Am vergangenen Freitag besuchte Carolin Kebekus die Arena Trier. Der ausverkaufte Nachholtermin zeigte, warum die Komikerin auch die ganz großen Hallen der Bundesrepublik bis zum letzten Platz füllen kann. Mit derben Humor und klarer Haltung sorgte die Kölnerin für Begeisterung.
Trier. An Selbstbewusstsein fehlt es ihr nicht. Gänzlich allein auf der Bühne, vor 4.500 Zuschauern – Carolin Kebekus liefert, als wäre es das Normalste der Welt. Was für sie durchaus zutrifft, ihre Tour PussyNation führt dutzende Male quer durch die Republik. Sie ist ein Vollprofi, ohne zu routiniert zu wirken.
Bevor sie vor die Menschenmenge tritt, hört man ihre Stimme aus dem Off. Es gibt direkt mal eine Ansage, wer alles nicht erwünscht ist. Rassisten, Sexisten und Co. würden in der Tat keinen schönen Abend in der Arena verleben. Und gleich zu Beginn kommt ihr Selbstbewusstsein zum Vorschein: Die Trierer seien erstklassige Untertanen, es dürfte kein Problem sein ein Land mit ihr als Oberhaupt zu formen und sich geografisch auszuweiten: „Luxemburg, wir kommen!“
Kebekus ist ein Schwergewicht in der Comedy-Szene
Kebekus ist seit vielen Jahren in der Comedy-Szene aktiv und mittlerweile ein echtes Schwergewicht. Entsprechend wird sie auf der Straße erkannt – aber auch betrunken an Karneval in Schlange vor dem McDonalds-Klo. Perfektes Rohmaterial, was förmlich danach schreit, auf der Bühne wiedergegeben zu werden.
Ihr gelingt es, die Themen der Menschen, vornehmlich der jüngeren, scherzhaft wie reflektiert aufzuarbeiten. Von Internetbewertungen, Instagram und Fotofilter und WhatsApp-Gruppen – jeder, der sich in der digitalen Welt bewegt, kann sich damit identifizieren. Die Kunst dabei ist es, nicht vorhersehbar zu sein, schließlich greift so gut wie jeder Comedian zu diesen Themen. Kebekus schafft es, dass sich die Zuschauer mit ihr als Prominente identifizieren, was ihr durch Inhalt, Mimik und Gestik hervorragend gelingt. Als wäre sie die kleine Ulknudel im eigenen Freundeskreis.
Dabei liebt sie es, mit dem Humor unter die Gürtellinie zu gehen. Die eigenen Erfahrungen die des Freundeskreis über Intimrasur, Sex und manipulierten Nacktfotos lassen die Menschen grölen, zahlreiche Gespräche in den Zuschauerreihen zeugen davon, dass sich viele angesprochen fühlen.
Mit Stil unter die Gürtellinie
Plump ist der Auftritt hingegen nicht. Nachdem die Menge zum Kochen gebracht wurde, werden auch die wichtigen Themen der Gesellschaft und im Leben angesprochen. Der Verlust von Empathie, das Zelebrieren von Pseudo-Perfektion, das Diskreditieren der #metoo-Debatte, die Darstellungen beziehungsweise das oberflächliche Abwerten von Frauenkörpern, Schwangerschaftsabbrüche – Carolin Kebekus bezieht zu diversen Themen klar Stellung und nennt die Kinder beim Namen.
Diese klaren Haltungen sowie das Kumpelhafte haben laut ihrer Erzählungen allerdings auch Nachteile. Es sei nämlich gar nicht so leicht, als VIP „etwas zu knattern“ zu finden. Kebekus berichtet von Durststrecken und merkwürdigen Dates. Und wieder kann man sich es vorstellen, dass das tatsächlich so passiert ist. Allerdings ist es nicht unwahrscheinlich, dass solche Geschichten nur aus der Comedy-Feder stammen und nicht der Realität entsprechen. Ihr Privatleben hält die Kölnerin bedeckt, Gerüchte über Partner oder Hochzeiten mit anderen Prominenten halten sich hartnäckig.
Vielleicht sind das aber auch nur Märchen. Apropos Märchen: Die Geschichten von Schneewittchen und Co. bekommen auch ihr Fett weg. Dass Mädchen von klein auf zum Einzigartig-Sein erzogen werden, Prinzessin sein wollen, die Hübschesten, die vom Prinzen erobert werden müssen – tradierte Ansichten, die laut der Komikerin dringend aufgebrochen werden sollten.
Da stimmt die Pointe, dass Kebekus zur Zugabe die Die Eiskönigin-Hymne für ihre Message umtextet. Zur Begeisterung der 4.500 Menschen, die ihr Standing Ovations geben.
Durch die Verschiebung des Termins auf vergangene Woche, kommt Carolin Kebekus schon in naher Zukunft wieder in die Arena Trier. Für den 1. März kann man schon Tickets erwerben. Es ist zu erwarten, dass viele Zuschauer gerne ein weiteres Mal anreisen werden. Wer das Event verpasst hat, sollte es sich nächstes Jahr nicht noch einmal entgehen lassen.
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