Nicht nur in den deutschen Landtagen sorgen die Piraten zurzeit für Unruhe, auch auf der Kinoleinwand tummelt sich ein äußerst merkwürdiger Haufen. Im neuesten Werk der Aardman Studios (Wallace und Gromit, Shaun das Schaf) segelt ein wenig talentierter Piratenkapitän in ein absurdes Abenteuer, in dem auch der gute alte Jack Sparrow seine liebe Not gehabt hätte. 5vier.de-Redakteur Andreas Gniffke hat sich den Film für euch angesehen.
Unzählige Castingshows flimmern über unsere Mattscheiben, ihre Sieger geraten aber meist ebenso schnell in Vergessenheit, wie sie ins Rampenlicht gezerrt werden. Ein ganz anderes Kaliber ist dagegen die Auszeichnung „Pirat des Jahres“, mit dem regelmäßig der blutrünstigste und beutegierigste Freibeuter der Weltmeere ausgezeichnet wird. So wird es zumindest in „Die Piraten – Ein Haufen merkwürdiger Typen“ erzählt, der seit gestern auf den Leinwänden zu sehen ist. Die Erfolgsbilanz des Piratenkapitäns (so auch sein Name) ist dabei leider ausgesprochen mager, zu erfolglos schippert er mit seiner Crew, zu der auch ein Fisch mit Piratenmütze gehört, über die Weltmeere. Doch sein Selbstbewusstsein ist ungebrochen und so meldet er sich trotz stärkster Konkurrenz zum Wettbewerb an, nicht ahnend, was für ein Abenteuer ihm bevorsteht.
Zunächst einmal muss also kräftig Beute gemacht werden, doch bei allem Ehrgeiz enden alle Versuche im Desaster. Geentert werden lediglich Schiffe, die von FKK-Anhängern, Schülern oder Geistern besetzt sind, reiche Beute: Fehlanzeige. Fast noch schlimmer wird es schließlich, als mit der „Beagle“ das berühmte Schiff des Naturforschers Charles Darwin gekapert wird. Dieser erkennt schließlich, dass der adipöse Papagei des Piratenkapitäns mitnichten ein Papagei ist, sondern ein Dodo, und zwar der letzte seiner Art. Darwin wittert durch die wissenschaftliche Sensation den großen Erfolg und der Kapitän unermessliche Reichtümer, und so macht man sich auf nach London, wo die Wahl zum Wissenschaftler des Jahres ansteht. Doch dort ist man Piraten alles andere als wohlgesonnen, denn Königen Victorias Wahlspruch lautet „Ich hasse Piraten“, und auch Darwin und sein Affenbutler spielen ein merkwürdiges Spiel…
Wo Aardman-Studios draufsteht, ist Qualität drin, da macht auch „Die Piraten“ keine Ausnahme. Eine völlig skurrile Story, liebevoll ausgearbeitete Charaktere und eine unfassbare Detailverliebtheit machen den Film zu einem riesigen Spaß nicht nur für Kinder, sondern besonders auch für Erwachsene. War zuletzt „Arthur Weihnachtsmann“ noch komplett computeranimiert, wurden bei „Die Piraten“ unter der bewährten Regie von Peter Lord wieder die liebgewonnenen Stop-Motion Knetfiguren verwendet, die schon bei „Chicken Run“, „Wallace und Gromit“ und „Shaun das Schaf“ unzählige Fans gewonnen haben. Gerade die Straßenzüge des viktorianischen London sind bis ins letzte Detail liebevoll gestaltet und die etwas minderbemittelte aber treue Crew gerät auf dem ungewohnt festen Boden in arge Turbulenzen. Die Synchronisation, unter anderem mit den TV-Stars Joko Winterscheidt und Klaas Heufer Umlauf als Piratenkapitäns Gegenspieler Black Bellamy und Holzbein Hastings ist solide, im Original hat man mit Hugh Grant und Selma Hayek aber echte Hochkaräter gewinnen können. Gelungen ist auch der Soundtrack des Films, der hauptsächlich aus alten Punk und Ska-Gassenhauern besteht. „London Calling“ heißt es so nicht nur für den Piratenkapitän, sondern auch für die Zuschauer.
„Die Piraten“ kann man sowohl im gewohnten 2D als auch in 3D genießen. Da die Technik hier allerdings nicht im Mittelpunkt steht, macht beides Spaß, der Film ist eine absolute 5vier-Empfehlung für Jung und Alt. Und die Moral von der Geschichte kann man bereits verraten, ohne zu viel vorwegzunehmen. Entscheidend ist nicht Gold, Ruhm und Ehre, sondern eine Crew, die hinter einem steht und auch noch den größten Mist mitmacht. Und natürlich ein Dodo im Bart. Aye Aye, Käptn. Arrrh!!!!
In Trier kann man „Die Piraten – Ein Haufen merkwürdiger Typen“ sowohl im Broadway als auch im Cinemaxx (dort auch in 3D) sehen.
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