Am kommenden Wochenende (21. bis 23. Juni) findet auf dem Rasenplatz in Leiwen die zweite Auflage des U11-Junior-Cups statt (Hier geht’s zum Vorbericht von 5vier.de). Guten Kontakten des aus Hetzerath stammenden Ex-Profis Marco Toppmöller, bis vor Kurzem U10- und U11-Coach beim FC Bayern München, ist das sehr illustre Teilnehmerfeld zu verdanken. Den Zuschauern versprechen E-Jugend-Teams von Schalke 04, Borussia Dortmund oder Bayer 04 Leverkusen dabei Jugendfußball auf höchstem Niveau, bei dem vielleicht ja auch die Draxlers, Götzes oder Castros der Zukunft an der Mosel zu begutachten sind. Und die teilnehmenden Nachwuchskicker aus der Region (SV Hetzerath, JSG Leiwen, zwei Qualifikanten) dürfen sich mit ihnen messen.
5vier sprach im Vorfeld des Turniers mit Sam Farokhi, U11-Trainer von Schalke 04 und mit dem Jugendleiter des SV Hetzerath, Michael Keipp.
Die U11 gehört im Konzept der „Knappenschmiede“, wie das Nachwuchsleistungszentrum von Bundesligist Schalke 04 stilecht bezeichnet wird, zum Grundlagenbereich. „Wie der Name schon sagt, steht bei diesen Jahrgängen die Arbeit an den Grundlagen des Fußballspiels im Vordergrund. Dazu gehören neben der koordinativen Entwicklung vor allem technische Aspekte wie Ballan- und mitnahme, direktes Passen, Torschuss, Dribbling oder Eins-gegen-Eins sowohl offensiv als auch defensiv. Unser Fokus liegt dann darauf, jeden einzelnen Spieler darin individuell zu fördern“, erklärt Sam Farokhi, der als Cheftrainer für die U11 der „Knappenschmiede“ verantwortlich ist.
Was ein Spieler schon mitbringen sollte, um im Profi-Nachwuchs von S04 aufgenommen zu werden und solch eine Förderung genießen zu dürfen? „Eine gewisse Grundschnelligkeit muss einfach vorhanden sein. Schlicht aus dem Grund, weil wir in diesem Bereich am Wenigsten mit Training verbessern können. An der Technik können wir dagegen eben sehr effizient mit den Jungs arbeiten. Ein Spieler, der für uns interessant ist, sollte also zunächst einmal mit und ohne Ball schnell sein. Außerdem achten wir darauf, ob er ballhungrig ist, sprich die Bälle fordert, dass Spielfreude- und -intelligenz zu erkennen sind und er gewisse Feinheiten an der Kugel bereits drauf hat.“
„Es ist unheimlich wichtig, dass sie solche Erfahrungen machen“
Dreimal pro Woche wird im Training intensiv an der Entwicklung gefeilt. Bei den Trainingsspielen beispielsweise werden dann die Felder so aufgebaut, dass die Talente zu jeder Zeit zu vielen Ballkontakten kommen. „Dabei gilt: je kleiner das Feld, desto größer ist für jeden Einzelnen die Zahl an möglichen Ballkontakten, desto größer auch der Lerneffekt. Zudem ist der Gegnerdruck auf engem Raum natürlich höher und jedes kleine Verspringen des Balles bedeutet sofort dessen Verlust. So gewöhnen sich die Jungs daran, technisch präzise und – auch mental – schnell zu handeln.“
Neben den Trainingseinheiten stehen an den Wochenenden Freundschafts- oder Meisterschaftsspiele an. „So sind wir jede Woche an vier bis fünf Tagen zusammen und daher schon eine kleine Familie geworden“, erzählt der Coach, der gleichzeitig eben auch enge Vertrauensperson seiner Schützlinge ist. Umso wichtiger sind daher Turniere wie in Leiwen, wo die kleinen Knappen ohne ihren Trainer in Gastfamilien übernachten werden. „Es ist unheimlich wichtig, dass sie solche Erfahrungen machen. Je älter sie werden und je länger sie bei uns sind, desto häufiger werden sie fernab ihres gewohnten Umfelds sein und trotzdem Höchstleistung bringen müssen. Allerdings achte ich auch darauf, dass solche Turniere mit Übernachtung für die U11 noch dosiert stattfinden.“
Hetzeraths E-Jugendliche freuen sich auf echte Highlights
Nicht in Gastfamilien, sondern im nahen Zuhause übernachten können die E-Jugendkicker des SV Hetzerath. Ihr Trainer Michael Keipp, gleichzeitig Jugendleiter, weiß um die große Vorfreude. „Die Jungs sind schon sehr aufgeregt und begeistert. Wir kriegen ja nicht so oft die Möglichkeit, gegen nationale und auch internationale Größen antreten zu dürfen.“ Dabei haben er und seine Nachwuchsfußballer keinen Teilnehmer, auf den sie sich besonders freuen. „Ob jetzt Schalke, Leverkusen oder Stockholm. Das sind für uns alles ähnliche Highlights.“
Bei der Premiere des Junior-Cups im vergangenen Jahr stellte der SV Hetzerath die bestplatzierte regionale Mannschaft und erkämpfte sogar ein 0:0 gegen die TSG Hoffenheim. „In diesem Spiel haben alle unglaublichen Kampfgeist gezeigt und sich in alles reingeworfen. Das war von der Einstellung her überragend von meinen Kids und ein echter Höhepunkt für den ganzen Verein“, erinnert sich Keipp, dessen Team 2012 gegen Saarbrücken (0:1) ebenfalls nur knapp ein Remis verpasste.
