So, für alle die ihn schon sehnlichst erwarten: Hier ist er, der zweite Teil von Paddys Kolumne „Ballawa im Bunker!“
(wer ihn noch nicht gelesen hat: hier geht’s noch mal zum ersten Teil)
Ja, das Konzert also. In den 40 Minuten Auftritt präsentiert die Band Nanny Goat einen Top-Auftritt mit einem Querschnitt durch die beiden Studioalben und zeigt, was es bedeutet, Spaß an einem Auftritt zu haben! Da das Berufsleben einen ganz schön auseinander gerissen hat, freut sich das Quintett umso mehr über die jährliche Wiedervereinigung in der Heimat, um noch mal richtig Spaß zu haben. „Ihr habt den Seniorenteller bestellt, ihr bekommt ihn!“ so Anne zu Konzertbeginn. In DAS Seniorenheim würde ich gerne später mal einziehen, wenn das Menü so lecker schmeckt!
Von Alter und Ermüdung keine Spur. 100% geile Riffs, Schweiß und Herzblut in den Songs, auf der Bühne und in Anne’s Stimme. Da weiß man wieder, wofür es sich zu leben lohnt fernab der täglichen Verpflichtung, sein Einkommen zu sichern. Zudem fand an diesem Abend die Feuertaufe für den neuen Drummer statt, mit dem im Vorfeld erst drei (oder vier mal, da ist man sich selbst nicht so einig) geprobt hat.
Kurz und knapp: Bestanden, setzen, sehr gut!
Das größte und prägendste Erlebnis für Nanny Goat war die gemeinsame Deutschland-Tour vor einigen Jahren, in der man so eng zusammengeschweißt wurde, dass man auch nach so langer Zeit des gemeinsamen Musizierens das Gefühl hat, dass hier einfach alles stimmig ist und passt! Kann kommen, was will – Hand in hand – we will survive! Ein sehr großer Sympathiepunkt, der mein Grinsen im Publikum noch ein wenig breiter werden lässt.
Ich habe es mir nicht nehmen lassen, die Band nach dem Gefühl zu fragen, welches sie vor schier unzähligen Jahren beim Auftritt im Schimmelkeller hatten und wie das Ganze heute in 2011 aussieht. Meine Antwort wäre nicht anders ausgefallen: Damals steckte die Band noch in Kinderschuhen, die ganze Welt stand den jungen Musikern offen und die größten Abenteuer warteten noch auf sie – wer sich auf der Internetseite mal eingängiger informieren mag, der weiß, wovon ich hier schreibe. Nicht jeder bekommt die Möglichkeit, ein Studioalbum in „Übersee“ aufzunehmen! Dies zeugt alleine schon von der musikalischen Qualität! Heute ist es ein Gefühl vom Nach-Hause-Kommen, wenn man es dann endlich mal wieder schafft, sich aufzurappeln und einen gemeinsamen Termin zu finden, an dem man das ausleben kann, was damals für einen und alle gemeinsam „die Welt“ bedeutete. Herrlich – wie ein Roman! Hoffentlich kommt da noch mal eine Fortsetzung der Geschichte, die sich bis hier her sehr gut liest und vor allem hören lässt!
Dass mir die Bands „NEO“ und „Model for Monument“ sehr gut gefallen haben, kann ich jetzt leider nur noch im Nebensatz erwähnen, da ich mit meiner heutigen Ausgabe wohl den Rahmen sprenge (Word-Seite 4 ist gleich voll…au Backe!) und der wohl tierischste Bericht noch aussteht! Neo, deren Sängerin Lisa mich auf dem Hof des Ex-Haus im Vorbeigehen angequatscht hat, dass ich mir doch unbedingt ihren Auftritt anschauen sollte (zugegebener Maßen musste ich nachts noch googeln, woher wir uns jetzt eigentlich kennen…jaja, das Alter… aber wir haben mal gemeinsam mit Fatstock gespielt!), konnten mich auf Anhieb begeistern.
