Als Jonas „Jonny“ Amberg von der A-Klasse in die Oberliga wechselte, war noch nicht abzusehen, ob er wirklich Fuß fassen kann. Spätestens seit dieser Saison hat er bewiesen, dass der Schritt nicht zu groß für ihn war. Im Interview mit 5vier.de sprach der Ehranger über den Klassenunterschied, seinen Knock-Out gegen Engers und wie es nach dem Vertragsende im Sommer für ihn weitergehen könnte.
5vier.de: Hallo Jonas, wir haben uns hier in Ehrang, deiner alten Wirkungsstätte, verabredet. Allerdings wohnst du gar nicht mehr in dem Stadtteil. Wie kam es dazu?
Jonas Amberg: Das stimmt, ich bin vor einer Weile nach Kenn gezogen. Es hat sich einfach so ergeben. Ich habe eine schöne Wohnung für einen guten Preis gefunden.
Bis dahin hast du aber immer in Ehrang gelebt und, abgesehen vom Wechsel zur Eintracht 2019, immer dort gespielt. Bei den Senioren von Ehrang/Pfalzel ging es nie über die A-Klasse hinaus, obwohl du individuell fabelhafte Statistiken hattest. Warum bist du nie zu einem höherklassigen Club gewechselt?
Weil ich da mit meinen besten Freunden zusammengespielt habe und wir einen super Teamgeist hatten. Das hat einfach mega Spaß gemacht. Daher kam es für mich nie in Frage zu einem anderen Verein zu wechseln.
Jonas Amberg machte für Eintracht-Trier eine Ausnahme
Bis es zum besagten Wechsel kam. Warum hast du dich dann Eintracht-Trier angeschlossen?
Seit 2013, als der Verein noch in der Regionalliga war, war ich immer gucken und Fan gewesen. Dann eine Einladung zum Probetraining zu bekommen war natürlich eine riesige Ehre.
Und da hast du dann direkt sportlich überzeugen können? Oder spielte es auch eine Rolle, dass du ein Trierer Jung bist? Also ein bisschen PR für den Verein bedeutest?!
Ich wurde erstmal für zwei Tage eingeladen. Da gab es Training, aber auch ein Spiel, wo ich direkt ein Tor erzielen konnte. Dann wurde ich erneut eingeladen, dieses Mal für drei Tage. Danach hat sich die Eintracht mit mir zusammengesetzt und mir einen Vertrag angeboten. Daher denke ich schon, dass es sportliche Gründe waren, warum sie mich verpflichten wollten. Dass ich aus Trier bin und Kontakte in der Region habe, hat vielleicht auch eine kleine Rolle gespielt.
Das bedeutete ein Sprung von drei Spielklassen nach oben. Mal ehrlich: hast du geglaubt mithalten zu können?
Ich habe natürlich schon direkt bei den Probetrainings gemerkt, dass das läuferisch und taktisch eine ganz andere Hausnummer ist. Ich wollte es einfach versuchen. Die Verpflichtung war irgendwie noch schwer zu glauben für mich. Am Anfang ging es mir nur darum die Chance zu nutzen, mich verbessern zu können. Über Spielzeit habe ich gar nicht nachgedacht. Und der Anfang war wirklich schwierig.
Vom Zuschauer zum Stammspieler
Du hattest zwar Einsätze zu Beginn, aber des Öfteren saßt du die ganzen 90 Minuten auf der Bank. Dann kam ein Mittelfußbruch, weshalb du in der verkürzten Saison 20/21 gar nicht zum Einsatz kamst. In dieser Saison stehst du allerdings häufig in der Startelf. Wie kam es zu dieser positiven Entwicklung?
Nach dem Fußbruch habe ich in der Corona-Pause sehr viel gearbeitet, vor allem im Einzeltraining. Da habe ich eine gute Grundlage geschaffen, auch im läuferischen und Ausdauerbereich. So habe ich mich dann weiterentwickelt.
