Monster haben es nicht leicht und so kommt Graf Dracula auf eine geniale Idee: Ein Hotel, in dem sich die gruseligen Außenseiter geschützt von den Menschen erholen und ganz sie selbst sein dürfen. Im „Hotel Transsilvanien“ geht es alles andere als furchterregend zu, zumindest im aktuellen Animationsfilm der Sony Studios. Der furchtlose 5vier-Redakteur Andreas Gniffke hat sich ins Trierer Cinemaxx gewagt!
Im Hotel Transsilvanien kommt alles zusammen, was in der Monsterwelt Rang und Namen hat: Frankensteins Monster, die Mumie, ein Werwolf mit seiner verzogenen Brut, Quasimodo, der Blob und unzählige weitere skurrile Wesen aus der weiten Welt des Gruselfilms. Hier können sie geschützt vor der ihnen böse gesonnenen Menschenwelt einen erholsamen Urlaub unter ihresgleichen verbringen und die Seelen baumeln lassen. Dieses Refugium verdanken sie Graf Dracula, der das verwunschene Schloss in den transsilvanischen Weiten vor allem errichtet hat, um seine kleine Tochter Mavis zu beschützen, denn hinter dem Wellness-Ressort steckt eine schreckliche Familientragödie. Menschen töteten nämlich Draculas große Liebe und der Graf schwor, seine Tochter um jeden Preis zu schützen. Das stellt sich zunehmend schwierig dar, denn der 118. Geburtstag von Mavis steht vor der Tür und die kleine Fledermaus wird flügge und strebt in die große weite Welt. Dies gilt es für den besorgten Vater natürlich zu verhindern, doch die Geburtstagsparty trifft nicht ganz den Geschmack der pubertierenden Tochter, die nicht wirklich auf Zombie-Beethovens und -Mozarts steht. Als dann noch der nervige Rucksacktourist Jonathan in die Party platzt und diese ordentlich aufmischt, ist das Chaos vorprogrammiert.
„Hotel Transsilvanien“ legt ein atemberaubendes Tempo vor und quillt förmlich über vor aberwitzigen Einfällen. Das hilft ungemein, die etwas flache Story zu verschmerzen. Die nach Freiheit dürstende Mavis verguckt sich nämlich in den chaotischen Jonathan und Dracula muss lernen, seinen kleinen Schatz, der zu einer niedlichen Gothic-Lady geworden ist, loszulassen. Die illustre Hotelgesellschaft wird neben dieser Geschichte etwas zur Staffage, doch für den Kinofan ergeben sich unzählige liebevoll eingearbeitete Details, die es zu entdecken gilt. Viel wird aber förmlich an ihm vorbeifliegen, denn da der Film als 3D-Erlebnis konzipiert ist, wird ordentlich an der Actionschraube gedreht. Die Effekte wirkten auch in der „normalen“ Version bereits eindrucksvoll, Freunde der dritten Dimension dürften also auf ihre Kosten kommen.
Ansonsten ist der Film primär auf ein junges Publikum ausgelegt, denn die Monster sind eher lieb und knuddelig als gruselig und für Horror sorgen höchstens die kulinarischen Vorlieben der Hotelgäste. Doch die liebevolle Ausgestaltung des Films und zahlreiche wirklich lustige Einfälle machen „Hotel Transsilvanien“ auch für ältere Semester interessant. Das noch eher unbeschriebene Regieblatt Genndy Tartakovsky schaffte es also, einen Film für Jung und Alt zu machen, über den sicher auch Untote herzhaft lachen können. Reizvoll könnte es sein, den Film später einmal im englischen Original anzusehen, denn dort leihen Hochkaräter wie Adam Sandler, Selena Gomez, Kevin James oder Steve Buscemi den Figuren ihre Stimmen. In der deutschen Version müssen wir mit den „Türkisch für Anfänger“-Stars Josefine Preuß und Elyas M’Barek Vorlieb nehmen, Dracula wird von Comedian Rick Kavanian gesprochen. Gerade bei den Liedern hätte man aber vielleicht wirklich besser auf das Original zurückgegriffen, als sich an einer etwas holprigen deutschen Version zu versuchen.
Vampire sind in der Menschenwelt schwer angesagt, das muss Oberblutsauger Dracula schmerzlich erfahren. Als er gezwungenermaßen sein sicheres Schloss verlassen muss, wird er mit den Weichspülervampiren aus der Twilight-Serie konfrontiert und ist entsprechend geschockt. „So stellen die Menschen sich Vampire vor?“ Nein, keine Angst, Dracula. Wir sind auf deiner Seite!
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