Sängerinnen und Bassisten mit super Namen (Gruß an Jan Jansen! :-)) finde ich ja grundsätzlich schon mal toll. Und Frauen am Bass noch viel mehr – später dazu mehr! Mein erster Eindruck: Die kannst Du ohne Bedenken als Support von Silbermond mit auf Tour schicken! Leider kamen die Texte nicht so ganz durch, aber die werde ich mir noch besorgen – genauso wie einen kleinen Interviewtermin mit der Band selbst, um etwas mehr zu erfahren. Und siehe da, so schnell kommt man wieder in den Bunker! Das Einzige, was dieser Band fehlt, wäre noch ein vielleicht 2 Gesangsmikros, damit man mit nem schönen zweistimmigen Chorus die Zuhörer an die Wand drückt (ihr merkt, ich höre aktuell zu viel Peter Fox!). Aber mehr dazu in einer der nächsten Ausgaben!
Model for Monument. Wie gesagt…Frau am Bass! Yeah. Aber jetzt kommts! Damit ist sie nicht alleine. Diese Band verfügt über die Macht zweier Bässe. Einer ist Bass, zwei sind Bässer oder wie war das? 🙂 Ob das generell so ist, müsste ich erst mal recherchieren. Das werde ich auch tun und mich dann mit einer ausführlicheren Berichterstattung über diese Band zurückmelden! Denn leider bin ich nicht mehr in der Lage, das Gehörte zu verarbeiten (wobei ich mich noch erinnere, dass es mir sehr gut gefallen hat!), weil sich immer noch der Mega-Ballawa der „MONOPEOPLE“ in meinem Gehörgang festgekrallt hat. Und so wie es sich anfühlt, will der auch so schnell nicht mehr da raus!
Man stelle es sich einmal bildlich vor: man geht in den Zoo und steuert auf den Affenkäfig zu. Davor tummeln sich viele Besucher mit weit aufgerissenen Augen, die vor lauter Erstaunen den Mund nicht mehr zu bekommen. Drinnen hocken zwei wild gewordene Affen, die nur durch eine Scheibe (wie in den Polizei-Filmen…man kann rein gucken, aber nicht raus!) von den Besuchern getrennt sind. Interessiert stellt man sich daneben, drängelt sich durch die Menge, um zu sehen, woher der Krach und vor allem wie dieser zu Stande kommt.
Und siehe da: im Käfig hocken Johannes Koster an seinem aufs Wesentliche reduzierte Drumset und Tim Wollmann (gut, der steht…) am Bass, einem überdimensionalen Board an Gitarren- bzw. Bass-Effekten und einer fetten Bassbox und entlocken ihren Instrumenten Klänge, die nicht von dieser Welt sind. Ok, Schlagzeug bleibt immer noch Schlagzeug, aber was Tim da aus seinem alten Bass prügelt ist echt nicht normal! Es klingt irgendwie nach Elektro, einer verzerrten Gitarre und einem fetten Bass – und das alles im gleichen Moment. Da fällt mir der Sack in den Matsch!
Eine halbe Stunde zurück: wir sitzen gemütlich im Ex-Haus Cafe, welches als Backstage-Bereich für die Bands umfunktioniert wurde, aber wie der Veranstalter schon selbst sagt: da wird kaum einer sein, denn dort fließt kein Bier! 🙂 Sehr clever gemacht! Tim kommt gerade zur Tür herein, sein Stirnband gerade erst fixiert. Er sieht aus wie eine Mischung aus Rambo und Karate Kid in den 70ern: lange Haare und zerrissene Jeans. Dann greift er nach seiner Waffe. Dem alten Bass, den er irgendwo ausgegraben hat (ich habe immer mal wieder bei Facebook gesehen, was er nun schon wieder sucht oder am verscherbeln ist…seltsame Dinge gehen dort vor sich!) und spielt in einer wahnsinnigen Geschwindigkeit seine Riffs rauf und runter – ohne, dass man an dieser Stelle viel davon hört.
Aber es sieht schon beeindruckend aus. Seine Freundin Debby knipst währenddessen munter darauf los und hält diese Aufwärm-Phase in Bildern fest. Johannes „Joe de la Costa“ schlüpft in seine monochrom schwarzen Chuck’s, in denen er die Bassdrum wohl noch schneller knüppeln kann, als man es von ihm gewohnt ist. Beide sind angespannt, freuen sich auf den Auftritt und stehen diesem gleichzeitig sehr skeptisch gegenüber. „Wir haben uns als Rausschmeißer angeboten und spielen deshalb live-technisch am Schluss!“ Was die Jungs als Rausschmeißen „anpreisen“ entwickelt sich im Laufe des Auftrittes zu einem Geheimtipp und des Überraschungs-Gigs des ganzen Abends – so sehe ich das zumindest!