Hätte ich vor der Saison gewusst wie es für mich persönlich laufen wird, wäre ich sehr zufrieden gewesen. Schon allein von den Einsatzzeiten her. Natürlich gibt es auch Spieltage, wo ich mich abends über bestimmte Situationen ärgere, die nicht so gelaufen sind, wie es hätte sein sollen. Ein paar Tore hätte ich mehr schießen wollen. Aber grundsätzlich bin ich auf jeden Fall zufrieden.
Es gab in der Saison allerdings auch einen Schockmoment. Gegen Engers kam es zu einem Zusammenprall mit einem Gegenspieler und du wurdest ohnmächtig. Da kam Vielen die noch frische Erinnerung hoch, als der dänische Nationalspieler Christian Eriksen bei der Europameisterschaft um sein Leben kämpfen musste. So schlimm war es bei dir zum Glück nicht. Hast du noch eine Erinnerung an den Knock-Out?
Wenig, ich kann mich noch erinnern wie ich auf den Ball geguckt habe und es dann „eingeschlagen“ ist. Aber wie das genau abgelaufen ist oder wo ich getroffen wurde, weiß ich nicht mehr. Zum Glück war es nur eine Gehirnerschütterung. Ich wurde gut eine Woche geschont und nach fünf, sechs Tagen gab es ein paar Tests und langsames Training. Beim übernächsten Spiel konnte ich schon wieder auflaufen. Es gab also gar keine bleibenden Schäden.
Jonas Amberg ist „einer von uns“
Ich möchte nochmal kurz auf deinen Wechsel von der Fanszene auf den Platz zurückkommen. Du durftest schon das ein oder andere Mal eigene Sprechchöre hören. „Du bist einer von uns“ wird gerne angestimmt. Wie ist das für dich?
Ich kann mich noch ganz genau daran erinnern, es war gegen Waldalgesheim, als ich das 1:0 gemacht habe, wie ich da Gänsehaut bekommen hatte. Das war eines der geilsten Momente, die ich in Trier hatte. Sonst bekommt man während des Spiels nicht immer alles mit, da habe ich es aber realisiert. Ich bin jetzt noch mit Vielen in Kontakt, die da mitsingen. Dass die sich noch an die „alten“ Zeiten erinnern, ist natürlich genial. Das ist ein wunderschönes Gefühl.
Was hat sich sonst noch für dich verändert, seit du höherklassig spielst? Deine Physis ist sehr auffällig, steckst du da besonders viel Arbeit rein, seit die Herausforderungen größer geworden sind?
Im Gegenteil. Früher habe ich fünf Mal die Woche das Fitnesscenter besucht. Mittlerweile trainiere ich eher „fußballbezogen“. Aktuell stehe ich bei 83 kg, in Ehrang lag ich bei über 90 kg. Da musste ich runter, um schneller in den Bewegungen zu sein. Das ist das Wichtigste beim Fußball.
Wie geht es nach dem Vertragsende weiter?
Dein Vertrag läuft im Sommer aus. Wie sehen deine Pläne danach aus?
Ich bin gerade dabei meine Bachelorarbeit an der Trierer Uni fertig zu stellen. Da mache ich mir natürlich Gedanken, was ich damit machen möchte und beschäftige mich auch mit Bewerbungen usw. Da schaue ich nach rechts und links, da bin ich jetzt an einem Scheideweg. Mit dem Verein gab es bis jetzt noch keine Verhandlungen über eine Verlängerung.
Ich würde sehr gerne in Trier bleiben. Und ich will versuchen eine Stelle zu finden, die mit dem Fußball vereinbar ist. Das muss man sehen, ob das so möglich sein wird.
Heute ist für Jonas Amberg und Co um 14 Uhr Anpfiff im Moselstadion gegen den Tabellenletzten Hassia Bingen. Durch die neue Verordnung sind die Eintrittsbedingungen deutlich gelockerter. Es gilt 3G für Erwachsene, es wird eine Tageskasse geben, Masken sind nicht vorgeschrieben und es dürfen auch wieder über 10.000 Menschen einkehren. Tickets könnt ihr online kaufen.
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