Große Namen haben sich zusammengetan, um Lachsfischen im Jemen, den Bestseller von Paul Torday, zu verfilmen. Simon Beaufoy (Slumdog Millionaire) verfasste das Drehbuch und für die Regie konnte Lasse Hallström gewonnen werden, der unter anderem mit Chocolat und Schiffsmeldungen sein Talent für liebevoll und etwas schräg inszenierte Filme demonstriert hat. Herausgekommen ist ein bemerkenswert unaufgeregter, humorvoller und romantischer Film, dem etwas weniger Herzschmerz aber gut getan hätte. 5vier.de-Redakteur Andreas Gniffke hat sich den Film im Trierer Broadway angesehen.
Dr. Alfred Jones (Ewan McGregor), definitiv nicht verwandt oder verschwägert mit seinem Namensvetter Indiana, ist ein britischer Spießer aus dem Bilderbuch. Ein verkopfter Beamter, der in einer sinnentleerten Ehe mit einem grässlich garstigen Weib gefangen ist und eine offene Aussprache nur mit seinen Koi-Karpfen wagt. Ausgerechnet Dr. Jones wird schließlich vor die Wahl gestellt, seinen bis dahin sicheren Job zu verlieren, oder sich einer verrückten Mission zu stellen. Denn ein steinreicher jemenitischer Scheich plant die Wüste seines Heimatlandes zu bewässern, um dort seinem liebsten Hobby nachgehen zu können: der Lachsfischerei. Alfred ist für die Planungen bestens geeignet, ist er doch eine Fischkoryphäe, doch zu solch einem auf den ersten Blick wahnsinnigen Projekt ist er nur durch Erpressung zu bewegen. Job weg oder Scheich. Denn die Angelegenheit ist für die britische Regierung von besonderer Dringlichkeit, braucht man doch angesichts des schwelenden Afghanistankrieges dringend gute Nachrichten über die anglo-arabischen Beziehungen.
Schon bei der ersten Begegnung zeigt sich, dass Scheich Muhammad ibn Zaidi bani Tihama (Amr Waked) kein irrer Geldvernichter, sondern ein scharfsinniger und philosophischer Charakter mit Tiefgang ist, der mit ganzen Herzen hinter seinem Projekt steht und weitreichende Ziele verwirklichen will. Alfred zur Seite steht Harriet (Emily Blunt), die in einer einflussreichen Investment-Agentur für Scheich Muhammad arbeitet und darüber hinaus auch noch außerordentlich attraktiv ist, was der etwas schusselige Dr. Jones aber zunächst kaum zu bemerken scheint. Im Jemen finden die beiden dann zunehmend näher zueinander und der steife Alfred beginnt sich zu verändern. Zunächst fällt die Krawatte, später sein ganzes wohlgeordnetes Leben in sich zusammen. Und das Projekt entpuppt sich als gar nicht so unmöglich wie zuerst gedacht.
Lasse Hallström hat sich in Lachsfischen im Jemen viel vorgenommen. Auf der einen Seite eine ironische Komödie im besten britischen Stil, die sich zunehmend in eine zarte Romanze entwickelt, dabei aber ihren Humor nie verliert. Dazu hat sein Film aber auch Ansätze, als Satire im Dienste der Toleranz vor dem Hintergrund des Gegensatzes zwischen westlicher und arabischer Welt verstanden zu werden. Als romantische Komödie funktioniert der Film bestens, auch wenn der Schmalzfaktor gelegentlich schon arg in den roten Bereich vordringt. Aufgelockert wird dies aber vor allem durch Patricia Maxwell (eine herrlich böse Kristin Scott Thomas), die als PR-Beraterin des Premierministers die Fäden spinnt und dabei fast über Leichen geht. Ihre Chats mit dem Premier sind garstig und wundervoll zynisch, ein absolutes Highlight des Films.
Als politische Satire scheitert Lachsfische im Jemen jedoch leider. Der Krieg in Afghanistan dient höchstens als Kulisse und dazu, der aufflammenden Liebe zwischen Alfred und Harriet ein paar Stolpersteine in den Weg zu legen. Scheich Muhammad wirkt ein wenig wie eine verwestlichte Variante des Weisen aus dem Morgenland, als Stammesführer oder Herrscher im Jemen dürfte man vermutlich größere Sorgen haben als der passionierte Sportfischer. Zwar gibt es auch ein paar finstere Schergen und Terroristen im Sparformat, doch im Vergleich zum realen Jemen geht es doch erstaunlich friedlich zu.
Was den Film dennoch zu einem sehenswerten Kinoerlebnis macht, sind auf der einen Seite der niemals aufgesetzte skurrile Humor und die hervorragenden Schauspieler. Ewan McGregor gibt den spröden Briten mit absoluter Perfektion und Emily Blunt an seiner Seite ist charmant wie immer. Dazu noch herrlich schräg besetzte Nebenrollen und ein charmanter Scheich, was will man mehr. Einem entspannten Kinoabend steht nichts im Wege. Doch gerade wenn es um die Moral von der Geschichte geht, trägt Hallström etwas arg dick auf, bis auch jeder die etwas platte Botschaft verstanden hat. Wer immer mit dem Strom schwimmt, bekommt zwar einen zufriedenstellend bezahlten aber langweiligen Job und dazu noch einen üblen Hausdrachen. Nur gegen den Strom schwimmend findet man dagegen sein wahres Glück (und selbst als absolut humorbefreiter Langweiler) eine attraktive Frau. Tun wir es also den Lachsen gleich und kehren um! Lasst uns gegen den Strom schwimmen!
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