Nachdem ihr im ersten Teil des Interviews mit Eintracht-Triers Trainer Josef Cinar seine Bilanz der ersten Jahreshälfte gelesen habt, folgt heute der zweite Teil zum Jahr 2021. Da spricht Jupp über den Handlungsbedarf auf dem Transfermarkt, das Ende der 29 Spiele währenden Heimserie und über den Optimismus bzw. Pessimismus für den weiteren Verlauf der Saison.
5vier.de: Wir haben zuletzt über die Qualitäten der Sommer-Neuzugänge Chris Bibaku und Sven König gesprochen. Allerdings waren sie nicht die einzigen. Es kamen einige Talente hoch und im Laufe der Spielzeit wurde Yannick Debrah verpflichtet. Wie fällt da deine Bilanz aus?
Josef Cinar: Nach den, teilweise langfristigen, Ausfällen von Tim (Garnier, A. d. R.), Maurice (Roth), Jonny (Amberg), Ömer (Kahyaoglu) und Robin (Garnier) haben wir uns entschieden, nochmal tätig zu werden. Yannick hat sich gut eingefügt und hat schnell Fuß gefasst. Er bringt gute Qualität mit. Zudem haben wir einige U19-Spieler eingesetzt, die sich sehr gut entwickeln.
Wir wollen aber trotzdem auf dem Transfermarkt nochmal tätig werden. Die Jungs haben in der Hinserie einen richtig guten Job gemacht, jedoch gilt es die langfristigen Ausfälle unserer Leistungsträger aufzufangen.
In welchen Mannschaftsteilen siehst du Handlungsbedarf?
Im zentralen offensiven Mittelfeld haben wir durch die ganzen Ausfälle schon Bedarf. Da könnte sich etwas tun.
Josef Cinar möchte auf Verletztenmisere auf dem Transfermarkt reagieren
In weiten Teilen der Saison habt ihr die Liga dominiert. Nach den diversen Verletzungen wichtiger Spieler, gab es da Zweifel, ob ihr weiter auf dem hohen Niveau agieren könnt?
Dass wir zum Ende hin in eine Schwächephase rutschten, fällt ein Stück weit darauf zurück. Wir konnten auf Leistungsschwankungen nicht mehr reagieren. Es ist halt bitter, weil man machtlos ist, wenn aufgrund von Foulspielen zwei Kreuzbänder reißen. Oder Ömer sich im Zweikampf den Fuß bricht. Robin fällt hin und bricht sich den Daumen. Das ist einfach Pech, da kann man nicht viel machen.
Was absehbar war, waren die muskulär bedingten Ausfälle. Sowas ist bei dem hohen Pensum nicht ganz zu verhindern. Bei so einer Summe an Ausfällen kann das keine Mannschaft auffangen.
Das hat trotzdem nichts daran geändert, dass wir ganz oben stehen wollen. Es war zudem nie eine Ausrede und wird keine werden. Wir haben immer noch genug Qualität im Kader, um die Spiele zu gewinnen.
Benefizspiel führt zu bundesweiter Aufmerksamkeit
Ein Highlight im Jahr 2021 war das Benefizspiel im August für die Flutopfer. Initiiert hat das Ex-Eintracht-Spieler Robin Koch. Wie hast du das erlebt?
Da waren wir, die Spieler und die Trainer, nicht wirklich involviert. Ich habe das Spiel, glaube ich, vom Fernseher aus verfolgt. Das war natürlich eine super Geschichte. Der Verein hat das richtig gut organisiert und entsprechende Anerkennung dafür erhalten.
Nach diesem tollen Abend mitsamt vielen Zuschauern, gab es ein paar Wochen später etwas Knatsch. Ihr habt euch, zusammen mit den RÖMERSTROM Gladiators Trier, für eine 2G-Regelung für Zuschauer entschieden. Das wurde von Teilen der Fanszene abgelehnt. Es folgten Gespräche mit dem Verein. Wie stehst du dazu?
