zu sein: „Der Abstand ist überlebenswichtig für mich, hier kann ich kreativ sein. Kreativität ist etwas, was aus Ruhe entsteht, das Meer hilft mir dabei.“ 95 % eines Songs entstehen aus dieser Ruhe heraus, die restlichen 5 % sind dann harte Arbeit. Dann entscheidet sich letzten Endes, „ob’s stimmt, obs’s klingt“.
Für das Kasino am Kornmarkt hat er sich wegen der schönen Atmosphäre entschieden, für das Releasekonzert spielt Jochen Leuf mit voller Bandbesetzung, mit Schlagzeug, Bass und Cello. Um eben genau das präsentieren, was man auch auf der CD bekommen wird. „Sinn der Sache ist dabei die Leute für zwei Stunden die Welt um sie herum vergessen zu lassen.“ Wenn’s gefällt, wird sich bestimmt auch sein Wunsch für’s neue Jahr erfüllen: „Ich will spielen, spielen, spielen. Und Trier ein kleines bisschen bunter machen.“
Hier geht’s zum Kartenvorverkauf
Fotos: Archiv
Kommentar verfassen