Auch in diesem Jahr zeigt sich Keipp motiviert, dem ein oder anderen Favoriten eventuell wieder ein Bein zu stellen: „Wir werden auf jeden Fall alles versuchen und die Jungs haben mit Sicherheit die richtige Einstellung. Mit etwas Glück, vielleicht mal in Führung zu gehen und das favorisierte Team in einer schlechten Phase zu erwischen, kann durchaus etwas möglich sein. Gerade bei der kurzen Spielzeit“, hofft er.
Schalkes Sam Farokhi will sich indes nicht auf ein bestimmtes Turnierziel festlegen. „In erster Linie arbeiten wir leistungs- und nicht erfolgsorientiert. Meine Prämisse lautet, dass alle Spieler bereit sein müssen, an ihre Grenzen zu gehen und sich mit jedem zu messen. Die Einstellung, alles zu geben und gute Spiele abzuliefern steht also im Vordergrund. Wenn sich als Zubrot Erfolge einstellen, umso besser.“
Und Erfolge hat seine U11 im regulären Spielbetrieb der abgelaufenen Saison zur Genüge gefeiert. Im sogenannten Revier-Cup machte man mit nur zwei Niederlagen die Meisterschaft perfekt. Besonders wichtig: Der Sieg im Derby gegen den BVB.
„Wir haben das Glück, dass in unserer Region genügend große Vereine ansässig sind, um sich in einem eigenen Wettbewerb regelmäßig auf hohem Niveau messen zu können.“ So spielt bereits Farokhis Team gegen die Talente von Bayer Leverkusen, Borussia Mönchengladbach, des 1.FC Köln oder eben Borussia Dortmund.
Zocken mit Joel Matip und eingesammelte Zeugnisse
Einmal als Profi gegen deren Teams zu spielen, ist natürlich auch schon für Farokhis Youngster der große Traum. Damit ein gewisser Bezug zu ihrem Ziel da ist, haben bei Schalke die Nachwuchsmannschaften bis einschließlich U15 einen Paten aus dem Profikader. „Bei uns in der U11 ist das Joel Matip. Der schaut dann ab und zu beim Training vorbei, zockt mit den Jungs, macht Übungen mit oder verlost schon mal ein Trikot von sich.“
Für anschauliche Motivation auf dem steinigen Weg nach oben ist also gesorgt. Doch trotz aller Ambitionen spielt auch die schulische Ausbildung eine gewichtige Rolle. „Ich lege sehr viel Wert darauf, dass meine Spieler trotz des zeitlichen Aufwands für den Fußball auch in der Schule nicht hinterher hinken. Daher werden regelmäßig Zeugnisse eingesammelt. Und ich muss sagen: Wir haben nicht nur talentierte Fußballer, sondern auch intelligente Kinder“, freut sich Farokhi. Der Notenschnitt der Zeugnisse liegt bei 2,0. Gibt es mal einen Ausreißer nach unten, ordnet der Trainer ab und an auch Lerntreffs am Nachmittag an, damit sich die Jungs gegenseitig helfen. Königsblauer Teamgeist eben.
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