Das Jahr neigt sich dem Ende zu. In der Innenstadt treffen wir uns mit Eintracht-Triers Cheftrainer Josef Cinar. Es wird etwas kälter, da die Schlange vor der Teststation zu lange ist, findet das Gespräch im Außenbereich eines Cafés statt, wo man mit 2G ohne Plus sitzen darf. Doch ausreichend eingekleidet ist das Treffen trotzdem in angenehmer Atmosphäre möglich. Wir haben mit Jupp das herausfordernde Jahr 2021 Revue passieren lassen. Weil das seine Zeit in Anspruch nahm, haben wir das Interview in zwei Teile aufgeteilt. Heute schauen wir auf die erste Jahreshälfte, Neuzugänge im Sommer und über die Enttäuschung des Nicht-Aufstiegs.
5vier.de: Hallo Josef, wie geht es dir?
Josef Cinar: Ganz gut soweit. Jetzt ist ja die Winterpause, da ist mehr Zeit für die Familie und andere Dinge, die ein bisschen auf der Strecke geblieben sind. Da komme ich ein bisschen runter und kann etwas Abstand gewinnen.
Die Pause kam durch Spielabsagen etwas früher als geplant. Kam dir das entgegen? Oder hättest du gerne die Partien noch absolviert?
Gute Frage. Ich glaube die Pause kam schon gelegen, weil das Pensum in der Zeit davor einfach sehr hoch gewesen ist. Wir haben gemerkt, dass allen eine Pause guttun würde.
Enttäuschung nach Nicht-Aufstieg
Zu dem Saisonverlauf und -ende kommen wir später noch. Wir würden gerne mit dir das Jahr ein wenig Revue passieren lassen. Anfang des Jahres war es vor allem abseits des Feldes interessant. Die Saison war noch nicht abgebrochen, aber es gab mehrere Konferenzen zwischen Vereinen und Verbänden. Am Ende stand ein Saisonabbruch und eine viel kritisierte Regelung zum Pokal. Außerdem ein längerer Prozess wegen der Verwehrung des Aufstiegsrechts als Tabellenführer. Wie blickst du heute darauf? Ist der Ärger immer noch groß oder hast du es abgehakt?
Insgesamt war es natürlich sehr enttäuschend. Die Enttäuschung ist zwar vergessen, aber da kommt schon noch was hoch, wenn man sich daran erinnert. Wir hatten viel investiert und eine überragende Saison bis dahin gespielt. Und es gab klare Zeichen des Verbandes, dass wir für die Regionalliga zugelassen werden. Dann kam aus dem Nichts die Absage. Das musste man erstmal verarbeiten. Aber das haben wir dann irgendwann hinter uns gelassen und uns auf die neue Saison vorbereitet.
Im März, also als vieles noch ungeklärt war, hast du deinen Vertrag um 2 Jahre verlängert. Seid ihr da jegliche Szenarien durchgegangen, die auf den Verein noch zukommen können?
Eigentlich ist es bei uns ganz klar: Entweder spielen wir in der Oberliga oben mit oder in der Regionalliga gegen den Abstieg. Das waren die denkbaren Szenarien. Wichtig war, dass ich das Vertrauen gespürt habe, dass wir gemeinsam auch durch schwierige Zeiten gehen.
Josef Cinar verlängerte Vertrag bei unbekannter Perspektive
Du hast deinen Vertrag verlängert, bei der zweiten Mannschaft kam ein neuer Trainer, Timo Zeimet. Nun sind da noch einige Klassen dazwischen, da sie vor wenigen Jahren von ganz unten anfangen musste. Wie sieht der Kontakt zwischen euch aus?
Wir tauschen uns schon aus. Natürlich ist die C-Klasse weit weg von der Oberliga und dem Niveau dort. Aber wir sehen uns häufig auf dem Trainingsgelände und sprechen über verschiedene Dinge. Das wird dann in den nächsten Jahren hoffentlich mehr, wenn die Zwote weiter aufsteigt. Das Ziel bleibt, junge Spieler, die noch nicht ganz so weit sind, um in ihrem ersten Jahr bei den Senioren aufzulaufen, in der zweiten Mannschaft aufzubauen. Nicht jeder aus der U19 ist direkt so weit bei der 1. Mannschaft spielen zu können. Wir wollen diese vielversprechenden Spieler aber auch nicht an andere Vereine verlieren.
