Die Deutsche Bahn AG plant ab Ende diesen Jahres sämtliche Fernzüge zwischen Koblenz und Trier zu streichen und zieht damit den Zorn einer ganzen Region auf sich.
Am Trierer Hauptbahnhof ist der Bahnsteig voll mit Pendlern und Reisenden, als der Intercity einfährt. Von schlechter Nutzung des Zuges kann keine Rede sein, vor allem zu den Stoßzeiten ist der Zug voll.
„Ich kann mir nicht vorstellen, dass dieser Zug für die Bahn nicht lukrativ ist“, meint Elsbeth H., die drei Tage die Woche von Berufs wegen nach Koblenz pendelt, „Ich fahre seit sechs Jahren zu verschiedenen Zeiten auf dieser Strecke und die Züge sind eigentlich immer gut besetzt.“ Die deutsche Bahn AG sieht das offensichtlich anders, denn sämtliche Fernzugverbindung von, nach und durch Trier werden ab Dezember 2014 vollständig gestrichen. Die Moselregion wäre nur noch mit Nahverkehrszügen zu erreichen – Trier und Umgebung würde damit aufs Abstellgleis geschoben.
Stetiger Abbau
Völlig überraschend kommt diese Entwicklung nicht. Die Bahn baut die Streckenverbindungen schon seit über zehn Jahren stetig ab. Der Rückgang ist schon seit 2000 deutlich messbar. Die Begründung ist von Seiten der Bahn seitdem immer die gleiche: von „mangelnder Wirtschaftlichkeit“ ist die Rede. Zwar bot die Bahn an, die Streckenbelegung nicht herunterzufahren, verlangte dafür aber, dass das Land monetären Ausgleich schaffe. Das Bundesland Rheinland-Pfalz war dazu nicht bereit und der Abbau begann, bis schließlich nur noch zwei IC Verbindung pro Tag übrig waren. Da auch Luxemburg die Unterstützung des Fernverkehrs einstellen will, streicht die Bahn nun auch die letzten beiden Intercity-Züge zum Ende des Jahres. Ganz so einfach, wie die Bahn sich das offensichtlich vorgestellt hat, ist es allerdings nicht.
Widerstand von allen Seiten
Aus allen Ecken der Moselregion hagelt es nun offene Kritik – an der Bahn und den Gesetzgebern. Zwischen Verbänden, Bahn und Staat ist eine heiße Diskussion entbrannt, welche sich um die Frage dreht, ob die Sicherstellung einer Fernverkehrsanbindung tatsächlich ein Verfassungsauftrag sei.
Es wird fleißig nach Alternativen gesucht. In anderen Bundesländern, wie beispielsweise Baden-Württemberg oder Niedersachsen, schießen die Nahverkehrsträger bereits seit Jahren Gelder für den Erhalt der IC Verbindungen zu – ein Modell, das auch in der Moselregion funktionieren könnte.
Auch von Seiten der Bevölkerung ist die Empörung ausgesprochen groß. Der Unmut, vor allem auch über die Gleichgültigkeit der Bahn, ist deutlich spürbar.
„Ich verstehe nicht, wie man eine so große Region einfach abschneiden kann“, meint Michael B., seit Jahren regelmäßiger Bahnfahrer, „Vom Verfall des Komforts mal ganz abgesehen. Die Herren von der Bahn sollen sich mal in ihre überfüllten Regionalzüge setzen.“ Das vielseitige Nicken der Umstehenden zeigt deutlich: Die Menschen der Region sind aufgebracht.
„Man hört auch keine echte Begründung von der Bahn“, beschwert sich eine weitere Reisende, „Ich möchte mal die Zahlen sehen, die dahinter stehen: Wie viel kostet so ein Zug und wie viel nehmen die damit ein? Die liegen wahrscheinlich in einer Schublade, gut abgeschlossen. Aber Hauptsache die Preise erhöhen.“
Im Gespräch wird schnell klar – viele der nun (noch) Zugfahrenden planen auf das Auto umzusteigen, tatsächlich beginnt die Planung für Fahrgemeinschaften direkt.
„Warum der Bahn noch mehr Geld in den Rachen werfen? Offensichtlich wollen sie ja keine Fahrgäste mehr haben“, meint Elsbeth H. und wendet sich der Planung ihrer nächsten Fahrt zu – mit dem Auto.
[statistik]Für alle, die ihrer Stimme ebenfalls Gehör verleihen wollen, wurde eine Internet-Petition eingerichtet, die sich direkt an die rheinlandpfälzische Ministerpräsidentin richtet.[/statistik]
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