Joe kenne ich noch aus ganz alten Zeiten, in denen er bei der Hochwald-Coverband „Full of Pipes“ die Trommelstöcke schwang. Bei Project 54 hat er auch nicht erst einmal ausgeholfen. Derzeit ist er Daniel Bukowskis „Kommando“ unterstellt, der dem wahnsinnigen Auftritt genauso beiwohnt wie viele andere Freunde, die extra wegen Monopeople gekommen sind. Bei Daniel herrschen aber im Vergleich eher zarte Klänge zu dem, was hier geboten wird!
Tim (Maria Hilf, er verflucht mich jetzt, dass ich es doch schreibe…) ist in der Großregion bekannt wie ein bunter Hund, da er viele Jahre lang mit Chock-A-Block überall dort gespielt hat, wo es eine Steckdose für seinen Gitarrenverstärker gab. Neben dem Sänger Sly war er (oder ist es immer noch…) DER Mädchenschwarm der Combo. Wie geil…ich könnte genauso gut hier einen Artikel für die Bravo schreiben! Als einer der besten Gitarristen, die ich kenne, hat er jedoch die Klampfe an den Nagel gehängt und sich den Viersaiter um den Hals gehängt. „Ja Paddy, weißt de…ich wird ja auch älter und mit 6 Saiten komm ich einfach nicht mehr klar. Das wird mir alles zu viel…“ so Tim. O-Ton war aber seinerzeit, dass Bass einfach mehr „bummt“.
Woran das wohl liegt? Wie gut der Jungs wirklich ist, beweist sein Studium an der international anerkannten Popakademie in Mannheim, bei der ich mich selbst schon fast zum Studiengang „Management“ beworben hatte. Dort wird man nicht angenommen, weil man gerne Musik macht. Da muss man schon etwas „mehr“ drauf haben und vorweisen können. Für mich war / ist Tim ein großes Vorbild, was das angeht!
Aber Hand aufs Herz: als fast fertiger Pop-Musikdesigner kann man nicht das lernen, was im Schimmelkeller geboten wurde! Hier bricht der animalische Instinkt der beiden durch! Es klingt so, als würde man die Hunde der jahrelangen braven Coverband-„Knechtschaft“ mit einem gewaltigen Schlag von der Leine lassen und diese stürzen sich nun wild lechzend auf ihre Instrumente und zerreißen diese. (Oleck!) Joe entledigt sich bereits nach dem ersten Song seines T-Shirts (dass er es nicht vom Körper reißt, ist alles…) und seine steigende Körpertemperatur beschert ihm einen „ungewollten“ Special Effect, der ihn im roten Scheinwerferlicht erscheinen lässt, als würde er gerade in Flammen aufgehen „Joe is on fire!“
Aber mit meinem Affenzirkus-Zoo-Vergleich liege ich so goldrichtig, dass mich die Jungs nachher noch aufgefordert haben: „Schreib das! Besser kannst Du es nicht treffen!“ Sogar in ihrem Video geht es um dieses Tier-Thema.
Eines habe ich für mich entschieden und ihnen auch zu verstehen gegeben: Ich würde mir nie im Leben eine CD von Euch kaufen! Mal ganz abgesehen davon, dass es eine Nerven-Zerreißprobe wäre, diese Klänge im Studio aufs Band zu bringen! Denn MONOPEOPLE MUSS man live erleben. Alles andere ist sinnlos!
Der Schimmelkeller platzt gegen Ende des Konzertes aus allen Nähten, die Leute staunen, sehen sich gegenseitig an und lachen sich schlapp, denn so etwas haben sie noch nie vorher gesehen! Gesang ist völlig überflüssig! Es ist einfach unbegreiflich, was dort auf der Bühne geboten wird. Eine neue Musikrichtung wurde geboren! Das Genre? Affen-Ballawer? Keine Ahnung…irgendwie so etwas. Nach dem musikalischen Highlight des Abends legen die Tiere ihre Instrumente nieder und ziehen sich handzahm zurück. Als hätte man einen Schalter umgelegt.
Mein Vorschlag, im diesjährigen Festivalsommer mal auf einer großen Bühne zu spielen, winkt Tim ganz schnell ab: „Das kannst Du nicht bringen, damit kommt doch keiner klar!“ 🙂
Ganz großes Affentheater!
In diesem Sinne…Indians talk Tomahawk !
Euer Mono-Paddy
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