Wie vorhin schon angesprochen, kam Ende März die Entscheidung, dass ihr nicht aufsteigen dürft. Wie bist du persönlich damit umgegangen?
Es war eine ganz schwere Situation. Die Hoffnung war immer da. Man versucht die Spannung hochzuhalten, Trainingspläne zu entwerfen, die Motivation aufrechtzuerhalten, was irgendwann kaum noch möglich ist. Als dann die Entscheidung fiel, war es erstmal enttäuschend. Dann ist man in einem Schwebezustand. Man weiß nicht, was als nächstes kommt. Es gab ja auch geänderte Entscheidungen, wer das Pokalfinale spielen soll, weil zwei, drei Vereine das nicht wollten. Das alles zusammen hat so sehr enttäuscht, dass man einfach nur Abstand gewinnen wollte.
Die Kontinuität blieb erhalten
Die Enttäuschung war überall zu spüren. Dennoch hob sich schon wenige Wochen später die Stimmung, weil viele Spieler ihre Verträge verlängerten, meist über zwei Jahre. Warst du bei den Verhandlungen direkt beteiligt?
Da wo es um die Details geht, bin ich nicht dabei. Aber mit wem wir verlängern wollen und mit wem nicht, kläre ich im engen Austausch. Es ist wichtig, dass alle hinter den Entscheidungen stehen. Im Großen und Ganzen haben wir aber ohnehin dieselben Meinungen. In diesem Jahr waren die Entscheidungen vielleicht nicht immer ganz fair, da sich Spieler nur zu einem Drittel präsentieren konnten. Da ist unsere Bewertung natürlich nur begrenzt möglich. Vielleicht hätten sich manche Jungs noch im Laufe der Saison entwickelt. Da war es dann schwierig Manchem zu sagen, dass wir uns trennen.
Und dass die meisten Spieler gleich für zwei Jahre unterschreiben war auch dein Wunsch?
Ja, das Ziel ist schon, einen Großteil der Jungs zu halten. Vor allem die, die die Qualität und den Charakter haben. Die sollen einen Kern bilden, mit dem man langfristig planen möchte. Drumherum sollen sich dann junge Spieler entwickeln, denen wir noch Zeit geben möchten.
Josef Cinar ist zufrieden mit den Transfers im Sommer
Eine Ausnahme bei der langfristigen Bindung der Eigengewächse war Christoph Anton. Nach etlichen Jahren im Eintracht-Trikot entschied er sich, nicht mehr für den Verein aufzulaufen. Es dauerte nicht lange, bis ein gewisser Sven König bei euch unterschrieb und nun auf der ähnlichen Position einer der Topscorer der Liga ist. Zudem habt ihr Chris Bibaku verpflichtet, immerhin drittbester Scorer der Mannschaft. Wie zufrieden bist du mit euren Transfertätigkeiten?
Die, die wir verpflichtet haben, haben uns verstärkt. Davon bin ich überzeugt. Chris hat Potential, das er ausschöpfen muss. Da erwarten wir noch einen weiteren Schritt in der Rückrunde. Er hat Tore vorgelegt und geschossen, aber er hätte mehr Tore erzielen können. Auch Sven müsste mehr, deutlich mehr Tore geschossen haben. Aber das zeigt, dass immer noch Luft nach oben ist. Das ist das Gute.
In einem Interview erzählte uns Sven König, dass er trotz seiner Ausbeute nicht immer zufrieden mit seiner Chancenverwertung ist.
Als wir im Sommer 2019 ein Testspiel gegen Rot-Weiß Koblenz hatten, die eine Liga höher spielten, ist Sven uns schon aufgefallen. Er hat besondere Stärken, daher haben wir ihn im Auge behalten. Wir konnten ihn nach den Corona-Pausen überzeugen, dass wir eine gute Station für sind. Hier kann er sich zeigen und seine Qualität beweisen. Uns war da bereits bewusst, dass Sven ein überdurchschnittlicher Oberligaspieler ist und die Qualitäten für die Regionalliga hat. Das hat er in der Hinrunde gezeigt.
Am 29. Dezember lest ihr den zweiten Teil unseres Interviews mit Josef Cinar. Da geht es um neue Transfers, 2G im Stadion, Verletzungen und vieles mehr. Bleibt am Ball!
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