Das ist ein schwieriges Thema, mit dem ich mich nicht so viel befasst habe. Ich finde, dass man beide Seiten verstehen kann. Auf der einen Seite erschwert man den Besuch im Stadion und einige wollen ihre Daten nicht preisgeben. Auf der anderen Seite muss der Verein für Sicherheit sorgen. Das ist nicht immer leicht, alles unter einen Hut zu kriegen.
Josef Cinar ist egal, gegen wen er verliert
Der 30. Oktober ist eines der wenigen sportlichen Enttäuschungen in den letzten Jahren: Ausgerechnet im Derby gegen den FSV Salmrohr endete eine unglaubliche Heimserie ohne Niederlage im Moselstadion. Wie schmerzhaft war das? Und machte der Gegner die Niederlage noch schlimmer?
Die Niederlage hat uns wehgetan. Ob das Salmrohr oder ein anderer Verein ist, interessiert mich nicht. Dass es ein Gegner vom Tabellenende war, schon. Ich kann verstehen, dass es für unser Umfeld besonders ärgerlich war, dass es der FSV war, aber wir als Team müssen uns frei von solchen Emotionen machen. Jede Niederlage ist eine zu viel. So ein Spiel wird uns nicht nochmal passieren.
Was womöglich auch hätte verhindert werden können, ist das erneute Pokal-Aus.
Wir haben generell keine gute Pokal-Saison gespielt. Gegen Engers haben wir über weite Strecken ein gutes Spiel gemacht. Aber haben fatale Fehler begangen, die uns sonst so nicht passierten. Ob es das Eigentor war oder dass wir Bälle unterlaufen haben. Die Defensivleistung in der 1. Halbzeit war einfach nicht gut. Offensiv hat uns die Durchschlagskraft gefehlt. Wir waren zwar das dominierende Team, aber wir konnten uns nicht richtig durchsetzen. Und dann scheidet man in einem knappen Spiel eben aus.
Englische Wochen forderten ihren Tribut
Zu Beginn hattest du schon erwähnt, dass die Winterpause ganz recht kommt. Eure Dominanz war Richtung Jahresende nicht mehr so zu beobachten, wie in den Monaten zuvor. Lag das vor allem an den genannten Verletzungsausfällen?
Natürlich hatte das einen Einfluss. Aber generell war unser Pensum wie gesagt sehr hoch. Im Oktober haben wir in vier Wochen acht Spiele gehabt. Im September und November gab es auch Englische Wochen. Wir waren teilweise überspielt, weswegen nicht jeder hundert Prozent abrufen konnte. Die langen Anfahrten im Bus stecken zusätzlich in den Knochen. Trotzdem hat sich jeder zerrissen und alles gegeben, was möglich war. Das konnten wir einordnen.
Nun seid ihr trotzdem deutlich auf dem 1. Tabellenplatz. Allerdings muss man in der Oberliga vor allem auf die andere Staffel gucken, wenn man aufsteigen möchte. Worms hat einen Punkt weniger, allerdings auch zwei Spiele weniger. Wie optimistisch bist du, dass es endlich dieses Jahr mit dem Aufstieg klappt?
Es wird spannend zu sehen sein, wie eine Endrunde ablaufen wird. Für mich ist es das erste Mal, dass ich eine Endrunde spiele. Da werden Teams dabei sein, die keine Chance haben aufzusteigen. Ob sie es als Testlauf für die neue Saison sehen oder ob sie den Wettbewerbscharakter voll ausspielen, wird sich zeigen.
Josef Cinar geht optimistisch ins nächste Jahr
Die Frage können wir auch noch umdrehen: Wie pessimistisch bist du, dass die Saison mit dem ansteigen der Infektionszahlen und der Sorge vor Omikron erneut frühzeitig abgesagt wird?
Da bin ich gar nicht pessimistisch aktuell. Meinem Gefühl nach wird es durch die Impfungen und das Boostern einigermaßen unter Kontrolle bleiben. Deswegen glaube ich, dass der Spielbetrieb weiterlaufen wird. Unter welchen Bedingungen, ist vielleicht eine andere Frage.
Josef, vielen Dank für das Treffen und eine angenehme Zeit über die Feiertage.
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